Rund ein Viertel aller Bürger in Brasilien saß am Donnerstag und Freitag im Dunkeln. Größter Stromausfall seit mehr als zehn Jahren.

Der schwerste Stromausfall seit über zehn Jahren hat am Donnerstag und Freitag große Teile des Brasiliens lahmgelegt. Bis zu 53 Millionen der 194 Millionen Brasilianer saßen im Dunkeln oder konnten wegen fehlender Elektrizität nicht arbeiten. Ganze Industriezweige mussten eine Zwangspause von bis zu vier Stunden einlegen. Dieser und frühere Stromausfälle haben Zweifel an der Fähigkeit des Landes mit einer rasch wachsenden Wirtschaft geweckt, 2014 die Fußball-Weltmeisterschaft und zwei Jahre später die Olympischen Sommerspiele auszurichten.

„Das ist für einer modernen Industrieproduktion nicht würdig“, kritisierte Jose de F. Mascarenhas, der Chef des Industrieverbandes im besonders betroffenen Bundesstaat Bahia. Es handele sich um eine Katastrophe, die sich immer wiederhole. Die in Bahia federführende petrochemische Industrie werde tagelang nicht produzieren können. Die Regierung tue nicht genug, die Stromnetze zu warten.

Um den wachsenden Strombedarf zu befriedigen, plant die Regierung bis 2020 den Bau von 48 neuen Wasserkraftwerken. Kritiker werfen dem Land mit der größten Volkswirtschaft Lateinamerikas vor, nicht genug in die Infrastruktur zu investieren. „Wenn Sie die Wirtschaft jedes Jahr um fünf Prozent wachsen lassen wollen, müssen sie Jahr für Jahr fünf oder sechs Prozent mehr Strom bereitstellen. Wenn Sie nicht tun, riskieren Sie Stromausfälle wie jetzt“, sagte Neil Shearing von Capital Economics in London.