Züge stehen still, Ampeln gehen aus, U-Bahnhöfe liegen im Dunkeln: Der schwerste Stromausfall seit 20 Jahren hat halb München lahmgelegt.

München. Plötzlich geht nichts mehr. Die Lichter gehen aus, Aufzüge und U-Bahnen bleiben einfach stehen. Die Ampeln funktionieren nicht mehr. Ein Verkehrschaos bricht aus. Mitten im morgendlichen Berufsverkehr hat der schwerste Stromausfall seit 20 Jahren den Münchnern gezeigt, was es heißt, wenn kein Saft mehr aus der Steckdose kommt. Weite Teile der Innenstadt werden lahmgelegt, als der Strom um Punkt 7.00 Uhr in halb München ausfällt. Rund eine Stunde dauert es, bis alle betroffenen Stadtteile mit etwa 450.000 Bewohnern wieder am Netz sind.

Diejenigen, die noch nicht aus dem Haus sind, frühstücken bei Kerzenschein oder kochen Kaffee auf dem Campingkocher, während draußen ein kleines Chaos ausbricht. In der überfüllten U-Bahn-Station Trudering stoßen Wartende entsetzte Schreie aus, als dort einige Sekunden lang das Licht ausfällt und den Bahnhof in völlige Dunkelheit hüllt. „Da steht schon seit einer Stunde, dass die Bahn in vier Minuten fährt“, sagt eine Pendlerin. Im Stadtteil Obersendling, der mit rund 50 Minuten besonders lang vom Ausfall betroffen ist, hetzt eine Frau mit nassem Haar und Föhn in der Hand zum Auto. Die Haare müssen im Büro getrocknet werden.

Schlimmer trifft es diejenigen, die zwischen 8.00 und 9.00 Uhr in einem Zug der Linie U3 stadtauswärts sind. 45 Minuten lang müssen die Fahrgäste in der Bahn ausharren, bis die Fahrt weitergeht – nur wenige Augenblicke vor der geplanten Evakuierung, wie die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) später mitteilen wird.

Die Busse, die als einzige öffentliche Verkehrsmittel nicht direkt vom Ausfall betroffen sind, sind hoffnungslos überfüllt. Doch auch sie bleiben nicht völlig verschont. Weil zahlreiche Ampeln ausfallen, kommt es an Knotenpunkten zu ausgewachsenen Staus.

Ein Ärgernis für viele: die Informationspolitik der Stadtwerke. Wer wissen will, ob er allein im Dunkeln sitzt oder Leidensgenossen hat, muss selbst die Stadtwerke anrufen, auf die Straße gehen – oder Twitter lesen. Der Online-Kurznachrichtendienst erweist sich als beste Informationsquelle. Lange bevor sich die Stadtwerke dort zu Wort melden, informieren die Münchner sich gegenseitig per Twitter über den Zustand in ihren Stadtteilen. „Die Kommunikation hätte man vielleicht noch ein bisschen verbessern können“, räumt SWM-Geschäftsführer Stephan Schwarz ein.

„Rund ums Maximilianeum geht nichts mehr!“, schreibt auf Twitter zum Beispiel der CSU-Landtagsabgeordnete Eberhard Sinner. Ein Nutzer scherzt: „In München alles schwarz – davon träumt die CSU.“ Dass alles noch wesentlich schlimmer sein könnte, darauf wies ein Dritter hin: „Erst wenn eure Smartphone-Akkus leer sind, wird’s ernst.“ Auch auf Facebook ist der Stromausfall großes Thema. Eine Nutzerin konnte ihm auch durchaus Positives abgewinnen: „Stromausfall gleich Weckerausfall!“, schreibt sie. „Selten so ausgeschlafen im Büro.“