Trend zum Kamin und langer Winter lassen Preis für den Rohstoff steigen. Försterei Kummerfeld vermarktet direkt

Bullenkuhlen/Kreis Pinneberg . Es gibt wohl nichts Schöneres als ein prasselndes Kaminfeuer in der guten Stube, wenn es draußen frostig kalt ist. Angesichts eines langen Winters, der in diesem Jahr nicht recht enden will, gucken viele Hausbesitzer auf leere Holzlager. Nachschub muss her - und das wird zunehmend teuer. Der anhaltende Trend, dass immer mehr Haushalte angesichts steigender Preise für Öl und Gas teilweise oder ganz mit Holz heizen, sorgt dafür, dass Kaminholz so teuer wie nie ist. Das freut heimische Erzeuger wie die Schleswig-Holsteinischen Landesforsten. "Die Preise sind wohl ums Doppelte gestiegen", sagt Ditmar Langer, Leiter der Försterei Kummerfeld, dem inzwischen einzigen öffentlichen Forstbetrieb im Kreis Pinneberg mit Sitz in Bullenkuhlen. Kaminfertige und bereits getrocknete Holzscheite bekommen die Kunden auf dem Förstereigelände, Zum Forstamt 3, für 75 Euro für den sogenannten Schüttraummeter.

"Wenn der Winter zu Ende geht, kaufen die Leute frisches Holz für die kommende Heizsaison", sagt Förster Langer. Täglich kämen mehrere Kunden nach Bullenkuhlen, um Kombis und Anhänger mit Brennholz zu beladen. Dazu kommen täglich bis zu fünf Auslieferungstouren: Die Försterei liefert gegen Aufpreis das Holz bis ans Haus. Frisch geschlagene Scheite, die in der Regel zwei Jahre trocken müssen, werden für 65 Euro für den Schüttraummeter gehandelt. Die Försterei trocknet ihr Brennholz im Sommer vor allem auch in der Warmluft einer Biogasanlage.

Nach einer Untersuchung des Zentrums für Holzwirtschaft an der Universität Hamburg ist in Deutschland der Holzverbrauch in privaten Haushalten innerhalb der vergangenen neun Jahre von elf auf 34 Millionen Kubikmeter im Jahr angestiegen. Mittlerweile gibt es bundesweit annähernd 15 Millionen Anlagen zum Heizen mit Holz. Mehr als jeder vierte Haushalt verbrennt zumindest zeitweise Scheitholz, Hackschnitzel oder Holzpellets. Laut Statistischem Bundesamt hat sich sogenanntes Energieholz seit 2005 um bis zu 90 Prozent verteuert.

Würden genannte 15 Millionen Haushalte in Zukunft ausschließlich mit Holz heizen, entstünde ein Bedarf von 300 Millionen Kubikmetern. Das wäre das Vierfache der jährlich nutzbaren Menge Waldholz. Als heimischer Förster widerspricht Ditmar Langer Horrorszenarien: "Unser Holz wird nicht knapp, weil derzeit die Nachfrage nach Brennholz steigt." Für die Staatsforsten stehe der Begriff der Nachhaltigkeit ganz weit oben. "Es wird nur die Menge Holz geschlagen, die nachwächst", sagt Langer. Das Restholz zu Kaminholz zu verarbeiten, sei immer schon gängige Praxis. "Das war früher Holz, das kaum jemand haben wollte und ging für ein paar Euro weg."

Die Gefahr eines möglichen Kahlschlags, weil immer mehr Menschen in den Industrieländern auf Holz als Brennstoff als Alternative zu Öl und Gas setzen, sieht der hiesige Förster also nicht. Nach Angaben der Arbeitsgemeinschaft Rohholzverbraucher werden in Deutschland pro Jahr 75 bis 85 Millionen Kubikmeter Holz geschlagen. Dem gegenüber stehe ein Zuwachs von jährlich bis zu 120 Millionen Kubikmetern.

In Schleswig-Holstein sind annähernd 160.000 Hektar der Landesfläche mit Wald bedeckt. Das ist etwa ein Zehntel der Gesamtfläche. Mehr als 1800 Hektar dieser Waldfläche werden federführend von Ditmar Langer als Leiter der Försterei Kummerfeld überwacht. Die größten zusammenhängenden Waldflächen finden sich rund um Barmstedt. Der Förster ist mithin auch verantwortlich für die sogenannten Selbstwerber. Also Privatleute, die sich auf vom Forstamt zugewiesenen Flächen selbst ihr Holz schlagen dürfen. Fast 60 von ihnen gibt es inzwischen im Bereich der Försterei Kummerfeld - Tendenz steigend. "Wir haben Wartelisten", sagt Ditmar Langer. Die Selbstwerber müssen vor allem einen Motorsäge-Führerschein inklusive Sicherheitseinweisung vorweisen, wie man ihn im Kreis Pinneberg zum Beispiel auch bei der Volkshochschule Bönningstedt ablegen kann. Die Seminare sind jeweils annähernd ausgebucht.

Außerhalb der Vegetationsperiode dürfen die Selbstwerber im Staatsforst selbst Holz machen. Das ist die vermeintlich günstigste Methode, an Kaminholz zu gelangen. Den Raummeter gibt es auf diese Art und Weise schon ab 22,50 Euro. "Man darf aber nicht vergessen, dass man zu Anfang die Kosten für die Säge und die vorgeschriebene Sicherheitsausrüstung aufbringen muss", sagt Förster Langer. "Wir setzen Selbstwerber auch nur in der Gruppe ein, weil sonst der Aufwand der Betreuung zu groß ist." Mit Ausnahmegenehmigung dürfen Selbstwerber bestimmte Waldwege mit dem privaten Wagen befahren, um ihr Holz abzutransportieren.

Manch Zeitgenosse fährt bei Nacht und Nebel und natürlich ganz ohne Genehmigung in den Wald. Angesichts stark steigender Brennholzpreise häufen sich in der Region die Meldungen von Holzklau in den Schleswig-Holsteinischen Staatsforsten. Manchenorts sprechen Forstverwaltung und Polizei sogar von einem regelrechten Massenphänomen. Auch Ditmar Langer von der Försterei Kummerfeld weiß ein Lied davon zu singen. "Alles, was von der Größe her in den Kofferraum passt, lassen wir schon gar nicht mehr am Wegesrand liegen."