Die Bundeskanzlerin besucht Passau, aber auch betroffene Regionen in Sachsen und Thüringen. Die Hochwasser-Lage am Dienstag im Überblick.

Kanzlerin Angela Merkel besucht am Dienstag die vom schweren Hochwasser betroffenen Gebiete in Bayern, Sachsen und Thüringen. Die Regierungschefin will sich zunächst in Passau einen Eindruck über den Einsatz der Hilfskräfte und der Lage der Betroffenen machen. Auch Besuche in Pirna bei Dresden und in Greiz in Südostthüringen sind geplant.

Nach tagelangen Regenfällen steht die Innenstadt von Passau unter Wasser. Auch Regensburg kämpft gegen die Flut: Dort könnten die Schutzwände der Stadtverwaltung zufolge am Vormittag nicht mehr aushalten.

Auch an Flüssen wie der Elbe kämpfen Behörden und Bürger gegen die Wassermassen. So schwappte in der Nacht zum Dienstag die Elbe in der weltbekannten Porzellanstadt Meißen nördlich von Dresden über die Schutzwand. Das Wasser drang nach Behördenangaben in die Innenstadt ein. Die Hochwasserwelle rollt weiter Richtung Norden: In Magdeburg rechnen die Behörden für die kommenden Tage mit einem dramatischen Anstieg der Elbe. Weitere Wassermassen werden zudem aus Tschechien erwartet.

Die Hochwasser-Gebiete im Überblick

Schäuble sichert Flutopfern weitere Unterstützung zu

Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hat den von Flutschäden betroffenen Bürgern Unterstützung über die Soforthilfe des Bundes von 100 Millionen Euro hinaus zugesagt. „Erst nachdem die Flut bewältigt ist, wird es möglich sein, einen wirklichen Überblick über die Schäden zu gewinnen“, sagte Schäuble der „Leipziger Volkszeitung“. „Und dann werden die Deutschen wie in der Vergangenheit auch zusammenstehen und sicherstellen, dass die Menschen in den Flutgebieten nicht alleine gelassen werden.“

Er erinnerte an den Aufbaufonds nach der Flut von 2002. Momentan gehe es um die akute Hilfe und eine angemessene Beteiligung des Bundes an den Sofortmaßnahmen der Länder.

Merkel besucht auch Hochwasser-Gebiete in Thüringen

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat am Dienstagnachmittag auch die Hochwasser-Gebiete in Thüringen besucht. Zuvor war sie im bayerischen Passau und in Pirna in Sachsen gewesen. Am Morgen hatte sie allen Flutländern 100 Millionen Euro Soforthilfe des Bundes zugesagt. Dieses Hilfsprogramm solle auch Privatleuten und Gewerbetreibenden zugutekommen, sagte sie.

Diese Menschen würden nicht alleingelassen, erläuterte Merkel in Greiz. „Wir haben zum Teil in den Flutgebieten Wohnungen, die gar nicht mehr hausratversichert sind“, beschrieb Merkel die Probleme in den Hochwassergebieten.

Hochwasser-Zentrale gibt Entwarnung am Rhein

Das Rheinland ist einer Hochwasserkatastrophe wie im Süden und Osten Deutschlands erst einmal entgangen. Zwar stiegen die Rheinpegel in Nordrhein-Westfalen am Dienstag noch an, doch sehr viel langsamer als am Vortag. In Bonn, Köln und Düsseldorf erwartete der Leiter der Kölner Hochwasserschutzzentrale, Reinhard Vogt, am Dienstag noch einen Anstieg des Wassers um 20 bis 30 Zentimeter. In Worms und Mannheim ging der Wasserstand bereits zurück. Hochwasser Ende Mai und Anfang Juni ist auch am Rhein nicht ungewöhnlich. Vor genau 30 Jahren wurden laut Vogt in Köln 9,96 Meter gemessen. Damals war die Altstadt überflutet. Danach wurde das Konzept der mobilen Schutzwände entwickelt und umgesetzt.

Hochwasser an der Elbe wird wohl Ausmaße wie 2002 erreichen

Das Hochwasser an der Elbe wird nach Einschätzung des sächsischen Innenministeriums wahrscheinlich ähnlich dramatische Ausmaße wie 2002 annehmen. „Wir rechnen mit einem Pegelstand von neun Metern plus X“, hieß es am Dienstag im Innenministerium in Dresden.

