Moskau. Die französische Polizei stoppt einen Bus mit rund 50 russischen Fußballfans. Bei der EM in Frankreich war es zu Schlägereien gekommen.

Nach den Hooligan-Krawallen in Südfrankreich hat die französische Polizei nach Darstellung eines Insassen einen Bus mit russischen Schlachtenbummlern gestoppt. Den fast 50 Reisenden drohe die Abschiebung, sagte der Sprecher der Fangruppe, Alexander Schprygin, am Dienstag am Telefon der Nachrichtenagentur Reuters. Bereitschaftspolizisten umstellten seinen Angaben zufolge das Fahrzeug in Cannes auf dem Weg nach Lille, wo die russische Mannschaft ihr nächstes Spiel bei der Fußball-Europameisterschaft bestreitet.

Der herbeigerufene russische Konsul habe die geplante Erstürmung des Busses verhindert. Die französischen Behörden äußerten sich zunächst nicht zu dem Vorfall. Auf dem Kurznachrichtendienst Twitter postete Schprygin ein Bild aus dem Bus, das die wartende Polizei zeigt.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von X, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Schprygin hatte auch die Krawalle im Stadion in Marseille mit eigenen Augen erlebt. In einem Beitrag in sozialen Netzwerken hatte er den Spieltag dennoch als erfolgreichen Tag für Russland gewertet, wie die „Süddeutsche Zeitung“ berichtet. Schprygin soll nach Angaben mehrere Sportmedien aktiv in der rechtsradikalen Szene Russlands sein. Das Portal ran.de berichtete über Schprygins zweifelhaften Ruf als Fan-Koordinator in der russischen Delegation bei der Europameisterschaft.

Unterdessen startete die Polizei nach Angaben der Präfektur in der Nähe von Cannes eine Razzia gegen mutmaßliche Hooligans. Die Operation sei in der Stadt Mandelieu erfolgt, nachdem 29 russische Teilnehmer der Fan-Krawalle von Marseille namentlich ausfindig gemacht worden seien. Im südfranzösischen Marseille war es am Wochenende zu Schlägereien zwischen russischen und englischen Fußball-Fans mit Dutzenden Verletzten gekommen. (rtr/ac)

