Der Bestsellerautor Roger Willemsen ist tot. Es starb mit 60 Jahren. Willemsen war seit 2010 eine Honorarprofessor an der HU in Berlin.

Der deutsche Publizist und Fernsehmoderator Roger Willemsen ist tot. Er starb am Sonntag im Alter von 60 Jahren, wie sein Verlag S. Fischer am Montag in Frankfurt bestätigte. Willemsen hatte im August erklärt, er leide an Krebs. Daraufhin zog er sich aus der Öffentlichkeit zurück. Der Tod des Publizisten rief Bestürzung hervor. „Wir trauern um einen bemerkenswerten Menschen und Kollegen“, twitterte das ZDF, für das Willemsen in den 90er Jahren die Talkshow „Willemsens Woche“ moderierte.

„Mit Roger Willemsen verlieren wir einen brillanten Intellektuellen und eine bedeutende Stimme unseres Kulturlebens“, twitterte der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel. Der Linken-Politiker Gregor Gysi erklärte: „Bestechend waren seine Intelligenz und Klugheit, seine Bildung, seine Beobachtungsgabe, seine Genauigkeit und seine Reaktionsschnelligkeit. Das alles war bei ihm verbunden mit einem sehr menschlichen, warmherzigen Charakter. Er konnte nicht nur wunderbar reden und schreiben, sondern auch hervorragend zuhören.“

Nach dem Abitur in Bonn studierte Willemsen Germanistik, Philosophie und Kunstgeschichte. Er arbeitete als Assistent für Literaturwissenschaften an der Universität München sowie als Übersetzer, Herausgeber und freier Autor. 1988 ging er für drei Jahre nach London, wo er als Korrespondent für Zeitungen und Rundfunksender tätig war.

Honorarprofessor an der Humboldt-Universität

Seit 2010 war Willemsen am Institut für Deutsche Literatur an der Humboldt-Universität zu Berlin als Honorarprofessor tätig. "Wir sind an der HU zutiefst erschüttert über den Tod von Roger Willemsen", schrieb die der Präsident der Humboldt-Universität zu Berlin, Jan-Hendrik Olbertz. "Viele erinnern sich (...) an mitreißende Vorträge, aufregende Diskussionsrunden in der Universität und nicht zuletzt an seine großartige Immatrikulationsrede zum Beginn des Wintersemesters 2014."

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Engagement an der Stiftung Berliner Philharmoniker

In Berlin arbeitete Willemsen auch mit der Stiftung Berliner Philharmoniker zusammen. Siet 2012 präsentierte er dort im Rahmen der Konzertreihe "Unterwegs" Weltmusik und Ensembles aus den verschiedenen Kulturkreisen. "Mit großer Bestürzung habe ich vom Tod Roger Willemsens erfahren", sagte Martin Hoffmann, Intendant der Stiftung Berliner Philharmoniker am Montag. "Als kluger Kurator und Moderator von ›Unterwegs‹ hat er uns allen die vielfältige Welt anderer Kulturen erfahrbar gemacht und gezeigt, welch großer Gewinn und welche Einsicht, gerade in der heutigen Zeit, in der anhaltenden kulturellen Neugier liegt. Wir trauern um ihn werden ihn sehr vermissen."

Jürgen Flimm: "Mach's gut, Roger! Du wirst bleiben!"

Jürgen Flimm, Intendant der Berliner Staatsoper würdigte Willemsen mit diesen Worten: "Das ist eine bittere Nachricht. Seit Jahren erheiterte er unsere Sinne, mit einem seltenen Gespür für Geist und Witz. Er war belesen, voller unglaublicher Zitate, jede Minute in seiner Gegenwart war ein Gewinn, so viel konnte man von ihm lernen. Er wird uns, seinen Freunden, und allen, die ihn gekannt und über ihn geschmunzelt und gelacht haben, die er nachdenklich gestimmt hat und zur Bewunderung seines klugen Kopfes verführt hat, sehr fehlen. Mach's gut, Roger! Du wirst bleiben! Dein alter Jürgen".

Durchbruch mit Talksendung „0137“

Den Durchbruch schaffte Willemsen 1991 mit der Talksendung „0137“ beim Bezahlsender Premiere, dem Vorläufer von Sky. An der unverschlüsselt ausgestrahlten Sendung, in der Willemsen pro Jahr mehr als 600 Interviews mit Prominenten und Unbekannten führte, konnten sich auch Zuschauer beteiligen. Seine Gästeliste reichte von der Schauspielerin Audrey Hepburn bis zu Palästinenserführer Arafat und schloss einen echten „Menschenfresser“ ebenso ein wie einen entflohenen Bankräuber. 1993 erhielt er dafür den Grimme-Preis.

1994 wechselte Willemsen zum ZDF. Für den Mainzer Sender moderierte er bis 1998 die wöchentliche Talkshow „Willemsens Woche“, die als ebenso unterhaltsam wie tiefgründig bewertet wurde. Kultstatus erlangte die Sendung auch durch die Live-Musik des Jazzpianisten Michel Petrucciani, der 1999 starb.

Im Oktober 2001 kündigte Willemsen nach elf Jahren Fernseharbeit seinen Abschied vom Bildschirm an. Zur Begründung sagte er, es sei aufreibend zu versuchen, Minderheitsinteressen auf ein Massenpublikum zu übertragen. Nach zweijähriger Pause als TV-Moderator kehrte er allerdings im Februar 2004 im „Literaturclub“ des Schweizer Fernsehens zurück, den er bis September 2006 präsentierte. Willemsen moderierte auch im Radio, unter anderem für WDR und NDR Kultur, wo er durch die Sendung „Roger Willemsen legt auf - Klassik trifft Jazz“ führte.

