Berlin. Fünf Jahre lang hat ein 41-Jähriger so getan als sei er Arzt – zuletzt auf einem Kreuzfahrtschiff. Nun droht ihm eine Gefängnisstrafe.

Ein falscher Arzt, der zuletzt monatelang auf einem Aida-Kreuzfahrtschiff praktizierte, soll nach dem Willen der Anklage für drei Jahre und zehn Monate ins Gefängnis. Der 41-Jährige habe mit gefälschten Dokumenten fünf Jahre lang die Legende vom Facharzt für Anästhesie aufrecht erhalten können, sagte die Staatsanwältin am Donnerstag vor dem Berliner Landgericht. Die Verteidiger plädierten auf eine Bewährungsstrafe. Das Urteil soll am 8. August verkündet werden.

Der Angeklagte soll aus Sicht der Staatsanwaltschaft des Betrugs, des Titelmissbrauchs, der Urkundenfälschung, der Freiheitsberaubung im Zusammenhang mit verabreichten Narkosemitteln sowie in 63 Fällen der gefährlichen Körperverletzung schuldig gesprochen werden. „Er war ein sehr guter Krankenpfleger und bildete sich weiter, aber er hat dann den falschen Weg gewählt“, hieß es im Plädoyer der Anklage. Ihm sei zugute zu halten, dass durch seine Behandlungen „nichts passiert ist“. Fachliche Beschwerden habe es nicht gegeben.

Angeklagter brach in Tränen aus

Der Krankenpfleger, der sich seit acht Monaten in Untersuchungshaft befindet, hatte zu Prozessbeginn vor drei Wochen gestanden und unter Tränen um Entschuldigung gebeten. „Ich wollte immer nur Menschen helfen“, sagte der Angeklagte. Bereits als Kind habe er sich für die Medizin interessiert. Wegen familiärer Probleme habe er aber das Abitur nicht ablegen und deshalb nicht studieren können.

Seit 2010 hatte der Angeklagte unter anderem mit einer gefälschten Approbationsurkunde ein Lügengebilde aufgebaut. Er erschlich sich als angeblicher Anästhesist und Intensivmediziner bei der Deutschen Stiftung Organtransplantation eine Anstellung sowie als Dozent bei der Berliner Charité. Zudem habe er in einer Praxisklinik bei 41 Patienten die Narkose durchgeführt, gestand der Angeklagte. Zehn Monate war er als Schiffsarzt unterwegs – mehr als 1300 Patienten hatte er laut Zeugen behandelt. 21 dieser Fälle wurden angeklagt.

Der Verteidiger sagte, der Angeklagte sei „kein gewöhnlicher Betrüger“. Ihm sei es nicht um das Geld gegangen, sondern um die Medizin. Ein Zeuge habe im Prozess sogar erklärt: „Er war der beste Arzt, den wir hatten.“ Dass er nie wieder in den medizinischen Bereich zurückkehren kann, sei für den 41-Jährigen die größte Strafe. (dpa)