Bunte Trachten, Blaskapellen, Prachtkutschen – in einem Umzug sind rund 9000 Trachtler durch München zum Oktoberfest gezogen.

München. Einer der größten Trachtenumzüge der Welt ist am Sonntag quer durch München zum Oktoberfest gezogen. Rund 9000 Trachtler, Schützen, Goaßlschnalzer und Musikanten marschierten bei strahlendem Sonnenschein zur Festwiese. In farbenprächtigen traditionellen und teils historischen Gewändern präsentierten sie vielfältiges Brauchtum.

Hoch zu Ross mit einem Maßkrug in der Hand führte das Münchner Kindl den acht Kilometer langen Zug an. Die Wappenfigur Münchens, verkörpert durch die Tochter des Geschäftsführers vom Festring München, Maria Newrzella, stellte ursprünglich einen Mönch dar.

Die Trachten- und Brauchtumsgruppen kamen aus vielen Teilen Deutschlands und dem Ausland, etwa aus dem österreichischen Zillertal. Zu sehen waren unter anderem Schützen, die Freiwillige Feuerwehr, die Münchner Scheffler, die nach der Pest auf den Straßen tanzten, um den Menschen Mut zu machen, sowie Falkner und Jäger mit Hunden und einer erlegten Wildsau. Mit Prachtgespannen waren die Münchner Brauereien vertreten.

Dabei waren auch legendäre Gestalten: Der Schmied von Kochel, der bei der Besetzung Bayerns durch Truppen der Habsburger den Bauernaufstand mit angeführt haben soll, und die „Bräurosl“ – die Brauertochter Rosi soll ihre Mass immer hoch zu Ross getrunken haben.

In festlich geschmückten Ehrenkutschen fuhren Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) und der Münchner Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) mit ihren Ehefrauen durch die Straßen der Landeshauptstadt. Seehofers Kutsche zierten weiße und blaue Blumen. Die Kutsche Udes, der bei den Landtagswahlen 2013 Seehofer herausfordern wird, schmückten Sonnenblumen und weiße Gladiolen. Ude hatte am Sonnabend mit dem Anzapfen des ersten Fasses Bier das Oktoberfest eröffnet.

Den Umzug gibt es seit 1835. Damals zogen Trachtler zur Silberhochzeit von König Ludwig I. und Therese von Bayern durch die Stadt. Seit 1950 ist der Trachtenumzug fester Bestandteil des Oktoberfestes.

Trotz Glasverbots auf der Wiesn – 5000 Flaschen in zwei Stunden

Trotz des Glasflaschenverbots auf dem Oktoberfest haben Kontrolleure zahlreiche Besucher mit Bierflaschen erwischt. Noch vor dem offiziellen Wiesn-Start am Sonnabendmittag sammelte die Polizei bei Gästen an den Wiesn-Eingängen rund 5000 Flaschen ein, wie die Beamten am Sonntag mitteilten.

Viele Gäste hätten versucht, ihr Bier mitzubringen – denn am ersten Tag gibt es Alkohol erst nach der Eröffnung durch den Oberbürgermeister um 12.00 Uhr. Zu 80 Prozent habe es sich um Bierflaschen gehandelt, sagte eine Polizeisprecherin. Aber auch harte Sachen wie Wodka seien dabei gewesen. Das Glasflaschenverbot gilt dieses Jahr zum ersten Mal – in den vergangenen Jahren hatte es durch Scherben viele Verletzungen gegeben, besonders Besucher mit Flip-Flops und Ballerinas mussten oft behandelt werden.

Auch die ersten Taschendiebe wurden gleich zum Start des größten Volksfestes der Welt festgenommen. Das Volksfest lockt alljährlich nicht nur Besucher, sondern auch Langfinger aus aller Welt an. Unter anderem legten die Beamten der eigens eingerichteten Taschendiebfahndung drei Jugendlichen das Handwerk, es handelte sich um einen 17-jährigen Deutschen und um zwei Kosovaren im Alter von 16 und 19 Jahren. Bei dem Trio wurden Bargeld sowie wertvolle Jacken sichergestellt. Auch eine 23-jährige Slowakin wurde festgenommen. Sie hatte bei betrunken am Boden liegenden Wiesn-Besuchern versucht, an Geldbörsen und Mobiltelefone in den Hosentaschen zu kommen.

Bei strömendem Regen war das Oktoberfest am Sonnabend ruhiger als sonst gestartet. In der Wiesn-Sanitätsstation mussten Helfer weniger Patienten versorgen als im Vorjahr. „Aufgrund der niedrigen Temperaturen im Vergleich zum Vorjahr mussten am Eröffnungstag der Wiesn weniger Patienten mit Herz- und Kreislaufbeschwerden behandelt werden“, sagte der ärztliche Leiter der Rotkreuz-Sanitätsstation Hans Finkel. „Einsatzschwerpunkte waren chirurgische Notfälle wie zum Beispiel Platzwunden nach Stürzen.“

Die Helfer behandelten insgesamt 619 Patienten (Vorjahr: 942), davon wurden 344 (Vorjahr: 405) ärztlich versorgt. Auch der Alkoholkonsum blieb geringer: 36 Besucher mussten wegen Alkoholvergiftung behandelt werden, im Vorjahr waren es 63. Die erste sogenannte „Bierleiche“ – so werden die Alkoholopfer umgangssprachlich genannt – gab es erst drei Stunden nach dem Anstich. In anderen Jahren brachen die ersten Trinker schon zusammen, bevor das Fest überhaupt eröffnet war. Der erste Patient war heuer ein 16-Jähriger aus Niedersachsen.