Cleveland. Ein Mann erschießt wahllos einen Rentner und zeigt die Tat auf Facebook. Das soziale Netzwerk will Gewaltvideos schneller entfernen.

  • Ein Mann erschießt wahllos einen Rentner und zeigt die Tat auf Facebook
  • Das soziale Netzwerk will Gewaltvideos schneller entfernen

Facebook hat eine Überprüfung des Umgangs mit Gewaltvideos angekündigt. Die Verfahren müssten verbessert werden, erklärte das weltgrößte soziale Netzwerk. Hintergrund ist ein Video von einem Mord in Cleveland, das am Sonntag mindestens zwei Stunden lang online zu sehen war.

Facebook erklärte, es müsse für Nutzer einfacher werden, gefährliche Beiträge zu melden, und die anschließende Prüfung müsse schneller ablaufen. Der Polizei zufolge hat der mutmaßliche Täter das Video selbst ins Netz gestellt, auf dem zu sehen ist, wie er einen älteren Mann erschießt. Die Fahndung nach ihm läuft mit Hochdruck, und Facebook zeigt ungewöhnlich viel Transparenz.

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Opfer offenbar wahllos ausgewählt

Stephens soll am Sonntag einen 74 -jährigen Rentner getötet und ein Video der Tat bei Facebook veröffentlicht haben. Über das Motiv herrschte Rätselraten. Es scheint, als habe er sein Opfer auf der Straße nach dem Zufallsprinzip ausgewählt und kaltblütig erschossen.

Der alte Mann befand sich nach Angaben der Polizei auf dem Heimweg von einem Osteressen mit seinen Kindern, als sich der Mord ereignete. Medienberichten zufolge fuhr Stephens rechts an den Straßenrand und forderte den Rentner auf, den Namen Joy Lane auszusprechen. „Joy Lane?“, sagte dieser daraufhin fragend. „Ja, sie ist der Grund für das, was Dir jetzt zustößt“, antwortete der mutmaßliche Täter. Er fragte sein Opfer noch nach seinem Alter. Dann drückte er ab.

„Wirklich ein netter Kerl“

Luftballons hängen am Montag in Cleveland in der Nähe des Ortes, an dem der 74-jährige Rentner erschossen wurde.
Luftballons hängen am Montag in Cleveland in der Nähe des Ortes, an dem der 74-jährige Rentner erschossen wurde. © dpa | Mike Householder

Eine Frau mit dem Namen Joy Lane erklärte gegenüber dem Sender CBS, sie habe mit dem Verdächtigen über mehrere Jahre eine Beziehung gehabt. Es tue ihr leid, was passiert sei, schrieb sie in einer Kurzmitteilung an den Sender. „Steve ist wirklich ein netter Kerl. (...) Er war freundlich und liebenswürdig zu mir und meinen Kindern.“ Nach Angaben von Polizeichef Williams befand sich die Frau in Sicherheit.

Die Mutter des Verdächtigen sagte CNN, er sei „wütend auf seine Freundin“ gewesen und habe deshalb auf Menschen geschossen. Sie habe am Sonntag mit ihrem Sohn gesprochen. Sie könne nicht glauben, was passiert sei. Auf Hinweise, die zur Festnahme des 37-jährigen Steve Stephens führen, setzte die Polizei eine Belohnung von 50.000 US-Dollar (rund 47.100 Euro) aus.

Stephens postete drei Videos

„Hier sind Fotos von Robert Godwin, damit er nicht vergessen wird“, twitterte eine US-Journalistin. „Liebe und Kraft für seine Familie.“ Godwin war offenbar das zufällig ausgewählte Opfer des Mordes.
„Hier sind Fotos von Robert Godwin, damit er nicht vergessen wird“, twitterte eine US-Journalistin. „Liebe und Kraft für seine Familie.“ Godwin war offenbar das zufällig ausgewählte Opfer des Mordes. © twitter/MOGirlProbs | twitter/MOGirlProbs

Der Vorfall ließ Zweifel aufkommen, wie Facebook mit den Massen an hochgeladenen Daten aus aller Welt umgeht. Erstmals veröffentlichte Facebook eine detaillierte Auflistung der Ereignisse. Demzufolge postete der mutmaßliche Täter drei Videos. Im ersten kündigte er an, einen Mord begehen zu wollen. Facebook zufolge wurde dies von niemanden gemeldet. Zwei Minuten später lud der Mann ein Video hoch, auf dem der Mord zu sehen ist. Gemeldet wurde dies von Facebook-Nutzern aber erst knapp zwei Stunden später.

Das dritte mit dem Bekenntnis zum Mord wurde elf Minuten nach dem Mordvideo live übertragen. Dies sei kurz darauf gemeldet worden. „Wir haben das Benutzerkonto 23 Minuten nach dem ersten Bericht über das Mordvideo und zwei Stunden nach der ersten Meldung überhaupt gelöscht. Wir wissen, dass wir da besser werden müssen“, teilte Facebook mit.

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Schulen vorübergehend geschlossen

Die Sicherheitsbehörden gingen derweil etlichen Hinweisen nach. Mehrere Schulen im benachbarten Bundesstaat Pennsylvania wurden am Montag vorübergehend geschlossen, nachdem der Verdächtige dort gesehen sein worden soll. Nach Darstellung der Polizei gab es aber keine Erkenntnisse, dass er sich tatsächlich dort aufhielt.

Die Polizei machte unmissverständlich deutlich, dass sie bereit sei, den Flüchtigen zu erschießen, sollte er sich nicht stellen. Diese Botschaft richtete Polizeichef Calvin Williams auch an Freunde und Verwandte des Mannes. „Wenn ihr im helfen wollt, dann tragt dazu bei, dass er sich stellt“, betonte er. Das sei die einzige Möglichkeit für ihn, unversehrt zu bleiben. Williams richtete auch mehrere direkte Appelle an den Verdächtigen, sich zu stellen. (dpa/rtr)