Bedroht seien neben der Landeshauptstadt Dresden alle Ortschaften entlang des Stroms. Bevölkerung und Behörden müssten sich auf eine vergleichbare Situation wie beim Hochwasser vor elf Jahr einrichten. „Wir sind auf eine langanhaltende Situation vorbereitet.“ Gegen 14.00 Uhr stand der Pegel in Dresden bei 7,61 Metern. 2002 war die historische Altstadt von Dresden überflutet worden. Damals war ein Pegelstand von 9,40 Metern erreicht worden.

Merkel macht vom Hochwasser Betroffenen in Sachsen Mut

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat den vom Hochwasser Betroffenen in Sachsen Mut gemacht. Bei einem Besuch in Pirna an der Elbe sagte sie am Dienstag finanzielle Hilfe der Bundesregierung zu, wie zuvor schon in bayerischen Passau. Es geht um insgesamt 100 Millionen Euro. „Wir haben für so viele Dinge Geld, ich denke, gerade in dieser Notsituation werden wir auch Mittel und Wege finden, um den Menschen zu helfen“, sagte sie. Dabei erwartet Merkel eine Mitwirkung der Bundesländer.

„Deshalb wird der Bund mit 100 Millionen Euro als erste Tranche für jeden Euro, den das Land gibt, auch einen Euro Unterstützung geben“, erklärte sie. „Es geht hier um sehr schnelle und unbürokratische Hilfe.“

Unklar ist, wie viel Geld genau nach Sachsen fließen wird. Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) rechnet damit, dass bei der Verteilung die Zahl der vom Hochwasser Betroffenen eine Rolle spielt.

Merkel wurde von Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) begleitet. Sie legte selbst Hand an in der Altstadt, die teilweise schon unter Wasser steht: Sie verlud einen Sandsack.

Bitterfeld bereitet sich auf mögliche Flut vor

Etwa 10.000 Menschen sollen in Bitterfeld in Sachsen-Anhalt ihre Häuser verlassen, um einem möglichen Hochwasser zu entgehen. Es sei wegen vieler Unbekannter nicht klar, wann und wie stark Wasser aus dem Goitzschesee in die Stadt eindringe, teilte der stellvertretende Landrat des Landkreises Bitterfeld-Wolfen, Bernhard Böddeker, am Dienstag mit. Die Gefahr sei derzeit besonders groß, weil im sächsischen Löbnitz ein Deich gebrochen sei und sehr viel Wasser in einen See direkt neben dem Goitzschesee fließe.

Der nahe Seelhauserner See solle nicht ganz volllaufen, weil ein unkontrollierter Durchbruch zum Goitzschesee drohe, wodurch wiederum Wasser nach Bitterfeld kommen würde. Geplant sei, einen Kanal zwischen den beiden Seen zu bauen, um die Wassermassen zu kontrollieren. Rund 200 Soldaten seien im Einsatz.

Das Krankenhaus und ein Pflegeheim sind in Bitterfeld bereits geschlossen worden. Der Chemiepark von Bitterfeld ist laut Böddeker sicher. Die Bundeswehr habe ihn mit Sandsäcken und Paletten gesichert.

Weitere Entspannung in Thüringen

In Thüringen hat sich die Hochwassergefahr am Dienstag weiter verringert. In den Kreisen Greiz, Altenburger Land und der Stadt Gera konnte der Katastrophenalarm bis Mittag zwar noch nicht aufgehoben werden. Die Krisenstäbe rechneten aber damit, dass sich die Lage weiter entspannen wird. Auch im Saale-Orla-Kreis bestand der Katastrophenalarm weiter. Dort wird gegenwärtig das Wasser der Bleilochtalsperre oberhalb von Ziegenrück kontrolliert abgelassen.

Die beiden großen Saaletalsperren in Thüringen müssen deutlich mehr Wasser als bisher abgeben, haben ihre Funktion für den Hochwasserschutz aber nicht verloren. Sowohl die Bleiloch- als auch die Hohenwartetalsperre liefen kontrolliert über, sagte der Leiter der Wasserkraftsparte des Talsperren-Betreibers Vattenfall, Gunnar Groebler. Der Ort Ziegenrück unterhalb der Bleilochtalsperre ist laut Landratsamt auf steigende Pegelstände vorbereitet.

Landkreis Regensburg ruft Katastrophenfall aus

Der Landkreis Regensburg hat am Dienstagmittag den Katastrophenfall ausgerufen. Die Hochwassersituation an den Flüssen habe sich verschärft, teilte Landrat Otto Gascher mit. Probleme gibt es demnach nicht nur an der Donau, sondern auch an der Naab und an kleineren Flüssen. Auch Wohngebiete seien vom Hochwasser bedroht, betonte der Landrat. Für besorgte Einwohner wurde ein Bürgertelefon im Landratsamt eingerichtet.

