Die Stadtwerke vermuten inzwischen einen technischen Defekt hinter dem Stromausfall. Viele Münchner nahmen den Vorfall mit Humor.

München. Die bayerische Grünen-Landeschefin Theresa Schopper war bestens gewappnet: Sie saß trotz des Stromausfalls nicht ganz im Dunkeln. Die Landtagsabgeordnete hatte wegen des 18. Geburtstags ihres Sohnes ohnehin zahlreiche Kerzen aufgestellt: „So ein 18. Geburtstag beleuchtet auch bei Stromausfall“, twitterte Schopper am frühen Morgen. Ihr Ko-Landeschef Dieter Janecek dagegen „zwitscherte“: „Gute Idee von mir, den Stromausfall in München einfach zu verpennen.“

Über den Online-Kurznachrichtendienst Twitter verbreiteten am Donnerstagmorgen nicht nur diverse Prominente ihre Erfahrungen mit dem Stromausfall in der bayerischen Landeshauptstadt, von dem rund 450.000 Kunden der Münchner Stadtwerke betroffen waren. Twitter war für so manchen Münchner am frühen Morgen auch die erste Informationsquelle über die Lage in einzelnen Stadtteilen, in U- und S-Bahnen – lange bevor die Stadtwerke sich ebenfalls mit einer Kurznachricht erstmals zu Wort meldeten: „Stromausfall in Teilen Münchens: Die Wiederherstellung der Versorgung steht jetzt im Vordergrund.“

Auch die Münchner Verkehrsgesellschaft informierte via Twitter über die Betriebsstörung bei allen U-Bahn- und Trambahnlinien „wegen Problemen in der Energieversorgung“. Die FDP-Europaabgeordnete Nadja Hirsch fragte sich angesichts dieses munteren Gezwitschers wiederum per Kurznachricht: „Gehört Twitter eigentlich schon zum Notfallplan der Behörden? War zumindest die einzige Quelle für frühzeitige Infos.“

Bestens informiert über die Lage im bayerischen Landtag waren die Twitter-Follower des ehemaligen Staatskanzleichefs Eberhard Sinner (CSU). Unmittelbar nach dem Stromausfall gegen 7.00 Uhr verkündete er bereits: „Rund ums Maximilianeum geht nichts mehr!“ Später folgten Details zum Ausfall von Radio, Telefon und Computer sowie zu seinem Morgentee. Kurz vor 8.00 Uhr folgte Sinners Entwarnung: „Jetzt auch Maximilianeum wieder hell. BR Klassik wieder zu hören. Faxgerät rumpelt hoch.“

Gleich eine Reihe Kommentare verbreitete auch Schauspieler Michael Jäger („Marienhof“) via Twitter: „Wie viele haben heute Morgen panisch überlegt, ob sie vergessen haben, den Strom zu zahlen?“, fragte er sich und berichtete: „Ich habe Nachbarn in Outfits gesehen, die noch vom letzten großen Stromausfall 1945 sein müssen.“ Und schließlich empfahl er den Münchnern für die Zeit des Stromausfalls noch: „Spaß haben und in 9 Monaten Nachwuchs melden.“

Auch zahlreiche weitere Münchner nutzten das soziale Netzwerk, um Späße über den Stromausfall zu verbreiten. „In München alles schwarz - davon träumt die CSU“, zwitscherte ein Nutzer. Und ein anderer vermutete: „Der Stromausfall in München war doch sicher von der Atomindustrie gesponsert.“ Eine Frau stellte die These auf: „Bestimmt hatten in München alle gleichzeitig ihre Haartrockner an.“ Andere Nutzer beschwichtigten wiederum: „Ich glaube, die in New York würden müde lächeln.“

Stadtwerke vermuten technischen Defekt

Die Stadtwerke München (SWM) vermuten inzwischen einen technischen Defekt hinter dem Stromausfall, der weite Teile der bayerischen Landeshauptstadt lahmgelegt hat. „Wir haben es vermutlich mit technischem Versagen zu tun“, sagte der Leiter des SWM-Netzservices. Der Defekt ereignete sich im Bereich einer Anschlussstelle zum Netz von Eon Bayern. Was genau dort geschehen ist, sei aber noch unklar. „Es wird wahrscheinlich eine Stromspitze gewesen sein“, sagte SWM-Geschäftsführer Stephan Schwarz. Er sprach vom schlimmsten Stromausfall in München seit 20 Jahren.

Dabei sei dann vermutlich zuviel Strom ins Netz geflossen. Grund dafür könnte unter anderem ein Kurzschluss sein. Das sei aber bislang nur Spekulation. Der mutmaßliche Defekt führte nach SWM-Angaben zu einer Kettenreaktion, in deren Folge auch ein Kabelverschluss im Umspannwerk Bogenhausen explodierte. Im Hauptumspannwerk Föhring sei ein Lichtbogen zu sehen gewesen.