Roger Willemsen mit 60 Jahren gestorben

Der Bestsellerautor und frühere Fernsehmoderator Roger Willemsen ist tot. Dies bestätigten am Montag sein Büro in Hamburg und der Verlag S. Fischer in Frankfurt.
Der Bestsellerautor und frühere Fernsehmoderator Roger Willemsen ist tot. Dies bestätigten am Montag sein Büro in Hamburg und der Verlag S. Fischer in Frankfurt. © dpa | Rolf Vennenbernd
Willemsen starb demnach am Sonntag in seinem Haus in Wentorf bei Hamburg. Er wurde 60 Jahre alt.
Willemsen starb demnach am Sonntag in seinem Haus in Wentorf bei Hamburg. Er wurde 60 Jahre alt. © imago/Eibner | imago stock&people
Kurz nach seinem Geburtstag im August 2015 hatte Willemsen die Diagnose bekommen und anschließend alle Termine abgesagt.
Kurz nach seinem Geburtstag im August 2015 hatte Willemsen die Diagnose bekommen und anschließend alle Termine abgesagt. © dpa | Sören Stache
Willemsen gehörte zu den bekanntesten deutschen Intellektuellen. Für sein 2014 veröffentlichtes Buch „Das Hohe Haus“ hatte der Autor ein Jahr lang jede Bundestagssitzung verfolgt – von morgens bis nachts. Das hatte vor ihm noch niemand getan.
Willemsen gehörte zu den bekanntesten deutschen Intellektuellen. Für sein 2014 veröffentlichtes Buch „Das Hohe Haus“ hatte der Autor ein Jahr lang jede Bundestagssitzung verfolgt – von morgens bis nachts. Das hatte vor ihm noch niemand getan. © dpa | Jens Kalaene
Seine Bilanz des parlamentarischen Jahres vom 31. Dezember 2012 bis zum 31. Dezember 2013 lautete: „Regierungsparteien kontrollieren das Kabinett nicht, vielmehr begleiten sie sein Tun rühmend und dankend. Die Opposition sieht ohnmächtig zu und wird angesichts der langen vergeblichen Arbeit unbeherrschter und böser.“
Seine Bilanz des parlamentarischen Jahres vom 31. Dezember 2012 bis zum 31. Dezember 2013 lautete: „Regierungsparteien kontrollieren das Kabinett nicht, vielmehr begleiten sie sein Tun rühmend und dankend. Die Opposition sieht ohnmächtig zu und wird angesichts der langen vergeblichen Arbeit unbeherrschter und böser.“ © dpa | Henning Kaiser
Roger Willemsen hat sich selbst mal als „Lebens-Flaneur“ bezeichnet. Wie auf seinen Reisen liebe er es, sich zu lassen und so Erfahrungen zu sammeln. Das sei etwas sehr Schönes. „Jemand ist erfahren – oder wenn er wenig Geld hat, sagt man, er ist bewandert“, witzelte er.
Roger Willemsen hat sich selbst mal als „Lebens-Flaneur“ bezeichnet. Wie auf seinen Reisen liebe er es, sich zu lassen und so Erfahrungen zu sammeln. Das sei etwas sehr Schönes. „Jemand ist erfahren – oder wenn er wenig Geld hat, sagt man, er ist bewandert“, witzelte er. © dpa | Fredrik von Erichsen
„Es gibt keine bessere Möglichkeit, sich der eigenen Dummheit zu vergewissern, als zu schreiben“, fand Autor Roger Willemsen.
„Es gibt keine bessere Möglichkeit, sich der eigenen Dummheit zu vergewissern, als zu schreiben“, fand Autor Roger Willemsen. © dpa | Jens Kalaene
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In den vergangenen Jahren widmete sich Willemsen verstärkt seinem publizistischen Schaffen. Er bediente viele Stilformen und verfasste auch Kolumnen und Reisebücher. In seinem 2008 vorgelegten literarischen Essay „Der Knacks“ gab er Einblicke in prägende Momente seiner Biografie, etwa den „Knacks“, den der frühe Tod seines Vaters verursachte, als Willemsen gerade 15 Jahre alt war.

Zu einem Bestseller wurde sein 2014 veröffentlichtes Buch „Das Hohe Haus. Ein Jahr im Parlament“, für das er ein Jahr lang das Geschehen im Bundestag von der Tribüne aus als Zuhörer verfolgt hatte. Für die Hörbuchversion wurde Willemsen 2015 mit dem Deutschen Hörbuchpreis ausgezeichnet.

Der unverheiratete Willemsen war auch politisch engagiert. So war er Schirmherr des Afghanischen Frauenvereins und Mitglied bei Amnesty International, terre des femmes und Care International. Dem evangelischen Magazin „chrismon“ sagte Willsemsen 2012, er würde gerne wieder an Gott glauben. „Ich denke, dass der glaubende Mensch mit Zuständen der Not besser umgehen kann“, sagte der Publizist, der bereits vor längerer Zeit aus der evangelischen Kirche ausgetreten war.

Auf Twitter bekundeten zahlreiche Politiker und Weggefährten unter dem #willemsen ihre Anteilnahme.

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Mehr zum Tod von Roger Willemsen lesen Sie hier.