Ein Tourist hat angeblich den Unfall von Michael Schumacher gefilmt. Der Mann wolle das mit einem Smartphone aufgenommene Material der Staatsanwaltschaft Albertville für ihre Ermittlungen zur Verfügung stellen, berichtet „Der Spiegel“.

Grenoble/Lyon. Polizei und Staatsanwaltschaft haben für Mitte der Woche eine Pressekonferenz angekündigt, in der über den Ermittlungsstand zum Ski-Unfall von Formel-1-Weltmeister Michael Schumacher am 29. Dezember in Méribel informiert werden soll.

Das erklärte Staatsanwalt Patrick Quincy der Nachrichtenagentur AFP, der den genauen Termin bis Montag bekannt geben will. Die Pressekonferenz soll im Gerichtsgebäude von Albertville stattfinden.

Neben der erneuten Befragung von Zeugen könnten möglicherweise zwei Videos zur Aufklärung des Unfallhergangs beitragen. Michael Schumachers Helmkamera wurde nach Informationen von Managerin Sabine Kehm „freiwillig“ den Behörden übergeben. Zudem hat ein deutscher Tourist mit einem Smartphone angeblich die letzten Sekunden von Schumachers Fahrt aufgenommen und will das Video den Behörden zur Verfügung stellen.

Der 35 Jahre alte Tourist aus Essen hat demnach zum Zeitpunkt des Unglücks nur wenige Meter von der Unfallstelle entfernt seine Freundin mit dem Smartphone gefilmt. Im Hintergrund sei leicht verwackelt zu sehen, wie ein anderer Skifahrer zwischen zwei Pisten über den Schnee gleitet und dann zu Fall kommt.

Nach Aussage des Zeugen, der sich laut Spiegel-Darstellung am Freitag bei dem Nachrichtenmagazin gemeldet habe, sei dieser andere Skifahrer Michael Schumacher gewesen. Dieser soll „gemächlich gefahren“ und mit einem Tempo von „maximal 20 Stundenkilometern“ unterwegs gewesen sein.

Das untermauert die Aussage von Schumachers Managerin Sabine Kehm, die am Dienstag gesagt hatte, der siebenmalige Weltmeister sei „nicht allzu schnell“ in den Tiefschneebereich gefahren.

Der lebensgefährlich verletzte Schumacher befindet sich auch sechs Tage nach seinem Skiunfall unverändert in einem kritischen, aber stabilen Zustand. Das teilte seine Managerin Sabine Kehm am Sonnabend schriftlich mit. „Wir betonen ausdrücklich, dass jegliche Information über seinen Gesundheitszustand, die nicht von den behandelnden Ärzten oder seinem Management stammt, nicht valide und reine Spekulation ist“, erklärte sie. Nach Absprache mit den behandelnden Ärzten sei mit einer weiteren Pressekonferenz nicht vor Montag zu rechnen.

Der 45 Jahre alte Formel-1-Rekordweltmeister liegt nach seinem Skiunfall am vergangenen Sonntag im Universitätskrankenhaus von Grenoble im künstlichen Koma, zweimal wurde er bereits am Kopf operiert.

Die Familie habe den Untersuchungsbehörden die Helmkamera Schumachers übergeben, teilte Kehm einen Tag nach Schumachers 45. Geburtstag weiter mit. Dies sei „freiwillig im Rahmen der Untersuchungen“ geschehen. „Dass dies gegen den Willen der Familie geschehen ist, ist unwahr“, betonte die Managerin. Schumacher habe den Helm beim Sturz in den französischen Alpen getragen, hatte die Nachrichtenagentur AFP berichtet.

Laut französischen Medien sind die genauen Umstände des fatalen Sturzes von Schumacher noch immer unklar. Die Staatsanwaltschaft von Albertville will die Ergebnisse ihrer Ermittlungen rasch bekanntgeben.

Schumachers Angehörige hatten sich am Freitagabend für die zahlreichen Glückwünsche von Ferrari-Anhängern in Grenoble bedankt. „Die unglaubliche Anteilnahme der Ferrari-Fans heute vor dem Krankenhaus hat uns schlichtweg überwältigt und zu Tränen gerührt“, teilte seine Familie auf Schumachers Internetseite mit. „Wir sind zutiefst dankbar, auch für die übrigen Glückwünsche, die uns erreichen.“

Fans hatten dem siebenmaligen Champion auf unterschiedliche Weise gratuliert und ihre Verbundenheit mit ihm und seiner Familie demonstriert. Unter anderem wurde am Abend eine Geburtstags-Gratulation an die Fassade des Grenobler Krankenhauses projiziert. „Wir hoffen alle, dass es in den nächsten Tagen gute neue Nachrichten gibt und dass sich vielleicht alles Weitere zum Positiven wendet“, sagte Lichtkünstler Oliver Bienkowski. Weitere Aktionen seien vorerst nicht geplant. „Wenn es einer schafft, dann er. Er ist fit, ist immer seinen Weg gegangen. Ich denke, dass er wieder auf die Beine kommt“, sagte Bienkowski der Nachrichtenagentur dpa.

Gemeinsam mit zwei weiteren Motorsportfans aus Nordrhein-Westfalen war er zur Universitätsklinik gefahren und hatte zum 45. Geburtstag des Kerpeners „45 Schumi Bleib stark! Kämpfe weiter!“ in englischer Sprache auf die Mauern projiziert.

Häkkinen-Brief an Schumacher – „Menschen spüren seine andere Seite“

Für den ehemaligen Formel-1-Piloten Mika Häkkinen, der selbst schon nach einem schweren Rennunfall mit Kopfverletzungen einige Tage im Koma gelegen hatte, spüren die Menschen nach Michael Schumachers Skiunfall dessen „andere Seite“. Im Rennwagen müsse man hart sein. Schumacher sei aber ein sehr emotionaler, „sehr, sehr sensibler Mensch“, sagte der Finne, der 1998 und 1999 im WM-Kampf auch gegen Schumacher den Titel gewonnen hatte, in einem Interview der „Bild am Sonntag“. „Darum habe ich auch immer so viel Respekt vor ihm gehabt und darum sind die Menschen jetzt so betroffen.“

Seit seinem Unfall am 29. Dezember in Méribel nimmt die Öffentlichkeit großen Anteil an Schumachers Schicksal.

„Wie du weißt, hatte ich in der Vergangenheit selbst eine schlimme Kopfverletzung. Doch ich habe überlebt“, schrieb Häkkinen in einem Brief an Schumacher via Mail. „Bitte tu mir nur einen Gefallen: Versuche ein einziges Mal nicht, die Zeit zu schlagen.“