München. Münchens Polizei sieht im Hakenkreuz auf dem Auto einer türkischen Familie doch eine politisch motivierte Tat. Eine späte Klarstellung.

Politisch motivierte Tat oder nicht? Da schien sich die Münchener Polizei nicht ganz sicher zu sein. Wie die „Süddeutsche Zeitung“ berichtete, war das Auto einer türkischstämmigen Familie aus München-Perlach in der Nacht zu Freitag mit einem Hakenkreuz besprüht worden. Hatte die Polizei das Hakenkreuz zunächst noch als „Schmiererei“ abgetan, revidierte sie die Einschätzung später. Auf Twitter vermeldete sie ihre „Klarstellung“: „Natürlich wurden Ermittlungen wg. einer rechtsextremistischen Tat eingeleitet.“

Am Montagvormittag hatte die Einschätzung der Polizei hingegen noch ganz anders geklungen: Da es keine Hinweise auf den oder die Täter gebe, sei noch ungewiss, ob die Tat einen rechtsmotivierten Hintergrund habe, sagte der Münchener Polizeisprecher Wolfgang Behr unserer Redaktion auf Anfrage. Dennoch ermittelte sie nicht nur wegen Sachbeschädigung, sondern auch wegen der Verwendung eines Symbols einer verfassungswidrigen Organisation.

Zudem riet sie der Familie, das Auto schnellstmöglich in die Werkstatt zu bringen und die Hakenkreuz-Schmierereien entfernen zu lassen. Denn sollte sie sich mit dem Hakenkreuz in der Öffentlichkeit zeigen, sei das eine Straftat - und damit „auch ein Verstoß gegen den Paragraf 86a“, wie der Polizeisprecher gegenüber unserer Redaktion sagte.

Kritik auf Twitter

Dafür erntete die Münchener Polizei im Netz Kritik. „Auf dem rechten Auge blind?“, heißt es etwa im einen Tweet. „Meinen die das Ernst?“, fragt ein anderer. Und auch Jan Böhmermann twittert ironisch: „WEHRT EUCH: Diese verdammten Türken wollen uns Deutsche mit ihren Hakenkreuzautos in Nazis verwandeln!“

Eine Reaktion auf die Netzkritik sei die Kehrtwende der Polizei jedoch nicht, versichert Carsten Neubert, Sprecher der Münchener Polizei. Die Einschätzung seines Kollegen möchte er nicht bewerten. Er selbst habe später Dienst gehabt. Der Tweet der Polizei beruhe auf seinem Bericht, der auch auf der Homepage der Polizei veröffentlicht wurde.

Empfehlung „zum Schutz der Familie“

„Natürlich ist das Hakenkreuz ein rechtslastiges Symbol“, sagte Neubert gegenüber unserer Redaktion. „Gerade in München verstehen wir keinen Spaß, wenn es um Hakenkreuze geht.“ Auch für die Empfehlung an die Familie, das Auto schnell in die Werkstatt zu bringen, findet der Polizeisprecher eine andere Erklärung als sein Kollege. „Das ist zum Schutz der Familie passiert“, sagt Neubert. Seine Begründung: „Wir wollen schließlich nicht, dass das Auto der Familie noch mehr beschädigt wird und sie wegen des Hakenkreuzes den Missmut der Bevölkerung auf sich ziehen.“ Die Bürger könnten auf die Idee kommen, mit dem geschmierten Hakenkreuz wolle der Besitzer des Autos seine politische Gesinnung zeigen.

Bislang gebe es noch immer keine Hinweise auf die Täter, sagt der Polizeisprecher.