Berlin. Seit dem Ende der Wehrpflicht muss sich die Bundeswehr um neue Soldaten bemühen. Das versucht sie nun mit einer Serie auf Youtube.

Der Trailer startet hochdramatisch – zumindest was die Musik angeht. Man wähnt sich in einer Hollywood-Produktion. Gleich wird sicher so einiges explodieren. Oder wenigstens werden ein paar Schüsse fallen. Wäre ja auch gar nicht so abwegig, schließlich ist das hier ein Video der Bundeswehr.

Von den Machern von „Mach, was wirklich zählt“ (Imagekampagne 2015) und „Berg- oder Beach-Typ?“ (Werbevideo 2012) kommt jetzt das neueste -BundeswehrWerk ins Internet. „Die Rekruten“ ist eine dreimonatige Reality-Doku, die ab November täglich vom Ausbildungsalltag in der Marinetechnikschule Parow in Mecklenburg-Vorpommern erzählt.

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„Ab November wird draußen gespielt“

1,7 Millionen Euro soll sich die Bundeswehr die Webserie auf Youtube kosten lassen haben. Das Ziel: Bewerber für die Mannschaftslaufbahn gewinnen. Kritik gab es bereits von den Grünen. Verteidigungspolitiker Tobias Lindner sagte der „Bild am Sonntag“: „So lange die Ausrüstung der Bundeswehr so marode ist, nützen die teuersten Werbefilmchen nichts.“ Die Millionen sollte Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) lieber für die Soldaten ausgeben.

Stattdessen gibt es für das Geld Bilder von jungen Rekruten, die mit dem Zug zur Kaserne reisen, ihre Arbeitskleidung anprobieren und um fünf Uhr morgens verschlafen aus der Wäsche gucken. Dazu die Einblendungen „Ab November wird draußen gespielt“, „... werden die Tage länger“, „... wirst auch du an deine Grenzen kommen“.

Nutzer kritisieren spaßige Darstellung

Die Kommentare unter dem Trailer sind nicht alle wohlwollend. „Bei uns hieß das noch ‘Stillgestanden, ihr dreckigen Pappnasen’ und das war richtig so. Ausbildung in Kriegsführung ist doch kein funny entertainment“, schreibt etwa einer, ein anderer: „Warum macht man so was bei einer relativ einfachen Grundausbildung wie bei der Marine und nicht bei der Infanterie? Oh wartet, ich beantworte mir die Frage selbst. Es geht darum, junge Menschen für diese ‘tolle’ Behörde zu ködern und dabei wird keinerlei Wert darauf gelegt, wie es wirklich läuft“.

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Tatsächlich müssen sich Deutschlands Streitkräfte seit dem Wegfall der Wehrpflicht im Juli 2011 stärker um neue Soldaten bemühen. Und dabei sahen sie nicht immer glücklich aus.

Bundeswehr blamiert sich mit Frauen-Kampagne

Im Oktober 2014 floppte eine Kampagne, mit der die Bundeswehr ihren Frauenanteil erhöhen wollte. Unter einer Werbung für „Zewa wisch & weg“-Haushaltstücher war damals der Slogan zu lesen: „So vielfältig wie Sie: Individuelle Karrieremöglichkeiten bei der Bundeswehr“.

Ein Programmierfehler der Werbeagentur soll schuld gewesen sein. Die Kampagne wurde trotzdem gestoppt – nach nur einem Tag. Angesichts von Werbevideos, die mit Klischees vollgestopft waren – Frauen vor ihrem Kleiderschrank, Frauen beim Schuhe kaufen – wohl kein Verlust.

Ebenfalls für Kopfschütteln sorgte ein Werbevideo, das die Bundeswehr 2012 auf dem Online-Auftritt der Teenie-Zeitschrift „Bravo“ schaltete. Mit Popmusik, Bergidylle und weißen Stränden („Berg- oder Beach-Typ?“) warb man für kostenlose „Adventure Camps“ – so als wäre der Dienst in der Armee ein einziges spaßiges Abenteuer. Kritiker sahen damals einen Verstoß gegen die UN-Kinderrechtskonvention. (mit dpa)