Chiasso. Das Video eines Eritreers, der im Koffer in die Schweiz einreisen wollte, geht um die Welt. Jetzt wird gegen die Zöllner ermittelt.
Das Video geht um die Welt: Ein Reisekoffer liegt auf dem Boden, eine Hand lugt aus dem Inneren des Gepäckstücks hervor, zuppelt an dem Reisverschluss. Ein ganzer Arm, der Kopf, die zweite Hand kommen zum Vorschein. Ein weiterer Mann, offenbar in Uniform, tritt an den Koffer heran und öffnet den Reißverschluss. Aus dem Koffer schält sich ein junger Erwachsener. Dann wird er abgeführt.
Das Video soll Medienberichten zufolge am Montag von Schweizer Zollbeamten in der Grenzstadt Chiasso aufgenommen worden sein. Es zeige einen 20-jährigen Eritreer bei seinem Versuch, unbemerkt aus Italien in die Schweiz einzureisen. Ein Freund des Mannes habe das Gepäckstück mit dem blinden Passagier über den Bahnsteig gezogen, berichtet das Schweizer Nachrichtenportal „Blick“. Grenzwächtern sei der prall gefüllte Rollkoffer allerdings verdächtig vorgekommen.
Verdächtige Geräusche im Koffer
Andere Medien, wie etwa die britische „Daily Mail“ schreiben, dass Passagiere die Behörden alarmierten, nachdem sie verdächtige Geräusche aus dem Koffer gehört hatten. Zudem seien die Schweizer von Kollegen in Italien informiert worden, dass zwei Eritreer versuchen würden, illegal in die Schweiz einzureisen, heißt es in dem Bericht unter Berufung auf die Schweizer Polizei weiter.
Offenbar zur Beweissicherung filmten die Schweizer Zollbeamten die Befreiung des Eritreers. Einem Bericht des britischen „Guardian“ zufolge habendie Behörden die Echtheit des Videos bestätigt.
Aufnahme landete zunächst bei einer italienischen Zeitung
Später landete die Aufnahme offenbar zunächst in der Redaktion der italienischen Zeitung „Il Giornale“, im Internet verbreitete sich das Video rasend schnell. Doch das hätte eigentlich nicht passieren dürfen, deshalb werde nun gegen Zollbeamte ermittelt. Bei der eidgenössischen Zollverwaltung frage man sich mittlerweile, wie die Aufnahmen an die Öffentlichkeit gelangen konnten, heißt es in einem Bericht des Schweizer Nachrichtenportals „Blick“. Derzeit werde geprüft, ob ein Zollbeamter das Video unerlaubt veröffentlicht hat.
Eritreer zurück nach Italien geschickt
Für den 20-jährigen Flüchtling aus Eritrea endete die Reise an der Grenze in Chiasso. Gemeinsam mit seinem Freund sei er zurück nach Italien geschickt worden, berichten Medien übereinstimmend. Der Versuch des Mannes, unentdeckt über die Grenze zu kommen, ist nicht der erste Schmuggelversuch dieser Art. Im Mai 2015 hatten spanische Grenzkontrolleure beim Durchleuchten eines Rolltrolleys einen achtjährigen Jungen entdeckt. (jkali)