Der Stimmung in den Zelten auf dem Oktoberfest tut schlechtes Wetter keinen Abbruch. Ralph Siegel muss lange auf seine Maß warten.

München. Nur zwei Schläge braucht Oberbürgermeister Christian Ude (SPD), dann sitzt der Zapfhahn fest im Fass. „O’zapft is“, ruft Ude und eröffnet damit am Samstag um Punkt 12.00 Uhr in München das diesjährige Oktoberfest. Während es draußen in Strömen regnet, prosten sich die Gäste drinnen im Schottenhamel-Zelt mit der ersten Maß zu. Der Stimmung tut das schlechte Wetter keinen Abbruch. Unter den Gästen sind auch zahlreiche Prominente. Volksmusiksänger Florian Silbereisen schunkelt mit Gloria von Thurn und Taxis, und Schlagerstar Heino fühlt sich in diesem Jahr besonders wohl.

Jetzt sei die Spannung verflogen, sagt Ude nach dem Anstich. Er sei nun „in ganz normaler Wiesn-Besucher, der sich aufs erste Hendl freut“. Die erste Maß reicht er traditionsgemäß dem bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer (CSU), den er als SPD-Spitzenkandidat im kommenden Jahr bei der bayerischen Landtagswahl herausfordern will. Ihr Aufeinandertreffen am ersten Wiesn-Tag verändere sich dadurch jedoch nicht, betont Ude. „Unser Verhältnis ist entspannt und freundlich“, sagt er. Nicht zuletzt helfe ihm und Seehofer auch, dass sie beide eine ähnliche Ader für Ironie hätten. Während des Oktoberfests gelte es jedoch, ein positives Bild von Bayern zu vermitteln und die Politik dabei herauszuhalten: „Für den politischen Wettbewerb haben wir danach immer noch 50 Wochen Zeit.“

Schlagersänger Heino fühlt sich im Schottenhamel-Zelt dieses Jahr besonders willkommen. „Der Ministerpräsident hat mir als Erstem die Hand gegeben“, erzählte er. Für ihn als Rheinländer sei das eine große Ehre. Florian Silbereisen schmeckt die erste Maß „nicht schlecht, aber es werden sicher noch einige kommen“. Er gibt sich gelassen, schunkelt mit Gloria von Thurn und Taxis zur Blasmusik. Aus Silbereisens Sicht ein gelungener Wiesn-Start, nur die Sonne vermisst der Schlagersänger. „Das gute Wetter müsste schon noch kommen“, sagt er mit Blick auf den Regen draußen auf der Festwiese.

Etwas mürrisch sitzt Ralph Siegel neben seiner Frau Kriemhild. „Ich warte seit 35 Minuten auf die erste Maß“, klagt er und deutet auf den Krug mit Wasser vor ihm. „Bei Käfer wäre das anders gewesen“, grummelt er. Siegel hat wohlgemerkt eine ungewöhnliche Bestellung aufgegeben, er wollte ein alkoholfreies Bier trinken. In ein paar Stunden müsse er bereits im Studio stehen und mit einem maltesischen Künstler Aufnahmen machen, erzählte er. Alkohol sei deshalb für ihn nicht drin. „Mit Alkohol hört man irgendwelche Silbertöne, aber nicht das, was man hören muss.“

Man muss nicht unbedingt ein Promi sein, um am ersten Wiesn-Tag einen Tisch im Schottenhamel-Zelt zu bekommen. Günter Werner verdankt seinen Tisch guten Kontakten zum Wirt, vor allem aber einer langen Tradition seines Wiesn-Stammtischs. Bereits seit 1959 sitzt der 69-Jährige jedes Jahr mit seinen Freunden beim Anstich jedes Mal am gleichen Tisch. Mit ihren kunstvollen Trachtenhüten fallen vor allem die Männer der Gruppe auf. Hinten am Hut ragen Fasanenfedern nach oben, vorne an der Krempe schmückt ihn hellgrüner Hopfen.

„Ich will diesen Tisch 100 Jahre auf den Namen Günter Weber haben“, sagt Weber und lacht. Da er vermutet, dieses Jubiläum selbst nicht mehr zu erleben – heuer mietet er den Tisch zum 53. Mal -, nimmt er jedes Jahr seine Söhne und seine Enkel mit, die eines Tages an seiner Stelle die Tradition weiterführen sollen. Weber verbindet mit seinem Wiesn-Tisch viele Erinnerungen. Als Exportleiter einer Baufirma schloss er hier früher mit ausländischen Kunden Geschäfte ab, per Handschlag, versteht sich. Einmal war er mit zwei Scheichs aus Saudi-Arabien dort. Als Muslime tranken sie kein Alkohol, Weber wollte sie trotzdem vom Bier kosten lassen. Damit sie keine zu große Menge tranken, ließ er ihnen das Bier im Schnaps-Glas servieren.