Hamburg/Frankfurt. Der Autor und frühere Moderator Roger Willemsen ist im Alter von 60 Jahren gestorben. Willemsen war auch Honorarprofessor an der HU Berlin.

Der Bestsellerautor und frühere Fernsehmoderator Roger Willemsen ist tot. Er starb im Alter von 60 Jahren an den Folgen einer Krebserkrankung, wie sein Büro in Hamburg und der Verlag S. Fischer in Frankfurt am Montag bestätigten. Demnach war Willemsen bereits am Sonntag in seinem Haus in Wentorf bei Hamburg gestorben.

Willemsen gehörte zu den bekanntesten deutschen Intellektuellen. Die Krebserkrankung war bei ihm im August vergangenen Jahres festgestellt worden – wenige Tage nach seinem 60. Geburtstag. Daraufhin sagte er alle öffentlichen Veranstaltungen ab.

Bestseller-Autor und einfühlsamer Interviewer

Populär wurde Willemsen vor allem mit essayistischen Reisebüchern wie „Die Enden der Welt“. Zuletzt landete er mit seinem Buch „Das Hohe Haus“ (2014) einen Bestseller. Dafür hatte er ein Jahr lang das Geschehen im Bundestag von der Tribüne als Zuhörer verfolgt.

Im Fernsehen war Willemsen bereits ab 1991 für den Bezahlsender Premiere mit der Gesprächssendung „0137“ zum Shootingstar in der Moderatorenwelt avanciert. Die Show galt als „Talk ohne Tabu“, angesiedelt zwischen Politik und Boulevard.

Roger Willemsen mit 60 Jahren gestorben

Der Bestsellerautor und frühere Fernsehmoderator Roger Willemsen ist tot. Dies bestätigten am Montag sein Büro in Hamburg und der Verlag S. Fischer in Frankfurt.
Der Bestsellerautor und frühere Fernsehmoderator Roger Willemsen ist tot. Dies bestätigten am Montag sein Büro in Hamburg und der Verlag S. Fischer in Frankfurt. © dpa | Rolf Vennenbernd
Willemsen starb demnach am Sonntag in seinem Haus in Wentorf bei Hamburg. Er wurde 60 Jahre alt.
Willemsen starb demnach am Sonntag in seinem Haus in Wentorf bei Hamburg. Er wurde 60 Jahre alt. © imago/Eibner | imago stock&people
Kurz nach seinem Geburtstag im August 2015 hatte Willemsen die Diagnose bekommen und anschließend alle Termine abgesagt.
Kurz nach seinem Geburtstag im August 2015 hatte Willemsen die Diagnose bekommen und anschließend alle Termine abgesagt. © dpa | Sören Stache
Willemsen gehörte zu den bekanntesten deutschen Intellektuellen. Für sein 2014 veröffentlichtes Buch „Das Hohe Haus“ hatte der Autor ein Jahr lang jede Bundestagssitzung verfolgt – von morgens bis nachts. Das hatte vor ihm noch niemand getan.
Willemsen gehörte zu den bekanntesten deutschen Intellektuellen. Für sein 2014 veröffentlichtes Buch „Das Hohe Haus“ hatte der Autor ein Jahr lang jede Bundestagssitzung verfolgt – von morgens bis nachts. Das hatte vor ihm noch niemand getan. © dpa | Jens Kalaene
Seine Bilanz des parlamentarischen Jahres vom 31. Dezember 2012 bis zum 31. Dezember 2013 lautete: „Regierungsparteien kontrollieren das Kabinett nicht, vielmehr begleiten sie sein Tun rühmend und dankend. Die Opposition sieht ohnmächtig zu und wird angesichts der langen vergeblichen Arbeit unbeherrschter und böser.“
Seine Bilanz des parlamentarischen Jahres vom 31. Dezember 2012 bis zum 31. Dezember 2013 lautete: „Regierungsparteien kontrollieren das Kabinett nicht, vielmehr begleiten sie sein Tun rühmend und dankend. Die Opposition sieht ohnmächtig zu und wird angesichts der langen vergeblichen Arbeit unbeherrschter und böser.“ © dpa | Henning Kaiser
Roger Willemsen hat sich selbst mal als „Lebens-Flaneur“ bezeichnet. Wie auf seinen Reisen liebe er es, sich zu lassen und so Erfahrungen zu sammeln. Das sei etwas sehr Schönes. „Jemand ist erfahren – oder wenn er wenig Geld hat, sagt man, er ist bewandert“, witzelte er.
Roger Willemsen hat sich selbst mal als „Lebens-Flaneur“ bezeichnet. Wie auf seinen Reisen liebe er es, sich zu lassen und so Erfahrungen zu sammeln. Das sei etwas sehr Schönes. „Jemand ist erfahren – oder wenn er wenig Geld hat, sagt man, er ist bewandert“, witzelte er. © dpa | Fredrik von Erichsen
„Es gibt keine bessere Möglichkeit, sich der eigenen Dummheit zu vergewissern, als zu schreiben“, fand Autor Roger Willemsen.
„Es gibt keine bessere Möglichkeit, sich der eigenen Dummheit zu vergewissern, als zu schreiben“, fand Autor Roger Willemsen. © dpa | Jens Kalaene
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Mehr als 600 Interviews führte er in einem Jahr: Von Audrey Hepburn bis zu Palästinenserführer Arafat waren viele Prominente dabei – darunter auch ein Bankräuber. Sein Anspruch, „genau zu sein“, und seine besonders einfühlsame Gesprächsführung machten ihn und sein Magazin preiswürdig. 1992 wurde Willemsen unter anderem mit dem Bayerischen Fernsehpreis ausgezeichnet. Im Jahr darauf erhielt er den Adolf-Grimme-Preis in Gold.

