Zum Start des Oktoberfestes am Sonnabend ist nicht nur München, sondern ganz Deutschland in Partylaune und feiert nach bayrischer Tradition.

Berlin. Dirndl in Mainz, Schweinshaxn in Dresden, Maßkrüge in Dortmund: Pünktlich zum Start des klassischen Oktoberfestes an diesem Sonnabend ist nicht nur München in Partylaune. Ganz Deutschland feiert in den kommenden Wochen nach bayerischer Tradition. Veranstalter schmücken ihre Festzelte mit weiß-blauen Fahnen, schenken Bier in Literkrügen aus und verkaufen Brezn, Leberkäs und Brathendl. Sie erwarten zwar keine Millionen, zumindest aber Zehntausende Oktoberfest-Fans.

Die Münchner Oktoberfest-Garderobe scheint sich dabei auch außerhalb Bayerns immer mehr durchzusetzen: Dirndl für Frauen, Lederhose und Hemd für Männer. Sogar in der Berliner U-Bahn laufen einem momentan Menschen in Wiesn-Mode über den Weg. „Wenn man nicht in Tracht kommt, ist man absoluter Außenseiter“, sagt zum Beispiel Veranstalter Kai-Kristian Barth, der das westfälische Oktoberfest in Münster mitorganisiert. „Man kommt rein, aber man fühlt sich unwohl.“

Auch auf der Frankfurter „Wiesn“, wo von diesem Sonnabend an bis Mitte Oktober rund 30.000 Menschen erwartet werden, trägt man Tracht. „Wer nicht in Lederhose oder Dirndl kommt, fällt auf wie ein bunter Hund“, sagte eine Sprecherin. Im Karneval-verrückten Mainz rechnen die Oktoberfest-Veranstalter in den nächsten Wochen sogar mit 50.000 Menschen. „Inzwischen ist Tracht angesagt“, sagte ein Sprecher. Auch die gewählte Repräsentantin, „Mainzdirndl“ Jeanette, kleidet sich klassisch bayerisch.

Die Titel der Feste gehen meistens in eine ähnliche Richtung: „Original Dortmunder Oktoberfest“, „Oktoberfest Hannover“ oder „Mainzer Oktoberfest“. In manchen Städten würde man hingegen gar nicht erst auf den Gedanken kommen, sich als Oktoberfest-Imitat zu bezeichnen. Der Stuttgarter Wasen etwa hat eine ähnlich lange Tradition wie das Münchner Volksfest vorzuweisen. Auch die Eisleber Wiese in Sachsen-Anhalt feierte kürzlich ihren 491. Geburtstag.

Die Bierpreise sind in den meisten Fällen etwas niedriger als in den Münchner Festzelten. In Dortmund bezahlen die Gäste für einen Liter immerhin 8 Euro. Beim 48. Oktoberfest in Hannover gibt es die Mass schon für 7 Euro. Auf der Theresienwiese in München bekommt man den Liter Bier in diesem Jahr nicht unter 9 Euro.

Die Ersatz-Wiesn außerhalb des Freistaats ziehen nicht nur Menschen aus Deutschland an. Einige suchen sich zum Beispiel Alternativen im Norden: Nach Linstow in Mecklenburg-Vorpommern kommen nach Angaben der Veranstalter jedes Jahr etliche Gäste aus Schweden über’s Wochenende zum Feiern.

Wer sich in Deutschland nicht besonders gut auskennt, könnte fälschlicher Weise auch in Thüringen landen. Dort gibt es in der Nähe von Erfurt ein winziges Dorf mit 88 Einwohnern. Sein Name: München. In diesem Jahr feierten auch die mitteldeutschen Münchner ihr erstes Oktoberfest. Der Titel „Münchner Oktoberfest“ war allerdings schon vergeben.