Münchberg. Ein Reisebus kracht an einer berüchtigten Gefahrenstelle auf der A9 auf einen Sattelzug und brennt aus. 18 Menschen kamen ums Leben.

Es ist Montagmittag, als das ganze Ausmaß der Tragödie deutlich wird, die sich Stunden zuvor auf der Autobahn 9 zugetragen hat. Plötzlich rollt ein Leichenwagen nach dem anderen an der Unfallstelle vor, um die Toten abzutransportieren. Die Wagen halten mitten auf der abgesperrten Fahrbahn – unweit des ausgebrannten Buswracks, von dem nur noch ein Gerippe übrig ist.

Bestatter tragen Holzsärge heran. Sie sollen die vielen Toten bergen: 18 Frauen und Männer, davon geht die Polizei aus, sind nahe Hof in Oberfranken in ihrem Reisebus verbrannt. Sie wurden Opfer eines der schwersten Busunglücke der deutschen Geschichte.

Die Urlauber waren unterwegs zum Gardasee

Der Unfall ereignet sich gegen 7 Uhr am Montagmorgen. Der Bus ist unterwegs in Richtung Süden, offenbar befinden sich die Touristen auf einer Urlaubsfahrt zum Gardasee. Die Reisenden sollen laut „Bild“-Zeitung zwischen 66 und 81 Jahren alt sein. Sie stammen aus der Lausitz und dem Großraum Dresden. Der Bus fährt aus noch ungeklärter Ursache zwischen den Orten Münchberg und Gefrees auf einen Sattelzug auf und gerät sehr schnell in Brand.

Zum Zeitpunkt des Unfalls hatte sich der Verkehr an dieser Stelle gestaut. 30 Mitglieder der Seniorengruppe können sich ins Freie retten. Mit teils schweren Verletzungen werden sie später in Krankenhäuser gebracht. Die anderen Fahrgäste – insgesamt saßen 46 Touristen und zwei Fahrer im Bus – sterben wohl qualvoll.

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    Als die Rettungskräfte am Unfallort eintreffen, ist es zu spät

    Die Rettungskräfte sind bei ihrem Eintreffen machtlos, der Bus steht bereits komplett in Flammen. Die Hitzeentwicklung ist so stark, dass die Helfer gar nicht an das Wrack herankommen. Andreas Hentschel von der Freiwilligen Feuerwehr Münchberg ist einer der Ersten vor Ort. „Als wir eingetroffen sind, kam niemand mehr aus dem Bus“, sagt Hentschel.

    Es muss ein Inferno gewesen sein. Der Brand ist so gewaltig, dass selbst die Bäume neben der Fahrbahn vom Feuer gezeichnet sind. „Der Bus stand lichterloh in Flammen“, berichtet Andreas Hentschel

