Die verloren geglaubte Habilitationsschrift von Erwin Panofsky zählt zu den Mythen der Kunstgeschichte. Nun wurde sie in einem Keller entdeckt.

München. Sensationsfund in München: Im Keller des Zentralinstituts für Kunstgeschichte haben Wissenschaftler die verschollen geglaubte Habilitationsschrift des berühmten Kunsthistorikers Erwin Panofsky (1892-1968) gefunden. Das Institut bestätigte am Donnerstag einen entsprechenden Vorab-Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ). Die 334 Seiten umfassende Schrift mit dem Titel „Die Gestaltungsprinzipien Michelangelos, besonders in ihrem Verhältnis zu denen Raffaels“ befand sich demnach in einem alten Panzerschrank der NSDAP, in dem früher Mitgliedskarteien aufbewahrt wurden.

Der Schrank stand nach Institutsangaben in einem bislang nicht erschlossenen Teil der Altregistratur. Das Zenratlinstitut befindet sich in einem ehemaligen Verwaltungsbau der NSDAP und in unmittelbarer Nähe zum ehemaligen „Führerbau“.

„Die jahrzehntelang verloren geglaubte Habilitationsschrift von Erwin Panofsky zählt zu den Mythen unseres Faches“, zitiert die FAZ den stellvertretenden Direktor des Institutes, Wolfgang Augustyn. „Der unerwartete Fund hat uns völlig überrascht und schließt eine große Lücke in der Geschichte der europäischen Kunstgeschichte.“

Panofsky gilt als einer der wichtigsten und einflussreichsten Kunstwissenschaftler des 20. Jahrhunderts und als „Einstein der Kunstgeschichte“. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten verließ er Deutschland und lehrte seitdem in den USA. Panofskys Witwe Gerda kommentierte den spektakulären Fund der Münchner Wissenschaftler laut FAZ so: „Ich war total überrascht. Das konnte doch nicht wahr sein. Ich wusste erst nicht, ob ich träumte oder wachte.“ (dpa)