Kabul/Islamabad. Die Zahl der Opfer nach dem schweren Erdbeben im Hindukusch steigt weiter. Helfer kommen nur schwer zu den Betroffenen durch.

Nach dem schweren Erdbeben am Montag am Hindukusch zwischen Afghanistan und Pakistan ist die Zahl der Todesopfer bereits auf über 300 gestiegen. In Pakistan wurden nach offiziellen Angaben bis Dienstag bereits 230 Tote geborgen, in Afghanistan waren es über 70. Die Zahl der Verletzten wird in Pakistan mit mindestens 1200 beziffert. Die Arbeit der Helfer gestaltet sich schwierig.

Tausende Menschen haben bei Temperaturen um den Gefrierpunkt die Nacht im Freien verbracht. „Wir verteilen Zelte, Decken und Schlafmatten“, sagte Latif ur Rehman, ein Vertreter des pakistanischen Katastrophenschutzes. Im Nachbarland Afghanistan kommen die Helfer hingegen nur schwer zu den Opfern durch. Erdrutsche blockieren die Wege in der bergigen Region. Außerdem seien viele Straßen unpassierbar, weil sie von den radikalislamischen Taliban kontrolliert würden, sagte Mawlawi Hamidullah Muslim, Mitglied des Provinzrates im afghanischen Badachschan. In Badachschan lag das Epizentrum des Bebens der Stärke 7,5, das die Region erschütterte.

Pakistan lehnt Hilfe aus Indien und den USA ab

Unter anderem Indien und die USA boten ihre Hilfe an. Auch die Vereinten Nationen erklärten, sie stünden für Rettungsarbeiten bereit, falls es Bedarf gebe. Pakistans Premierminister Nawaz Sharif aber lehnte ab. „Unsere eigenen Ressourcen sind ausreichend, um mit der Tragödie fertig zu werden“, sagte er.

Nach Angaben der pakistanischen Zeitung „Dawn“ sendete die Regierung bislang 2000 Zelte und ein mobiles Krankenhaus in die Region. Die Hilfsorganisation Roter Halbmond ist sowohl in Pakistan als auch Afghanistan mit Teams unterwegs. Pakistans Armee erklärte, mittlerweile 27 von 45 durch Erdrutsche blockierte Wege wieder freigeschaufelt zu haben. Vier Helikopter seien unterwegs, um zu den Opfern zu gelangen.

Nachbeben erschüttern die Region

Die Region wird immer wieder von neuen Erdstößen erschüttert. Sieben Nachbeben registrierte die US-Erdbebenwarte, das bislang letzte ereignete sich am Dienstag vor Sonnenaufgang. In der Region kommt es immer wieder zu schweren Erdbeben. Erst vor einem halben Jahr starben beim bislang schwersten Erdbeben in Nepal 9000 Menschen, 900.000 Häuser wurden beschädigt oder zerstört.