Berlin. Am 4. August wird nicht nur das Bier gefeiert. Es ist auch „Tag des Champagners“. Was man über den prickelnden Tropfen wissen muss.

„Brüder, kommt geschwind. Ich trinke Sterne!“ Ganz verzückt war Kellermeister Dom Pierre Pérignon, als er vor mehr als 300 Jahren einen von ihm eher zufällig gekelterten Champagner kostete. Noch heute gilt der Schaumwein vielen als das festlichste aller Getränke.

Doch woher kommt dieser Ruf? Was genau macht einen echten Champagner aus? Und was hat ein Missgeschick mit seiner Entstehung zu tun? Zum „Tag des Champagners“, der in den 1990er-Jahren von den französischen Herstellern initiiert wurde, haben wir Wissenswertes und Kurioses rund um den feinen Tropfen zusammengestellt – und auch ein bisschen was zum Angeben.

Alles andere ist Sekt

Die Exklusivität fängt schon beim Namen an. Denn nicht jeder dahergelaufene prickelnde Wein darf sich Champagner nennen. Schaumwein, der nicht nach den Champagner-typischen Regeln angebaut und gekeltert wurde, ist laut deutschem Lebensmittelrecht schlicht und einfach Sekt. Wurde das Getränk immerhin in der Flasche gegärt, darf es sich Winzersekt nennen, in Frankreich und Luxemburg Crémant, in Spanien Cava und in Italien Spumante Metodo Classico.

Anbaugebiet

Das Bureau du Champagne, das als Interessenvertretung des Comité Champagne in Deutschland und Österreich die kontrollierte Herkunftsbezeichnung schützt, schreibt auf seiner Webseite: „Weine aus der Champagne werden ausschließlich aus Trauben hergestellt, die in dem genau abgegrenzten Produktionsgebiet in der französischen Region Champagne angebaut, geerntet und zu Wein verarbeitet werden.“ Das Gebiet umfasst seit dem 22. Juli 1927 etwa 33.800 Hektar. Eine Ausweitung ist jedoch in Planung. Seine geografische Lage, sein Boden und Klima führen laut Bureau du Champagne dazu, dass die Trauben Eigenschaften besitzen, „die nirgends sonst auf der Welt zu finden sind“.

Rebsorten

Zugelassen sind nach Angaben des Bureau du Champagne nur drei Rebsorten: Pinot Noir, Meunier und Chardonnay. Am meisten Rebfläche machten im Jahr 2015 die roten Sorten Pinot Noir (38 Prozent) und Meunier (32 Prozent) aus, die weiße Rebsorte Chardonnay wird auf 30 Prozent der Fläche angebaut. Je nach Mischung der Sorten hat jeder Champagner einen anderen Charakter. Denn selbstredend bringt jede Sorte andere Eigenschaften mit und zwar – aufgepasst! – Pinot Noir die Fülle, Meunier die Fruchtigkeit und Chardonnay die Finesse.

Lese und Pressung

Ein besonderer Schaumwein entsteht nur durch besondere Sorgfalt. Deshalb muss die Lese von Hand erfolgen. Auch der Pressertrag ist genau geregelt. Seit 1983 gilt: Für 102 Liter Most müssen 160 Kilogramm Trauben verwendet werden. Vorher reichten 150 Kilogramm aus. Am Ende entstehen daraus etwa 100 Liter Champagner, also exakt 133 Flaschen à 0,75 Liter.

Gärung

Nach der ersten alkoholischen Gärung, bei der aus dem Most der Grundwein entsteht, folgt die für Champagner so wichtige Flaschengärung. Dabei werden dem Wein Hefekulturen zugesetzt, Kronkorken auf die Flasche gesetzt und ab geht es ins Lager, das sich ebenfalls in der Champagne befinden muss. In etwa drei Wochen steigt nicht nur der Alkoholgehalt des Weins leicht an, auch die Kohlensäure löst sich, so dass später im Glas die typische feine „Perlage“ entsteht – also der lang anhaltende Perlenkranz am Glasrand.

Öffnen

Nicht immer will man den Korken knallen lassen – bei ganz festlichen Zeremonien kommt auch schon mal der Champagnersäbel zum Einsatz.
Nicht immer will man den Korken knallen lassen – bei ganz festlichen Zeremonien kommt auch schon mal der Champagnersäbel zum Einsatz. © imago stock&people | imago stock&people

Natürlich öffnet der Champagner-Profi keine Flaschen, er sabriert sie. Und bevor jetzt jemand auf die Idee kommt, mit den Fingern am Flaschenhals herumzufriemeln: Dafür gibt es Werkzeug! Allerdings sollte man schon wissen, was man tut, bevor man den Champagnersäbel kurz über dem Etikett ansetzt und den Flaschenkopf samt Korken abschlägt. Schließlich soll vom Schaumwein noch was übrig bleiben. Erfolgreiche Champagner-Sabreure dürfen den abgeschlagenen Kopf als Trophäe behalten – soll angeblich Glück bringen.

Magnum, Jeroboam, Melchisedech

Die Standardgröße bei Champagner sind 0,75- oder 1-Liter-Flaschen. Aber Standard und Champagner? Eben. Da kann man sich mindestens mal eine Magnum-Flasche (1,5 Liter) gönnen. Macht nicht nur mehr her, sondern soll sich tatsächlich auch auf den Geschmack auswirken, weil der Wein in der größeren Flasche besser reift. Die nächstgrößere Version heißt Jeroboam (3 Liter), alles darüber ist aufwändig in der Herstellung und selten erhältlich. Ach ja, und natürlich teuer. Endstation ist beim Melchisedech (30 Liter).

Geistiger Vater

Sein Erfinder ist er nach Angaben der Union des Maisons de Champagne in Reims nicht, aber der Benediktinermönch Dom Pierre Pérignon gilt dennoch als geistiger Vater des Champagners. Diesen Titel verdankt der Kellermeister der Abtei Saint Pierre d’Hautvillers wohl einem Missgeschick. Als Pérignon seine Arbeit in der Abtei aufnahm, trank man noch stille Weine. Doch einmal, es soll um das Jahr 1700 gewesen sein, hatte er nicht aufgepasst und den Gärprozess nicht korrekt zu Ende gebracht, bevor er den Wein in Flaschen füllte. Sie explodierten! Doch was daraus hervorsprudelte, brachte Dom Pérignon in Verzückung. Fortan setzte er sich zum Ziel, den besten Wein der Welt zu kreieren, schnitzte Korken, verwendete starkwandige Flaschen und experimentierte bei der Zusammenstellung verschiedener Weine (Verschnitt) für den einen, perfekten Champagner. Auf ihn geht auch die Kunst des Weißkelterns roter Trauben zurück.

Größte Abnehmer

Der größte Export-Markt für Champagner war 2016 Großbritannien (31,2 Millionen 0,75-Liter-Flaschen), gefolgt von den USA mit 21,8 Millionen und Deutschland mit 12,5 Millionen Flaschen. Unangefochtener Spitzenreiter beim Absatz ist aber das Champagner-Mutterland Frankreich mit 157,7 Millionen Flaschen, was etwa 51,5 Prozent des Gesamtabsatzes entspricht.

Na, dann: Prost!