Schon mehr als 300 Menschen sind seit Winterbeginn in Russland erfroren. In der Ukraine geht die Angst vor Hochwasser um. Und in Deutschland wird es in vielerorts weiße Ostern geben.

Offenbach/Moskau. Ostern wird in Deutschland durchweg kälter ausfallen als das vergangene Weihnachtsfest. Meteorologen rechnen im Nordosten mit Schneetreiben und Temperaturen um den Nullpunkt. Dagegen soll in anderen Regionen der Schnee bis Karfreitag zumindest im Flachland wegschmelzen. In Teilen Osteuropas sorgen Rekordschnee und Eiseskälte unterdessen weiter für steigende Totenzahlen. In der Ukraine schürt aufziehendes Tauwetter die Angst vor Hochwasser.

Mit den Temperaturen gehe es in Deutschland ganz allmählich aufwärts, sagte Meteorologe Andreas Friedrich vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Offenbach am Dienstag. Dennoch: Nur einstellige Temperaturen und Regen soll es zu Ostern geben, im Norden auch Neuschnee. Frühling sieht anders aus.

Deutschland hatte 2012 den wärmsten Heiligabend seit Beginn der Wetteraufzeichnungen erlebt: So war es in Freiburg fast 19 Grad warm. An diesem Sonntag könnte nur in Freiburg die Zehn-Grad-Marke geknackt werden.

Dramatisch ist die Lage weiter in Russland: Starker Schneefall und eisige Temperaturen forderten noch mehr Kälteopfer. Die Zahl der Toten liegt nun bei mindestens 311. Die meisten Opfer waren Obdachlose. Nach tagelangem Schneefall in Moskau gaben Experten neue Rekordwerte bekannt: Demnach fielen in der Millionenmetropole seit Anfang März etwa 80 Zentimeter Schnee und damit mehr als doppelt so viel wie sonst üblich. Zehntausende Arbeiter reinigten Straßen, Bürgersteige und Hausdächer – und es soll weiter schneien.

In der ukrainischen Hauptstadt Kiew kämpften Tausende Arbeiter und Soldaten mit den Folgen der heftigsten Schneefälle seit mehr als 100 Jahren. Mehr als 33 000 Tonnen Schnee seien bereits aus der Millionenmetropole geschafft worden, teilte die Stadtverwaltung mit. Unweit des Olympiastadions überfuhr ein zum Räumen eingesetzter Traktor beim Rückwärtsfahren eine Frau, die ausgeglitten war. Ärzte konnten nur noch den Tod der 50-Jährigen feststellen. Für das Wochenende kündigten Meteorologen Tauwetter an – die Behörden fürchten Hochwasser auf dem Fluss Dnjepr, der durch die Stadt fließt.

Tausende Schulen und Kindergärten wurden in Rumänien wegen heftigen Schneefalls geschlossen. Verwehungen behinderten in Tschechien den Verkehr. Starker Wind deckte in Sternberk bei Olmütz (Olomouc) das Dach eines Supermarktes ab. Trümmer beschädigten ein Auto. Auch in Großbritannien war die Lage angespannt. In einigen Gegenden Schottlands gab es den fünften Tag in Folge keinen Strom.

Ist der lange Winter ein Vorbote der nächsten Eiszeit? Nein, sagt der Sonnensystemforscher Werner Curdt. Derzeit gebe es zwar eine relativ geringe Sonnenaktivität, die prinzipiell zu einer Abkühlung des Erdklimas führen könne. „Die aktuelle Wetterlage hierzulande ist allerdings keine Folge geringer Sonnenaktivität, sondern eher eine Eskapade“, sagte Curdt vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung (MPS) im niedersächsischen Katlenburg-Lindau. In anderen Regionen der Nordhalbkugel, etwa in Sibirien, sei es derzeit wärmer als sonst um diese Jahreszeit.

Wegen der Kälte könnten in einigen Regionen die Gemüsepreise im Frühjahr steigen. In Belgien ist ein großer Teil der Ernte dem Frost zum Opfer gefallen. Kartoffeln, Radieschen und Blumenkohl könnten bis zu 30 Prozent teurer werden als in der vergangenen Saison, zitiert die flämische Zeitung „Het Laatste Nieuws“ einen Agrarexperten.

Die Saunabetreiber profitieren dagegen vom Wetter. Gerade in der kalten Jahreszeit nutzen mehr Menschen das Saunieren, sagte Hans-Jürgen Gensow vom Deutschen Sauna-Bund in Bielefeld. In der Sommerhitze ist die Sauna weniger angesagt. Bei grimmigen Ostwind rät der Sauna-Bund momentan zu Bademantel und Wollsocken für längere Wege im Außenbereich.