    Viele Tote bei schwerem Busunglück auf der A9

    Auf der A9 bei Münchberg ist es am 3. Juli zu einem sehr schweren Verkehrsunfall gekommen. Ein Reisebus bei dem Unglück brannte aus.
    Auf der A9 bei Münchberg ist es am 3. Juli zu einem sehr schweren Verkehrsunfall gekommen. Ein Reisebus bei dem Unglück brannte aus. © dpa | Nicolas Armer
    Ein Reisebus war bei dem Unfall auf einen Lkw aufgefahren.
    Ein Reisebus war bei dem Unfall auf einen Lkw aufgefahren. © dpa | News5 / Fricke
    Danach hatte der Bus mit insgesamt 68 Insassen Feuer gefangen.
    Danach hatte der Bus mit insgesamt 68 Insassen Feuer gefangen. © dpa | Nicolas Armer
    Nur noch ein ausgebranntes Gerippe des verunglückten Reisebusses ist übrig geblieben.
    Nur noch ein ausgebranntes Gerippe des verunglückten Reisebusses ist übrig geblieben. © dpa | Matthias Balk
    „Der Bus stand lichterloh in Flammen“, sagte ein Feuerwehrmitarbeiter.
    „Der Bus stand lichterloh in Flammen“, sagte ein Feuerwehrmitarbeiter. © dpa | Nicolas Armer
    Der Unfallort liegt zwischen den Anschlussstellen Münchberg-Süd und Gefrees.
    Der Unfallort liegt zwischen den Anschlussstellen Münchberg-Süd und Gefrees. © dpa | Google
    Das Luftbild zeigt die Unfallstelle auf der Autobahn A9 bei Münchberg.
    Das Luftbild zeigt die Unfallstelle auf der Autobahn A9 bei Münchberg. © dpa | Bodo Schackow
    Und auch diese Aufnahme macht das Unglück sichtbar.
    Und auch diese Aufnahme macht das Unglück sichtbar. © dpa | Bodo Schackow
    Der komplett ausgebrannte Bus, daneben Feuerwehr- und Rettungswagen sowie Leichenwagen.
    Der komplett ausgebrannte Bus, daneben Feuerwehr- und Rettungswagen sowie Leichenwagen. © Getty Images | Getty Images
    Experten der Polizei unter einem Zelt neben Särgen und Rettungskräften.
    Experten der Polizei unter einem Zelt neben Särgen und Rettungskräften. © dpa | Nicolas Armer
    Bei dem schweren Busunfall sind nach Erkenntnissen der Polizei vermutlich 18 Menschen ums Leben gekommen. 30 der 48 Insassen seien verletzt worden, einige von ihnen schwer.
    Bei dem schweren Busunfall sind nach Erkenntnissen der Polizei vermutlich 18 Menschen ums Leben gekommen. 30 der 48 Insassen seien verletzt worden, einige von ihnen schwer. © dpa | Nicolas Armer
    Die A9 wurde in beiden Fahrtrichtungen gesperrt, so dass vier Rettungshubschrauber auf der Fahrbahn landen konnten.
    Die A9 wurde in beiden Fahrtrichtungen gesperrt, so dass vier Rettungshubschrauber auf der Fahrbahn landen konnten. © dpa | News5 / Fricke
    Auf der Fahrbahn stauten sich die Fahrzeuge.
    Auf der Fahrbahn stauten sich die Fahrzeuge. © dpa | Nicolas Armer
    Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD) reagierte mit Trauer im Landtag in Stuttgart (Baden-Württemberg) auf das schwere Busunglück.
    Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD) reagierte mit Trauer im Landtag in Stuttgart (Baden-Württemberg) auf das schwere Busunglück. © dpa | Christoph Schmidt
    Auch der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) äußerte sich vor Ort auf der A9 mit Bestürzung gegenüber der Presse.
    Auch der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) äußerte sich vor Ort auf der A9 mit Bestürzung gegenüber der Presse. © dpa | Nicolas Armer
    Die Bundesregierung hat ihr tiefes Mitgefühl für die Opfer des Busunfalls in Oberfranken geäußert.
    Die Bundesregierung hat ihr tiefes Mitgefühl für die Opfer des Busunfalls in Oberfranken geäußert. © dpa | News5 / Fricke
    Merkels Dank gehe „an alle Rettungskräfte, Ärzte, Sanitäter, Seelsorger, die im Einsatz waren und sind, um Verletzte zu bergen, um Menschen zu betreuen in einer entsetzlichen Situation.“
    Merkels Dank gehe „an alle Rettungskräfte, Ärzte, Sanitäter, Seelsorger, die im Einsatz waren und sind, um Verletzte zu bergen, um Menschen zu betreuen in einer entsetzlichen Situation.“ © dpa | News5 / Fricke
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    Schon 1990 passierte an diesem Ort eine Katastrophe

    Experten rätseln nun, wie der Bus so schnell in Flammen aufgehen konnte. Er soll nur drei Jahre alt gewesen sein und erst vor Kurzem eine neue Tüv-Plakette bekommen haben. Zumindest einer der beiden Fahrer soll äußerst erfahren und bis Montag unfallfrei unterwegs gewesen sein – 2013 erhielt er laut ARD sogar eine Auszeichnung vom sächsischen Innenministerium. Der gerammte Lkw hatte offenbar Kissen und Betten geladen.

    Der Unglücksort auf einem Abschnitt der A9 (Berlin–München) ist als Unfallschwerpunkt bekannt. Vor 27 Jahren hatte sich auf der sogenannten Münchberger Senke schon einmal eine Tragödie ereignet: Wenige Tage nach der Wiedervereinigung starben bei einer Massenkarambolage mit mehr als 120 Fahrzeugen

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      zehn Menschen, 122 wurden verletzt. Andreas Hentschel von der Feuerwehr Münchberg war auch da im Einsatz. „Damals“, erinnert er sich, „hatten wir ein eineinhalb Kilometer langes Trümmerfeld.“ 2003 gab es bei einer weiteren Massenkarambolage 18 Schwerverletzte.

      Gaffer haben die Rettungsarbeiten massiv behindert

      Die A9 bleibt am Montag Richtung Süden den ganzen Tag gesperrt. Die Katastrophe wird auch die Diskussion um Gaffer weiter anheizen. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) beklagt bei seinem Besuch der Unfallstelle ein „völlig unverantwortliches Verhalten“ mancher Autofahrer. Die Rettungsgasse sei nur spät gebildet worden, Rettungskräfte seien deswegen verspätet am Unfallort eingetroffen. Außerdem hieß es, auf der Gegenspur seien immer wieder Gaffer langsamer gefahren oder hätten sogar angehalten. (mit dpa)