Hochwasser-Bilanz im Südwesten: Drei Tote und drei Verletzte

Das Hochwasser hat in Baden-Württemberg nach offiziellen Angaben drei Todesopfer gefordert, drei Menschen wurden verletzt. Unter den Todesopfern sind nach Auskunft des Innenministeriums ein Feuerwehrmann und zwei Zivilisten. Von den Wasserfluten betroffen gewesen seien 30 von insgesamt 44 Stadt- und Landkreisen. Nach Auskunft von Regierungschef Winfried Kretschmann (Grüne) wird das Finanzministerium steuerliche Erleichterungen für Betriebe und Einzelpersonen, die vom Hochwasser geschädigt wurden, zur Verfügung stellen.

Für den Hochwasserschutz stellt die grüne-rote Landesregierung nach Angaben des Umweltministeriums in diesem und im nächsten Jahr jeweils 47,8 Millionen Euro zur Verfügung.

Die Vorgängerregierung habe zu wenig in diesem Bereich getan, sagte ein Sprecher. So habe Schwarz-Gelb in den Jahren 2007 bis 2010 jeweils 25 Millionen Euro in den Hochwasserschutz gesteckt. 2012 seien es 38 Millionen Euro gewesen. Der Sanierungsbedarf bei den Dämmen wurden mit 500 Millionen Euro angegeben.

Landkreis Deggendorf: Dammbruch an der Donau

Im Landkreis Deggendorf in Bayern hat ein Damm den Wassermassen der Donau nicht mehr standhalten können. Nahe der Ortschaft Winzer sei am Dienstag ein Damm gebrochen, sagte ein Sprecher des Landratsamtes. Das Wasser breitete sich nun dahinter aus. Betroffen seien zunächst nur einzelne Gehöfte, die weiteren Folgen seien noch nicht abzusehen.

Im Laufe des Tages sollten nach Angaben des Sprechers etwa 4000 Menschen ihre Häuser verlassen, um sich vor dem Hochwasser in Sicherheit zu bringen. Ein Sprecher vom Roten Kreuz sagte, man beobachte die Dämme genau. Noch könne man die Menschen mit Fahrzeugen aus den Ortschaften bringen. Lasse das Hochwasser nicht nach, müsse man zur Evakuierung bald Boote einsetzen. „Es wird mit noch Schlimmerem gerechnet.“

Merkel verspricht 100 Millionen Euro Katastrophenhilfe vom Bund

In den Katastrophengebieten in Deutschland und mehreren Nachbarländern kämpfen die Menschen weiter gegen das Rekord-Hochwasser. Die Bundesregierung versprach 100 Millionen Euro Soforthilfe. In Bayern und Teilen von Ostdeutschland waren Tausende Helfer Tag und Nacht im Einsatz. Während sich die Lage in Passau nach dem schlimmsten Hochwasser seit einem halben Jahrtausend entspannte, stiegen die Pegelstände in anderen Donaustädten sowie an der Elbe. In Niedersachsen und Sachsen-Anhalt wuchs die Furcht vor einer gewaltigen Elbeflut.

Neben Österreich und Tschechien leidet nun auch Ungarn unter den Wassermassen. Dort wurde der Notstand ausgerufen, mehr als 20.000 Helfer wurden mobilisiert. In Tschechien starben bereits sieben Menschen durch Unwetter und Hochwasser.

Halle kämpft um aufgeweichte Deiche

In Halle in Sachsen-Anhalt kämpfen Hunderte Einsatzkräfte mit Hilfe der Bundeswehr in einem dramatischen Wettlauf mit der Zeit um die Deiche an der Saale. „Die Dämme sind sehr aufgeweicht“, sagte Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos) am Dienstag nach der Sitzung des Krisenstabes. Mit Sandsäcken werde versucht, den Gimritzer und den Passendorfer Damm zu stützen.

Zudem seien Schlamm und Morast angefahren worden. Auch in der Nacht wurde versucht, mit Sandsäcken diese beiden kilometerlangen Dämme zu stabilisieren, die die Stadt und die Bundesstraße 80 vor Überflutung schützen sollen. „Wir gehen derzeit davon aus, dass wir die Dämme halten können. Die Frage ist, wie lange sie halten“, sagte Wiegand. Es gebe einzelne Sickerstellen, an denen Wasser ausgetreten sei.