Würdigung als „engagierter Weltbürger“

Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) würdigte Willemsen als „engagierten Weltbürger“ gewürdigt. „Einfühlsam und mit großer Kreativität konnte er unsere Gesellschaft kulturell beleben“, erklärte die CDU-Politikerin am Montag in Berlin. „Als scharfer Beobachter der politischen Verhältnisse hat er auch uns Politikern scharfsinnig einen Spiegel vorgehalten.“ Willemsen werde in den großen gesellschaftlichen Debatten des Landes als intelligente Stimme sehr fehlen.

„Mit Roger Willemsen ist einer der großen Wanderer zwischen den Welten gestorben. Kaum einer verstand es so gut wie er, mit seinem Witz und scharfem Verstand und durch kluge eigene Formate, der Kultur in der Medienwelt einen festen Platz zu sichern“, teilte Hamburgs Kultursenatorin Barbara Kisseler (parteilos) mit. Willemsen habe dabei immer seinen Blick auch auf andere Kulturen gerichtet „und so die Grenzen in unseren Köpfen durchlässiger gemacht“. Joachim Knuth, NDR Programmdirektor Hörfunk sagte: „Roger Willemsen war ein Weltreisender und Welterklärer mit einem ungemein breiten Wissens- und Erfahrungshorizont. Als exzellenter Rhetoriker konnte er diese Kenntnisse auch einem breiten Publikum vermitteln. Die Programme unserer Orchester und insbesondere NDR Kultur hat der leidenschaftliche Journalist Willemsen über Jahre hinweg bereichert. Er war klug, humorvoll, inspirierend - er wird uns sehr fehlen.“

Nach Willemsens Wechsel zum ZDF nach Mainz moderierte er von 1994 bis 1998 „Willemsens Woche“. Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ bezeichnete sein Format als „Muster für intelligente, wenn nicht gar intellektuelle Unterhaltung“. Im Schweizer Fernsehen moderierte er den „Literaturclub“. Mit seiner eigenen TV-Produktionsfirma „Noa Noa“ produzierte und koproduzierte Willemsen Themenabende und Preisverleihungen.

Im Sommer 1996 lief im ZDF seine neunteilige Porträtreihe „Willemsens Zeitgenossen“. Dafür traf der Journalist unter anderem Quincy Jones jr., Michel Piccoli, Vivienne Westwood, Philippe Starck und John Malkovich.

Roger Willemsen sah sich als „Lebens-Flaneur“

Roger Willemsen hat sich selbst mal als „Lebens-Flaneur“ bezeichnet. Wie auf seinen Reisen liebe er es, sich zu lassen und so Erfahrungen zu sammeln. Das sei etwas sehr Schönes. „Jemand ist erfahren – oder wenn er wenig Geld hat, sagt man, er ist bewandert“, witzelte er. Und Willemsen fand: „Es gibt keine bessere Möglichkeit, sich der eigenen Dummheit zu vergewissern, als zu schreiben.“ (dpa)