Paris. Nach dem mutmaßlichen Auto-Anschlag auf den Champs-Élysées sind noch Fragen offen. Der Angreifer soll zahlreiche Waffen besessen haben.

Frankreich im Ausnahmezustand: Nach dem Anschlagsversuch auf Polizisten auf dem Pariser Prachtboulevard Champs-Élysées haben Ermittler in der Wohnung des mutmaßlichen Angreifers ein Waffenlager gefunden. Das berichtete die französische Nachrichtenagentur AFP am Dienstag unter Berufung auf informierte Kreise.

Der Sender Franceinfo sprach von zahlreichen Schusswaffen. Zudem sei im Auto des Mannes, der den Behörden als mutmaßlicher Islamist bekannt war, viel Munition gefunden worden. Eine offizielle Bestätigung war zunächst nicht zu erhalten.

Vier Angehörige des Angreifers festgenommen

Aus Justizkreisen war zuvor bereits bekannt geworden, dass Ermittler vier Angehörige des Angreifers in Gewahrsam genommen hatten. Dies ist ein übliches Vorgehen bei Terror-Ermittlungen.

Am Montag hatte ein Mann mit seinem Auto auf den Pariser Champs-Élysées ein Polizeifahrzeug gerammt. Im Wagen sollen Sprengstoff und Waffen gewesen sein. Der Angreifer starb bei der Attacke, sonst wurde niemand verletzt.

Waffenschein trotz Wissen um Radikalisierung

Laut Medienberichten handelte es sich bei dem Fahrer um einen 31 Jahre alten Islamisten, der in Frankreich geboren wurde. Er soll einen Waffenschein als Sportschütze besessen haben, obwohl er als radikalisiert bekannt war. Seine Familie soll der Salafisten-Szene angehören. Die für Terrorismus zuständige Staatsanwaltschaft leitete Ermittlungen ein. Der Sender BFMTV berichtete, es sei ein Brief des Verdächtigen mit einem Treueeid auf den Anführer der Terrormiliz Islamischer Staat (IS), Abu Bakr al-Bagdadi, gefunden worden. Eine offizielle Bestätigung war zunächst nicht zu erhalten.

Niemand könne sich damit zufriedengeben, dass der Mann trotz dieser Meldung den Waffenschein haben könne, sagte Premierminister Edouard Philippe. Als die Erlaubnis erteilt worden sei, habe der Mann keine Vorstrafen gehabt. Bislang sei es den für Waffenscheine zuständigen Behörden zudem nicht möglich, auf die fragliche Datenbank zuzugreifen.

Polizei: Lage unter Kontrolle

Der Vorfall hatte sich unweit des Präsidentenpalastes und der US-Botschaft ereignet.

Das mit Sprengstoff beladene Auto nach dem Vorfall.
Das mit Sprengstoff beladene Auto nach dem Vorfall. © REUTERS | CHARLES PLATIAU

Das Auto hatte einen Polizeikonvoi überholt und ein Fahrzeug der Kolonne im vorderen Bereich gerammt, sagte eine Polizeisprecherin am Montag. Auf Videos war zu sehen, wie kurz nach dem Vorfall orangefarbener Rauch aus dem Auto aufstieg.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von X, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Innenminister Gerard Collomb hatte am Montag erklärt, der Mann habe im Auto Waffen und Sprengstoff transportiert, die eine Explosion hätten auslösen können. Dies zeige, dass die Bedrohungslage in Frankreich weiterhin sehr ernst sei, betonte der Minister unweit des Tatorts vor Journalisten. In Frankreich gilt der Ausnahmezustand, seit im November 2015 bei Anschlägen von Islamisten im Großraum Paris 130 Menschen getötet wurden.

Ermittler bringen die Leiche des Angreifers weg.
Ermittler bringen die Leiche des Angreifers weg. © dpa | Matthieu Alexandre

Präsident Emmanuel Macron erklärte unlängst, er wolle die damit geltenden Sonderbefugnisse der Sicherheitskräfte bei Razzien und Festnahmen noch ausweiten. Macron kündigte eine entsprechende Gesetzesvorlage für die Nationalversammlung an, wo sein Parteienbündnis in der zweiten Wahlrunde am Sonntag eine große Mehrheit errang.

Erst im April war auf den Champs-Élysées ein Polizeibus angegriffen und dabei ein Beamter erschossen worden. Die Extremistenorganisation Islamischer Staat (IS) hatte die Tat für sich reklamiert. (rtr/dpa/jha)