Flüsse treten über ihre Ufer, Straßen verschwinden in der Flut, Rettungskräfte sind im Dauereinsatz. Und die Aussichten im Süden und Osten der Republik sind trübe: Regen, Regen, Regen.

Berlin. Die Hochwasserlage in Deutschland bleibt angespannt. In der Nacht zum Sonntag haben überlaufende Flüsse weitere Straßen in Bayern, Sachsen und Baden-Württemberg überschwemmt. Besonders betroffen waren nach Angaben von Polizei und Einsatzkräften die Städte Chemnitz, Passau und Tübingen.

In Chemnitz trat der gleichnamige Fluss über die Ufer. Mehrere Straßen wurden gesperrt. Unter anderem standen die Bundesstraßen 95 und 180 bei Burkhardtsdorf unter Wasser. Auch die Bundesstraße 6 zwischen Meißen und Niederwartha war wegen des Hochwassers auf der Elbe gesperrt. In Dresden war das Terrassenufer überschwemmt.

In der sächsischen Kleinstadt Grimma, wo schon am Sonnabend Teile der Innenstadt unter Wasser standen, blieb die Nacht ruhig. Am Sonntag stieg der Pegelstand der Mulde dort aber wieder an. Wasser ströme erneut in die Stadt, hieß es. Der örtliche Krisenstab befürchte neue Überschwemmungen.

Die Städte Passau und Rosenheim haben am Sonntag Katastrophenalarm ausgerufen. In Passau rechnen die Einsatzkräfte damit, dass der Pegel der Donau bis zum Abend auf etwa 10,50 Meter steigt. Auch der Inn bereite zunehmend Probleme und schwelle stark an. Neben Teilen der Altstadt sind auch die Bundesstraßen 388 und 12 überspült, viele Häuser in Passau sind nur noch über Stege erreichbar. Die Stadt hat um Unterstützung der Bundeswehr gebeten.

Auch im oberbayerischen Rosenheim wurde der Katastrophenfall ausgerufen. Speziell die Mangfall bereite Probleme, heißt es in einer Mitteilung der Stadt. „Die Pegelstände dürften in den Bereich eines hundertjährigen Hochwassers und möglicherweise darüber ansteigen“, so die Befürchtung. Nach derzeitiger Einschätzung seien die Deiche im Rosenheimer Stadtgebiet selbst den Belastungen durch die zunehmenden Wassermengen in Mangfall und Inn gewachsen. Die Behörden sorgen sich um jene Stellen, wo der verbesserte Hochwasserschutz noch nicht durchgängig fertiggestellt ist.

Nachdem sich die Lage in Oberbayern am Samstag kurzzeitig entspannt hatte, habe sie sich mit dem einsetzenden Starkregen am Nachmittag spürbar verschärft. Wie die Polizei in Rosenheim mitteilte, würden seither unablässig Notrufe in der Einsatzzentrale eingehen. Neben vollgelaufenen Kellern beschäftigen vor allem überflutete Straßen und Erdrutsche die Einsatzkräfte. Im Berchtesgardener Land mussten am frühen Sonntagmorgen drei landwirtschaftliche Anwesen evakuiert werden. Am Vormittag wurde zudem damit begonnen, Teile des Ortes Marquartstein zu räumen.

Nach Angaben von Rettungskräften und Polizei trat auch der Neckar bei Tübingen über die Ufer. Reutlingen wurden am Sonntag zwei Menschen vermisst – sie könnten in die Echaz, einem Neckarzufluss, gefallen sein. Im Stadtgebiet lief eine Tiefgarage voll Wasser. Im Nachbarort Gönningen trat die Wiezaz über die Ufer und überschwemmte die Produktionsanlagen einer Firma, eine Schule und eine Turnhalle.

Die Hochwasserlage in Niedersachsen entspannt sich dagegen. Auch wenn einige Gebiete noch immer überflutet sind. Wie die Polizei in Hildesheim und Braunschweig mitteilte, sinken die Pegelstände, allerdings sind sie noch auf einem hohen Niveau. In der Region Hannover liefen Wassermassen ab, berichtete ein Sprecher der Feuerwehr.

Nur für die Region Göttingen konnte noch keine Entwarnung gegeben werden. Die Pegelstände stiegen jedoch nicht weiter an, sagte eine Polizeisprecherin. Zuletzt hatte es in der Nacht zu Sonnabend bei Hann. Münden einen Erdrutsch gegeben. 20 Kubikmeter Erde und Geröll stürzten nach Angaben der Polizei auf die Bundesstraße 80, die daraufhin gesperrt werden musste. Verletzt wurde dabei niemand.

Seit Anfang der Woche hatten die Wassermassen im Süden und Osten Niedersachsens Keller, Straßen und Kanäle überflutet, Flüße traten über die Ufer. Die Feuerwehren waren mancherorts im Dauereinsatz. Doch ein Ende ist in Sicht: Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes werden für die kommenden Tagen keine weiteren Niederschläge erwartet. „Es wird dazu freundlicher und wärmer“, sagte ein Sprecher.

Auch in Thüringen entspannte sich die Lage. Bei Erfurt und im Landkreis Sömmerda sank der Pegelstand der Gera. Auf weiten Strecken von Rhein, Main und Neckar war die Schifffahrt wegen des Hochwassers schon am Sonnabend gestoppt worden.

In Chemnitz wie in Passau wurde mit weiter steigendem Hochwasser gerechnet. Neuer Regen soll weitere Fluten bringen. Im Südwesten und am Alpenrand erwartete der Deutsche Wetterdienst schauerartige und andauernde Niederschläge. Im Osten gehe der Dauerregen weiter: Pro Stunde könnten bis zu 15 Liter auf einen Quadratmeter fallen.