Höchster Pegelstand in Passau: 12,89 Meter

Manche Passauer sprechen bereits von einem „Jahrtausend-Hochwasser“: An der Donau in Passau wurde am Montagabend der höchste Pegelstand gegen 21 Uhr mit 12,89 Metern erreicht, wie das bayerische Landesamt für Umwelt in Augsburg am Dienstag berichtete. Bis zum Dienstagmorgen sank der Pegelstand auf 12,20 Meter.

Damit fiel das aktuelle Hochwasser deutlich schlimmer aus als das von 1954 – damals erreichten die Fluten einen Höchstwert von 12,20 Metern. Nur im August 1501 gab es laut Nachforschungen des Wasserwirtschaftsamtes Passau mit etwa 13,00 bis 13,20 Metern einen noch höheren Pegelstand als jetzt.

Magdeburg rüstet sich gegen Elbe-Hochwasser

Magdeburg stellt sich auf extremes Hochwasser der Elbe ein. Nach derzeitigen Prognosen wird am Pegel Strombrücke am Donnerstag die Marke von 6,90 Metern erreicht, wie eine Sprecherin der Stadtverwaltung am Dienstag sagte. Normal sind knapp 2 Meter. Am gleichen Tag hatte die Stadt den Katastrophenalarm ausgelöst. 30.000 Sandsäcke zur Sicherung von Deichen und zum Errichten von Wällen wurden bereits gefüllt und 22.000 verbaut.

Treten diese Prognosen ein, wird Magdeburg mit noch größeren Wassermassen zu kämpfen haben als zur verheerenden Flut 2002. Damals lag der höchste Pegelstand bei 6,72 Metern.

Bundeswehr unterstützt Hochwasser-Einsätze mit 4000 Soldaten

Die Bundeswehr hat insgesamt 4000 Soldaten für die Hilfen in den deutschen Hochwasserregionen abgestellt. Die Helfer der Armee seien bei der Deichsicherung und der medizinischen Notfallversorgung tätig, teilte die Bundeswehr am Dienstag in Berlin mit. Außerdem würden Unterkunft und Verpflegung für die Einsatzkräfte sowie Kleidung für die Evakuierte bereitgestellt. Von den 4000 Soldaten sind den Angaben zufolge in Sachsen 2400, in Bayern 1100, in Thüringen 170, und Sachsen-Anhalt 310 im Einsatz.

Rekord-Hochwasser an der Elbe in Niedersachsen erwartet

Entlang der Elbe droht in Niedersachsen zum Wochenende ein Rekord-Hochwasser. Die Wasserstände könnten noch die von 2002 und 2011 übersteigen, befürchten die Behörden. „Man kann noch nicht genau sagen, an welchem Tag das Hochwasser Niedersachsen erreicht. Und es ist auch noch nicht klar, wann der höchste Stand zu erwarten sein wird“, sagte ein Sprecher des Umweltministeriums in Hannover.

In Hitzacker im Kreis Lüchow-Dannenberg könnte der Pegelstand am Montag 80 Zentimeter über dem von 2011 liegen, warnte der Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz am Dienstag. Im Kreis Lüneburg dürften die Wasserstände für die höchste Alarmstufe bereits am Freitag überschritten werden.

Hochwassersituation an Talsperre in Thüringen spitzt sich zu

In Thüringen hat sich die Hochwassersituation am Dienstagmorgen im kleinen Ort Ziegenrück extrem verschärft. Grund: Aus der Bleichlochtalsperre müssten etwa 200 Kubikmeter Wasser pro Sekunde abgelassen werden, teilte das Landratsamt mit. Die Talsperre drohe sonst überzulaufen. Der steigende Pegelstand der Saale zwinge das Energie-Unternehmen Vattenfall als Pächter der Talsperre zu dieser Maßnahme. Damit steige die Gefahr der Überflutung von Ziegenrück. Der Ort könne nur 120 Kubikmeter Wasser pro Sekunde verkraften.

Sonne statt Regen: Nur noch „unbedeutende“ Schauer

Aufatmen vor allem in den Hochwassergebieten im Osten und Südosten: Der Regen zieht am Dienstag mehr und mehr aus Deutschland ab, die Sonne setzt sich weiter durch. „Im Südosten gibt es heute nur noch leichten Regen, der ist aber eher bedeutungslos“, sagte ein Meteorologe vom Deutschen Wetterdienst (DWD) am Dienstag in Offenbach.