Hooligan-Krawalle in Marseille

Es sind Szenen, die niemand bei einer Fußball-EM sehen möchte. Die Partie zwischen England und Russland (1:1) war fast vorbei, als russische Anhänger über Absperrungen kletterten und auf englische Fans losgingen. Viele Briten versuchen, aus ihrem Fanblock zu fliehen.
Es sind Szenen, die niemand bei einer Fußball-EM sehen möchte. Die Partie zwischen England und Russland (1:1) war fast vorbei, als russische Anhänger über Absperrungen kletterten und auf englische Fans losgingen. Viele Briten versuchen, aus ihrem Fanblock zu fliehen. © dpa | Daniel Dal Zennaro
Es sind Jagdszenen: Dutzende russische Gewaltfans greifen im Stade Vélodrome englische Anhänger an, beschießen sie auch mit Leuchtraketen.
Es sind Jagdszenen: Dutzende russische Gewaltfans greifen im Stade Vélodrome englische Anhänger an, beschießen sie auch mit Leuchtraketen. © dpa | Daniel Dal Zennaro
Menschen, die bereits am Boden liegen, werden weiter verprügelt. Insgesamt wurden am Samstag laut Angaben der französischen Behörden 35 Menschen verletzt, davon vier schwer.
Menschen, die bereits am Boden liegen, werden weiter verprügelt. Insgesamt wurden am Samstag laut Angaben der französischen Behörden 35 Menschen verletzt, davon vier schwer. © imago/Sportimage | imago sportfotodienst
Dieser britische Fan wird von gleich mehreren Hooligans geschlagen und getreten.
Dieser britische Fan wird von gleich mehreren Hooligans geschlagen und getreten. © dpa | Peter Powell
Einige Fans können sich in den Innenraum des Stadions retten.
Einige Fans können sich in den Innenraum des Stadions retten. © Getty Images | Alex Livesey
Die Ordner waren mit der Situation sichtlich überfordert.
Die Ordner waren mit der Situation sichtlich überfordert. © imago/Bildbyran | imago sportfotodienst
Bereits während des Spiels hatten sich russische Fans vermummt und Bengalos abgefackelt.
Bereits während des Spiels hatten sich russische Fans vermummt und Bengalos abgefackelt. © imago/BPI | imago sportfotodienst
Anschließend gingen die Ausschreitungen im alten Hafen von Marseille und an anderen Orten der Stadt weiter.
Anschließend gingen die Ausschreitungen im alten Hafen von Marseille und an anderen Orten der Stadt weiter. © REUTERS | JEAN-PAUL PELISSIER
Polizisten der Compagnies Républicaines de Sécurité (CRS), vergleichbar mit der deutschen Bereitschaftspolizei, patrouillieren im Zentrum der Stadt. Die Polizei hatte angekündigt, hart gegen die Gewalt vorzugehen, ...
Polizisten der Compagnies Républicaines de Sécurité (CRS), vergleichbar mit der deutschen Bereitschaftspolizei, patrouillieren im Zentrum der Stadt. Die Polizei hatte angekündigt, hart gegen die Gewalt vorzugehen, ... © dpa | Oliver Weiken
... und setzte dabei auch Wasserwerfer ...
... und setzte dabei auch Wasserwerfer ... © dpa | Tolga Bozoglu
... und Tränengas ein. Kritiker werfen den französischen Sicherheitsbehörden vor, dass die Polizisten überfordert und übermüdet seien. Seit den Pariser Terroranschlägen im November 2015 hat die Belastung für die Beamten stark zugenommen.
... und Tränengas ein. Kritiker werfen den französischen Sicherheitsbehörden vor, dass die Polizisten überfordert und übermüdet seien. Seit den Pariser Terroranschlägen im November 2015 hat die Belastung für die Beamten stark zugenommen. © dpa | Tolga Bozoglu
Bereits am Samstagnachmittag war es am alten Hafen von Marseille zu Ausschreitungen gekommen.
Bereits am Samstagnachmittag war es am alten Hafen von Marseille zu Ausschreitungen gekommen. © dpa | Daniel Dal Zennaro
Neben russischen und englischen Anhängern waren auch Einheimische beteiligt – vermutlich Ultras von Olympique Marseille.
Neben russischen und englischen Anhängern waren auch Einheimische beteiligt – vermutlich Ultras von Olympique Marseille. © dpa | Guillaume Horcajuelo
Die Polizei nahm einige Randalierer fest. Auch zivile Streifen waren im Einsatz.
Die Polizei nahm einige Randalierer fest. Auch zivile Streifen waren im Einsatz. © REUTERS | JEAN-PAUL PELISSIER
Der Einsatz von Tränengas und Wasserwerfern zeigte oft nur kurz Wirkung. Immer wieder gingen die Hooligans aufeinander los – oder lieferten sich eine Straßenschlacht mit der Polizei.
Der Einsatz von Tränengas und Wasserwerfern zeigte oft nur kurz Wirkung. Immer wieder gingen die Hooligans aufeinander los – oder lieferten sich eine Straßenschlacht mit der Polizei. © dpa | Guillaume Horcajuelo
Zehn Personen waren laut der französischen Nachrichtenagentur am Sonntag noch in Polizeigewahrsam. Auch aus Nizza wurden am Samstagabend Ausschreitungen gemeldet.
Zehn Personen waren laut der französischen Nachrichtenagentur am Sonntag noch in Polizeigewahrsam. Auch aus Nizza wurden am Samstagabend Ausschreitungen gemeldet. © Carl Court
Viele Geschäfte und Bars am alten Hafen waren geschlossen. Der Platz, auf dem sich sonst Touristen tummeln, ist an vielen Ecken von zerbrochenen Bierflaschen bedeckt – neben Stühlen das wohl beliebteste Wurfgeschoss der Gewaltfans.
Viele Geschäfte und Bars am alten Hafen waren geschlossen. Der Platz, auf dem sich sonst Touristen tummeln, ist an vielen Ecken von zerbrochenen Bierflaschen bedeckt – neben Stühlen das wohl beliebteste Wurfgeschoss der Gewaltfans. © dpa | Guillaume Horcajuelo
1/17