Beim schwersten Unglück in der Geschichte des nepalesischen Alpinismus wurden Bergsteiger aus fünf Teams von einer mächtigen Lawine mitgerissen. Neben Toten gibt es Verletzte und Vermisste. Etliche Sherpas sitzen fest.

Kathmandu. Beim schwersten Unglück in der Geschichte des Alpinismus am Mount Everest sind mindestens zwölf nepalesische Bergführer gestorben. Eine Lawine habe die Männer am frühen Freitagmorgen oberhalb des Basislagers erfasst und unter sich begraben, sagte Dipendra Poudel vom Tourismusministerium.

Sieben Nepalesen seien geborgen worden, manche von ihnen schwer verletzt. Weitere Menschen würden noch vermisst, sagte Poudel. Ein Vertreter der Rettungskräfte im Basislager am höchsten Berg der Welt sagte der Nachrichtenagentur AFP, er habe bislang elf Leichen gesehen. Es sei aber angekündigt worden, dass drei weitere Leichen ins Basislager gebracht würden.

Nach Angaben der Tourismusbehörde waren die Bergsteiger auf dem Weg zum Camp 1, um dort für fünf große Expeditionen Zelte aufzubauen und Essen einzulagern. Die meisten Opfer seien Bergführer und Träger aus der Region.

Ang Tshering vom nepalesischen Bergsteigerverband sagte, die Gegend, in der sich die Lawine ereignete, habe den Spitznamen „Popcorn-Feld“ und befinde sich knapp unter Camp 2 in 6400 Metern Höhe.

Die Lawine sei am Morgen niedergegangen, als die Sherpas Kletterseile für andere Bergsteiger fixierten, sagte ein Sprecher des nepalesischen Tourismusministeriums, Krishna Lamsal. Rettungsmannschaften hätten zwölf Leichen aus den Schnee- und Eismassen geborgen und suchten nach drei vermissten Sherpas. Zwei verletzte Bergführer seien mit einem Hubschrauber nach Kathmandu geflogen worden. Die Zeitung „Himalaya Times“ berichtete, fast 100 Bergsteiger und Träger säßen oberhalb des Lawinenabgangs fest und könnten nicht absteigen.

Zahlreiche Polizisten und Soldaten stiegen nach offiziellen Angaben auf, um am Berg nach Überlebenden unter den Schneemassen zu suchen. Helikopter brachten die Leichen und Verletzten nach Solukhumbu.

Heftiger Schneefall vor dem Unglück

Das Frühjahr gilt als beste Zeit, um den 8848 Meter hohen Berg zu erklimmen – die meisten erfolgreichen Besteigungen gibt es im Mai. Nach Angaben lokaler Medien hatte es in den vergangenen Tagen aber heftig geschneit.

Derzeit warten im Basislager auf 5364 Metern Höhe zahlreiche Bergsteiger aus aller Welt auf den Aufstieg. „Die Sherpas und andere Bergführer sind wochenlang am Berg und steigen mehrfach auf und ab, um die Fixseile anzubringen und die Lager fertigzumachen“, sagte Poudel.

Der Himalayastaat Nepal hatte vor kurzem Maßnahmen angekündigt, um den Bergsteigerverkehr dort besser zu regeln und Rettungseinsätze zu beschleunigen. Als Teil der Vorbereitungen sollten Sicherheitsbeauftragte im Basislager in 5300 Metern Höhe stationiert werden, wo sie während der Frühjahrs-Bergsteigersaison, die im Mai endet, bleiben sollten. Nach Angaben der „Himalaya Times“ erhielten in diesem Jahr 334 Bergsteiger in 31 Teams die Erlaubnis, auf das Dach der Welt zu klettern.

Der Mount Everest wurde erstmals 1953 von Sir Edmund Hillary und Tenzing Norgay bestiegen. Seitdem standen mehr als 4000 Menschen auf dem höchsten Punkt der Erde. Mehr als 400 starben an den Flanken des Everest.

Das bis Freitag schwerste Unglück ereignete sich am 11. Mai 1996. Damals kamen acht Bergsteiger in einem Schneesturm in der Nähe des Gipfels ums Leben. 1970 wurden sechs Sherpas von einer Lawine in den Tod gerissen.