Paris. Als erster Mensch erhielt Isabelle Dinoire eine Gesichtstransplantation. Mit einigen Monaten Verzögerung wird ihr Tod bekannt.

Die weltweit erste Patientin mit einer Gesichtstransplantation ist tot. Isabelle Dinoire ist bereits im April an den Folgen einer Krebserkrankung gestorben, teilte die Universitätsklinik im nordfranzösischen Amiens mit. Auf Wunsch der Angehörigen sei ihr Tod nicht bekannt gemacht worden. Der Tumor stehe nicht im Zusammenhang mit der Unterdrückung der Immunabwehr, die für die Gesichtstransplantation nötig war.

Dinoire war im Jahr 2005 von ihrem Hund schwer ins Gesicht gebissen worden. Als erster Mensch hatte die damals 38-Jährige große Teile eines fremden Gesicht erhalten. Bei der stundenlangen Operation wurde der untere Teil des Gesichtes – Nase, Mund und Kinnpartie – von einer hirntoten Organspenderin transplantiert. Zehn Monate nach dem Eingriff konnte Dinoire ihre Lippen ganz schließen, nach 18 Monaten normal lächeln. Die Operation hatte für großes Aufsehen gesorgt und Hoffnungen für Opfer schwerer Gesichtsverletzungen geweckt.

Kauen und Sprechen wieder möglich

„Ein Gesicht wiederzubekommen bedeutet auch, eine Identität wiederzufinden“, schrieb die Uniklinik in einer Bilanz. Die Erfahrung des vergangenen Jahrzehnts zeige, dass Gesichtstransplantationen wichtige Körperfunktionen wie Kauen und Sprechen wieder herstellen können.

Die Transplantation bleibe aber ein extrem komplexer Eingriff mit hohem Risiko, warnte die Klinik. Die Komplikationen seien die gleichen wie bei Organtransplantationen. Die Behandlung mit Medikamenten, die die Funktion des Immunsystems vermindern und eine Abstoßungsreaktion gegenüber dem Spendergewebe kontrollieren sollen, mache Patienten anfälliger etwa für Infektionen.

Nach Angaben der Klinik, die Dinoire operiert hatte, gab es weltweit 36 Gesichtstransplantationen, davon 10 in Frankreich. (dpa/aba)