Dortmund steht in Sachen Prostitution unter Zugzwang. Ab sofort darf außerhalb der Innenstadt auf der Straße angeschafft werden. Die Stadt muss schnell handeln, wenn sie Ordnung durchsetzen will.

Gelsenkirchen/Dortmund. Eine Straßenprostituierte hat im Streit um ihren Arbeitsplatz die Stadt Dortmund bezwungen. Das Verwaltungsgericht Gelsenkirchen hob das seit zwei Jahren für das ganze Stadtgebiet geltende Verbot wieder auf. Nur in der Innenstadt und rund um den ehemaligen Straßenstrich in der Nordstadt bleibt Prostituierten das Anschaffen verboten, entschieden die Richter am Donnerstag – und ließen keine Berufung zu.

Die Stadt steht jetzt vor einem Problem und muss handeln: Viele Frauen aus Bulgarien und Rumänien hatten ihre Dienste auf dem Dortmunder Straßenstrich angeboten. Weil die Frauen meist in der Umgebung wohnten, gingen sie in aufreizender Arbeitskleidung zum Straßenstrich und gefährdeten nach Ansicht der Behörden den Schutz der Jugend. Um zu verhindern, dass der Straßenstrich sich nur verlagert, verbot Dortmund die Straßenprostitution mit Genehmigung des Landes gleich im gesamten Stadtgebiet.

Den zweiten Schachzug hob das Gericht jetzt auf. Ab sofort können Prostituierte nun außerhalb der Innenstadt in Dortmund überall wieder auf die Straßen gehen, mit Ausnahme des alten Straßenstrichs. Der bedrohe auch weiter Jugendschutz und Anstand, urteilten die Richter. Ehemals Hunderte Prostituierte aus Osteuropa könnten jetzt wieder durch die Stadt in nahe gelegene, lukrative Straßen pendeln.

Politisch seien jetzt Stadt und Land am Zuge, ließen die Richter durchblicken. Sollte Dortmund geeignete Gebiete für einen neuen Straßenstrich finden, könnten Stadt und Land voraussichtlich mit nachhaltigem Erfolg das restliche Stadtgebiet zum Sperrgebiet erklären, hieß es. Beide hätten im ersten Anlauf einfach nicht ausreichend nach Alternativen zur Ravensberger Straße gesucht. Dort und in zwei Nebenstraßen durfte bis vor zwei Jahren angebandelt und in sogenannten Verrichtungsboxen im Auto vollzogen werden.

Das Modell mit Verrichtungsboxen hatte Dortmund von niederländischen Städten wie Amsterdam übernommen, erklärte die Mitternachtsmission in Dortmund, die sich um Prostituierte kümmert. Das Modell sei dort aber ebenfalls auf dem Rückzug.

Zwei Jahre lang hatte eine Task Force das Verbot der Straßenprostitution in der Nordstadt überwacht und für Freier wie Prostituierte Knöllchen geschrieben. Viele Prostituierte waren daraufhin in andere Städte abgewandert oder in Bordelle ausgewichen. Vor allem osteuropäische Frauen versuchten, illegal in Kneipen anzubahnen und in Privatwohnungen zu vollziehen. Ein harter Kern vor allem deutscher Prostituierter ging weiter auf die Straße.