Der beim Skifahren verunglückte Formel-1-Rekordweltmeister liegt auch an seinem Geburtstag im künstlichen Koma. Mitterweile pilgern Fans mit Bussen zur Klinik. Genesungswünsche kommen von Prominenten aus der ganzen Welt. Auch Boris Becker meldete sich via Twitter.

Kerpen/Grenoble. Die Anteilnahme an Michael Schumachers Schicksal hat an dessen 45. Geburtstag in Grenoble eine neue Dimension erreicht. Im Laufe des Freitagvormittags trudelten Busse mit Ferrari-Fans vor der Universitätsklinik ein.

Mit Fahnen und Spruchbändern gedachten die Anhänger dem schwer verunglückten Formel-1-Idol und wünschten ihm alles Gute beim „Grand Prix Deines Lebens“. Sie breiteten ein riesiges Ferrari-Banner auf dem Parkplatz vor der Klinik aus und sangen Schumacher Geburtstagsständchen.

Trotz des Auflaufs auf dem Parkplatz – etwa 100 Fans waren bis zum Mittag gekommen – blieb es zunächst ruhig. Zehn Anhänger mit Geburtstagsgeschenken und Briefen an die Familie wurden auf dem Weg ins Krankenhaus gestoppt. Ein Tumult entwickelte sich dabei nicht, auch weil Polizei und Sicherheitsdienst auf den Andrang bestens vorbereitet waren.

Auch die Scuderia, mit der Schumacher fünf seiner sieben Weltmeistertitel gewonnen hatte, ehrte Schumacher mit einem Eintrag auf der Homepage: „Heute gibt es doppelt Grund, ihm alles Gute zu wünschen. Forza Michael!“ Präsident Luca Cordero di Montezemolo und Teamchef Stefano Domenicalo stünden quasi ununterbrochen in Kontakt zu Schumachers Familie.

Zum 45. Geburtstag von Michael Schumacher ist auch in seiner Heimatstadt Kerpen niemand in Feierlaune. Alle haben nur einen Wunsch für den Formel-1-Rekordweltmeister: „Dass er durchhält und wieder auf die Beine kommt“, wie der Kerpener Bernd Schmitz sagt. „Es fühlt sich gut an, dass er seinen Geburtstag heute überhaupt erleben kann, denn vor wenigen Tagen sah das nicht danach aus. Er ist Sportler, er hat die beste medizinische Versorgung, er packt das.“ Seit dem schweren Unfall ihres prominenten Bürgers ist Schumis Gesundheitszustand in der 65 000-Einwohner-Stadt bei Köln das beherrschende Thema.

Es ist Schumachers sechster Tag auf der Intensivstation im französischen Grenoble nach seinem lebensgefährlichen Sturz beim Skifahren. Sein Zustand wird als stabil, aber kritisch bezeichnet. Der Familienvater liegt weiter im künstlichen Koma, ist zweimal operiert worden. Daheim in Kerpen an seiner Kartbahn haben Fans Schumi-Kappen am Gitter aufgehängt. „Wir beten für dich!“ ist zu lesen oder „Ich hoffe, du wirst das Rennen gewinnen.“ Einer schreibt: „MS, wenn du das liest, hast du deinen wichtigsten Zweikampf gewonnen.“

Rainer Ferling vom Michael Schumacher Fan-Club Kerpen hat – wie so viele Menschen weltweit – via Internet zum Geburtstag gratuliert. „Lieber Michael, du hast sieben WM-Titel gewonnen, um den 8. Titel bist du gerade am kämpfen. Dafür wirst du keinen Pokal erringen, aber wenn du diesen Titel schaffst, hast du ein langes, langes Leben“, sagt Ferling vor Kameras. Viele verzweifelte Fans suchten Trost bei seinem Fan-Club, erzählt der Vorsitzende. „Positiv ist, dass er schon einige Tage überstanden hat. Wir alle hoffen bald auf bessere Nachrichten.“

In Schumachers Kart-Center geht der Betrieb weiter. „Schumi wird das so wollen. Wir sehen das auch als Unterstützung“, sagt Guido Hahn, der mit seiner Familie ein paar Indoor-Runden drehen will. „Wir geben ihn nicht auf, wir sind ganz sicher, dass er da durchkommt.“ Ein 65-Jähriger meint: „Das ist ein schweres Schicksal. All' die Jahre ist es gut gegangen und jetzt ist es passiert. Es soll ihm schnell besser gehen, der arme Kerl!“

„Er soll nur gesund werden“, meint auch der Inhaber eines Friseursalons, in dem Schumi oft zum Haareschneiden kam. Die Besitzerin eines benachbarten Spielwarenladens betont: „Das geht hier jeden was an, was mit Michael ist. Wir alle halten ihm und seiner Familie die Daumen. Besonders an seinem Geburtstag.“ Schumachers Famile ist bei ihm in der Klinik, auch sein Vater Rolf, der seinem Sprössling schon mit vier Jahren ein umgebautes Kettcar mit kleinem Mofamotor geschenkt hatte. Bereits im Kindergartenalter übte Michael begeistert, heimste erste Preise ein.

Die Fans in aller Welt bangen um ihr Idol, das sich sozial engagiert und auch dafür mehrfach ausgezeichnet wurde. Seit 1996 wohnen die Schumachers – Corinna, Michael und ihre zwei Kinder – in der Schweiz, kommen aber auch immer wieder mal in der rheinischen Heimat vorbei. Die Stadt Kerpen hat ihn 2001 mit einem eigenen Straßennamen geehrt – passenderweise an seiner Kartanlage. Und dort appelliert ein Fan ganz inständig: „Schumi, Kämpfen!“

Auch Spitzensportler aus aller Welt haben zahlreiche Genesungswünsche an den siebenfachen Formel-1-Weltmeister gesandt. „Happy Birthday #Schumi #KämpfenSchumi“, twitterte Ex-Tennisstar Boris Becker. Auch Fans aus aller Welt schickten per Twitter Glück- und Genesungswünsche. Schumachers einstiger Rennstall Ferrari hob auf seiner Homepage hervor, es gebe an diesem Freitag doppelt Grund, dem 45-Jährigen alles Gute zu wünschen. „Forza Michael!“, hieß es zum Abschluss.