Immer mehr Haushalte haben Strom, 80 Prozent des U-Bahnverkehrs läuft wieder. Musikstars sammeln mit einem Konzert Spenden für die Opfer.

New York. Nach den schweren Verwüstungen durch Megasturm „Sandy“ kommt die Stromversorgung in New York allmählich wieder in Gang. Weniger als eine Millionen Kunden seien im US-Staat New York noch ohne Elektrizität, teilten die Versorgungsunternehmen mit. Das sei die geringste Zahl seit dem schweren Unwetter am vergangenen Dienstag. Zudem wurde der New Yorker U-Bahnverkehr nach Angaben von Gouverneur Andrew Cuomo zu rund 80 Prozent wieder in Betrieb genommen.

Vielerorts lagen angesichts weitverbreiteter Benzinknappheit jedoch die Nerven blank. Unterdessen sammelten Pop- und Rockstars bei einem Benefizkonzert Spenden für die Opfer des Sturms. Der für Sonntag geplante New York Marathon wurde hingegen abgesagt. US-Präsident Barack Obama informierte sich am Samstag bei der nationalen Katastrophenschutzbehörde FEMA über den Stand der Aufräumarbeiten.

Am Samstagmorgen waren nach Angaben der Versorger noch 900.000 Haushalte in New York ohne Strom. Mit rund 550.000 Häusern und Geschäften ohne Elektrizität meldete das Versorgungsunternehmen von Long Island die meisten Ausfälle. Auch in den Bezirken Orange und Rockland war die Stromversorgung noch nicht vollständig wieder hergestellt.

Im benachbarten US-Staat New Jersey ordnete Gouverneur Chris Christie die Rationierung von Benzin an. Mit der Regelung sollten Engpässe bei der Treibstoffversorgung verhindert werden. Ab Samstagmittag können Autofahrer mit geraden Zahlen auf dem Nummernschild an geraden Tagen tanken und Fahrer mit ungeraden Nummernschildern an ungeraden Zahlen.

Der New Yorker Gouverneur Andrew Cuomo kündigte derweil an, das Verteidigungsministerium werde an fünf Orten der Metropolregion mobile Notfalltankstellen aufstellen. Sie sollen demnach kostenlos maximal 38 Liter Benzin pro Person bereitstellen. „Das Benzin ist auf dem Weg“, beschwichtigte Cuomo. „Geratet nicht in Panik.“

Obama ordnet zusätzliche Treibstofflieferungen an

Zuvor hatte Obama zusätzliche Treibstofflieferungen in die von „Sandy“ betroffenen Regionen zugesagt. Der Präsident habe den Kauf von rund 45 Millionen Litern Benzin und knapp 38 Millionen Litern Diesel angeordnet, teilte der Katastrophenschutz mit. Der Treibstoff soll demnach vor allem nach New York und New Jersey gebracht werden.

Ungeachtet des Wahlkampf-Endspurts nahm Obama am Samstag in der Washingtoner Katastrophenschutzbehörde FEMA an einer Sitzung zu den Aufräumarbeiten nach Megasturm „Sandy“ teil. Der Wiederaufbau sei noch lange nicht abgeschlossen, sagte Obama. Zugleich versprach er, dass sich alle Beteiligten zu „120 Prozent“ einsetzen würden. „Es gibt nichts Wichtigeres für uns, als das in Ordnung zu bringen“, erklärte Obama weiter.

Wegen der immensen Schäden durch Hurrikan „Sandy“ sagte New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg den für Sonntag geplanten Marathon-Lauf durch die Stadt ab. Zuvor hatte es massive Kritik von Opfern des Sturms gegeben. Der Lauf soll nicht nachgeholt werden, wie in der Nacht zu Samstag bekannt wurde.

„Wir wollten nicht, dass eine dunkle Wolke über dem Lauf und seinen Teilnehmern schwebt. Deswegen haben wir uns entschieden, den Marathon abzusagen“, teilte Bloomberg mit. Viel wichtiger sei es jetzt, „keinen Streit über ein Leichtathletik-Event zuzulassen - selbst wenn es so bedeutsam wie der New York Marathon ist – und so die Aufmerksamkeit von der wirklich entscheidenden Arbeit abzulenken, nämlich uns von den Folgen des Sturms zu erholen und unsere Stadt wieder auf Vordermann zu bringen.“

Kritik von Opfern des Sturms an Marathon

Angesichts der Verwüstungen und der noch nicht abgeschlossenen Suche nach Toten sei ein sportliches Großereignis in der Stadt unsensibel und würde Einsatzkräfte von wichtigeren Aufgaben abhalten, hatten Kritiker argumentiert. In New York waren während des Sturms mindestens 40 Menschen ums Leben gekommen, landesweit stieg die Zahl der Opfer auf mehr als 100.

Zahlreiche Pop- und Rock-Stars sammelten derweil bei einem Wohltätigkeitskonzert in der Millionenmetropole Spenden für die Opfer von „Sandy“. Mit von der Partie waren unter anderem Bruce Springsteen, Mary J. Blige, Jon Bon Jovi und Sting.

Mit ihrem Song „Beautiful“ eröffnete US-Sängerin Christina Aguilera am Freitagabend das Benefizkonzert des Fernsehsenders NBC. Viele der Musiker auf der Bühne hatten eine persönliche Verbindung zu den schwer von dem Hurrikan verwüsteten Staaten New York und New Jersey. Aguilera kommt beispielsweise aus Staten Island, einem New Yorker Stadtteil, durch den „Sandy“ eine Schneise der Zerstörung gezogen hatte.

Der Erlös soll dem Roten Kreuz und anderen Hilfsorganisationen zugutekommen. Das Konzert wurde auf mehreren Kanälen von NBC Universal Networks ausgestrahlt. Der Unterhaltungskonzern Walt Disney kündigte an, zwei Millionen Dollar an das Rote Kreuz zu spenden. Im Fernsehsender ABC soll am kommenden Montag für einen „Tag des Gebens“ geworben werden. Auch CBS, Viacom, MTV und das Fox Network kündigten Spenden an.