Auch im Osten könne es noch einige Schauer geben, die aber mit Blick auf die Hochwasserlage ebenfalls „unbedeutend“ seien. Von Westen her stabilisiere sich das Wetter, verbreitet scheine die Sonne. Die Temperaturen klettern im Westen schon am Dienstag über die 20-Grad-Marke, am Mittwoch sollen „noch ein, zwei Grad“ dazukommen.

Elbe-Hochwasser dürfte Sachsen noch für Tage plagen

Das Hochwasser wird Sachsen nach Ansicht von Landesinnenminister Markus Ulbig (CDU) die ganze Woche über beschäftigen. „Wir müssen uns auf eine lange Zeit einstellen, insbesondere im Elbtal“, sagte er am Dienstag in Dresden. Der Scheitel der Moldau werde im Laufe des Tages in Prag erwartet. Das bedeute, dass dann das später mit der Elbe zusammenlaufende Hochwasser in etwa drei bis vier Tagen in der Landeshauptstadt sei. „Der Rückhalteraum in Tschechien ist komplett ausgelastet.“ Die Landesregierung hält an ihrer Prognose zum Höchststand von neun Metern fest.

An Freiberger und Zwickauer Mulde sei Entspannung eingetreten, sagte der Referatsleiter im Landes-Umweltministerium, Martin Socha. Eine Umleitung der Wassermassen der Weißen Elster in den Tagebau Zwenkau habe das Schlimmste für die Stadt Leipzig verhindert.

Merkel sagt Hilfe für Bayerns Hochwasser-Opfer zu

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat den Hochwasser-Opfern in Bayern Hilfe zugesagt. Der Bund stelle 50 Millionen Euro für unbürokratische Soforthilfe bereit, sagte Merkel am Dienstag bei einem Besuch in der vom Hochwasser besonders betroffenen Drei-Flüsse-Stadt Passau. Weitere 50 Millionen Euro steuere der Freistaat Bayern für diese Soforthilfe bei.

Bei einem Hubschrauberflug hatte sich Merkel zuvor aus der Luft einen ersten Überblick über die Lage in Bayern verschafft. Sie sei von der dramatischen Lage überrascht, sagte die Kanzlerin danach. „Wir haben gedacht, 2002 war die Lage schon exorbitant.“ Jetzt sei die Situation aber noch dramatischer als beim damaligen Hochwasser.

Wasser in Grimma und Borna fließt langsam ab

Nach Erreichen der Höchststände von Mulde und Weißer Elster fließt das Wasser aus den überschwemmten Orten im Landkreis Leipzig langsam ab. „Borna ist zum Großteil wasserfrei“, sagte ein Sprecher des Katastrophenstabes beim Landratsamt am Dienstag. Auch der Pegelstand der Mulde im sächsischen Grimma sinke leicht, liege aber auf noch relativ hohem Niveau. Problematisch sei die Situation aber in Pegau-Elstertrebnitz. „Dort ist der Pegelstand der Weißen Elster noch sehr hoch“, sagte der Sprecher. In der Nacht musste ein Damm aufgegeben werden.

Im Landkreis warten derzeit 4400 Menschen darauf, dass sie in ihre Häuser und Wohnungen zurückkehren können. Allerdings müssen die Gebäude, die im Wasser standen, erst bautechnisch und hygienisch begutachtet werden. „Es ist ja nicht klar, was im Wasser drin war.“ Zudem gibt es bei den meisten keinen Strom.

Erste Straßenzüge von Pirnas Altstadt unter Wasser

Die anschwellende Elbe drängt auch in die Altstadt der sächsischen Stadt Pirna. In flussnahen Gebieten musste in der Nacht der Strom abgeschaltet werden. Bewohner wurden aufgefordert, ihre Wohnungen zu verlassen. „Es gab aber keine Zwangsevakuierungen“, sagte Stadtsprecher Thomas Gockel am Dienstag. Notquartiere stünden bereit. Die Anlegestelle und erste Straßen hinter dem Bahndamm stünden im Wasser. Das elbaufwärts liegende Obervogelgesang sei komplett überspült, dort kämen die Bewohner nur noch über Notwege in ihre Häuser. „Und der Scheitel ist noch nicht erreicht.“

Elbaufwärts in der Sächsischen Schweiz wurden die Orte Schmilka und Postelwitz evakuiert. Viele Hotels in Flussnähe mussten schließen.

Hochwasser in Passau: Sinkende Pegelstände an Inn und Donau

Beim Jahrhundert-Hochwasser in Passau ist nach Einschätzung des Krisenstabs das Schlimmste überstanden. Die Wasserstände von Inn und Donau seien im Laufe der Nacht deutlich gefallen, sagte ein Sprecher am Dienstag. So habe der Pegelstand der Donau um 04.00 Uhr mit 12,40 Meter mehr als einen halben Meter unter dem Höchststand gelegen. Bis zum Nachmittag sollte das Wasser auf etwas über 10 Meter zurückgehen. Da auch der Wasserstand des Inn um mehr als zwei Meter sinken werde, könne das Hochwasser, das jetzt noch von Regensburg nach Passau fließe, gut kompensiert werden.

Regensburg ruft Katastrophenfall aus

Die Stadt Regensburg hat in der Nacht zum Dienstag Katastrophenalarm wegen des Hochwassers ausgerufen. Der Hochwasser-Scheitel werde am Dienstagmorgen gegen 8 Uhr erwartet, sagte eine Sprecherin der Stadt in Bayern. Mit einer Höhe von 6,80 Meter an der Messstelle „Eiserne Brücke“ dürfte der Wasserstand in der Donaustadt so hoch sein wie seit mehr als 130 Jahren nicht. Gefahr für die Bewohner bestehe allerdings nicht, sagte die Sprecherin. „Die Strom- und Trinkwasserversorgung funktioniert nach wie vor. Einigen Straßen droht aber Überschwemmung.“

Lauenburg trifft erste Vorbereitungen für Elbhochwasser

Angesichts von Dauerregen und Überflutungen in Sachsen und Tschechien bereitet sich auch die Stadt Lauenburg an der Elbe auf eine Hochwasserwelle vor. Voraussichtlich am nächsten Montag (10. Juni) müsse mit einem Pegelstand von 9,30 Metern gerechnet werden, hieß es am Montag auf der Internetseite der Stadt. Damit würde die bisherige Höchstmarke von 9,22 Metern übertroffen werden, die im Januar 2011 gemessen wurde. Voraussichtlich am Mittwoch solle damit begonnen werden, Hochleistungspumpen aufzubauen und Sandsäcke zu füllen, sagte der Leiter des Lauenburger Bauamtes, Reinhard Nieberg.

Hochwasser in Niedersachsen fließt weiter ab

Das Hochwasser in Niedersachsen zieht sich weiter zurück. Die Pegelstände der Flüsse sinken weiter, wie die Polizei in Braunschweig und Göttingen am Dienstag mitteilte. Nur noch vereinzelt seien Straßen überflutet, wie der Steinweg in der Innenstadt von Hann. Münden, der direkt am Fluss Werra liegt. Wegen eines Erdrutsches ist auch die Bundesstraße 80 bei Hann. Münden noch mehrere Tage für den Verkehr abgeriegelt. Anrainer der Elbe erwarten indes neue Wassermassen aus dem Südosten Deutschlands. „Wir wissen, dass die Elbe zum Wochenende schlagartig ansteigen wird“, sagte ein Polizeisprecher aus Lüneburg.

Brandenburg bereitet sich auf Hochwasser vor

Die Hochwasserwelle aus Sachsen erreicht Brandenburg. In den vergangenen 24 Stunden sind die Pegelstände der Flüsse dort gestiegen, wie das Landesumweltamt mitteilte. Vor allem an der Elbe und der Schwarzen Elster seien die Vorbereitungen zur Bekämpfung von Wassermassen angelaufen. In Herzberg, im Jahr 2002 wochenlang von Hochwasser bedroht, würden vorsorglich Sandsäcke gefüllt. Auch Mühlberg an der Elbe drohe die höchste Alarmstufe 4. An der Oder, die 1997 beim dortigen sogenannten Jahrhunderthochwasser besonders betroffen war, gebe es bisher dagegen keine Probleme.

Bitterfeld wird wegen Hochwassers evakuiert

Wegen des weiter steigenden Hochwassers muss ein Ortsteil der Stadt Bitterfeld-Wolfen evakuiert werden. Es sei damit zu rechnen, dass die Fluten der Goitzsche bis nach Bitterfeld vordringen, teilte der Landkreis Anhalt-Bitterfeld am Dienstagmorgen mit. Daher sei die Evakuierung des Ortsteils Bitterfeld östlich der Bahnlinie angeordnet worden. Wann das Wasser komme, könne nicht vorhergesagt werden. „Es darf aber auch keine Zeit verloren werden“, hieß es.