Sieben Jahre nach “Katrina“ herrscht an der Südküste der USA höchste Alarmbereitschaft. Im Gegensatz zu damals sieht sich New Orleans aber gut gerüstet.

Washington. Tropensturm „Isaac“ wächst auf seinem Weg zur US-Südküste zum Hurrikan heran. Mit Windböen von bis zu 110 Stundenkilometern bewege er sich langsam auf das Mündungsgebiet des Mississippi zu, teilte das Hurrikanzentrum in Miami am Dienstag mit. Es wurde damit gerechnet, dass „Isaac“ noch im Laufe des Tages zu einem Hurrikan der Kategorie 1 anwächst. Am Abend (Ortszeit) oder Mittwochmorgen könnte er dann südlich von New Orleans auf Land treffen, wie der Nachrichtensender CNN berichtete. Dies würde mit dem siebten Jahrestag der Hurrikan-Katastrophe „Katrina“ zusammenfallen.

In Washington wollte sich am Dienstagmorgen (Ortszeit) Präsident Barack Obama zu der Naturgewalt äußern. Nach Angaben von Experten könnten die Unwetter lange dauern, weil sich „Isaac“ relativ langsam fortbewege – zuletzt mit etwa elf Stundenkilometern. Außerdem habe er einen großen Umfang. Am Dienstagnachmittag deutscher Zeit war er noch etwa 150 Kilometer vom Land der US-Südküste entfernt.

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Ein Aufklärungsflugzeug stufte „Isaac“ bereits nahezu als Hurrikan ein, wie das Zentrum in Miami meldete. Von einem Hurrikan der Kategorie 1 – der schwächsten von insgesamt fünf Kategorien – ist ab Windgeschwindigkeiten von 119 Kilometern in der Stunde die Rede.

Obwohl „Katrina“ beim Aufprall am 29. August 2005 als Hurrikan der Stärke 3 deutlich heftiger war, als es „Isaac“ werden dürfte, liefen die Vorbereitungen auf den Sturm auf Hochtouren.

In den Staaten Louisiana und Mississippi, die wie Alabama auf der Route von „Isaac“ liegen, ließen die Behörden niedrig gelegene Küstenstriche evakuieren. Die meisten Flughäfen in den bedrohten Gebieten schlossen, Einwohner deckten sich mit Lebensmitteln und anderen wichtigen Versorgungsgütern ein.

In New Orleans sei an vielen Tankstellen das Benzin ausverkauft, hieß es in Medienberichten. Vielerorts verbarrikadierten Einwohner ihre Fenster mit Brettern.

Im Gegensatz zu 2005 sei New Orleans aber gut gewappnet, betonte Bürgermeister Mitch Landrieu: „Dieser Sturm bringt uns nichts, was wir nicht in den Griff bekommen könnten.“ Schließlich seien seit „Katrina“ rund zehn Milliarden Dollar (fast acht Milliarden Euro) investiert worden, um das Deich- und Pumpsystem der Jazzmetropole zu modernisieren.

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Für das Stadtgebiet von New Orleans wurden zunächst keine Zwangsevakuierungen angeordnet, sondern lediglich für flache Küstenstriche jenseits der Deiche. Vor sieben Jahren hatte „Katrina“ der Stadt Tod und Verwüstung gebracht: 80 Prozent von New Orleans waren damals nach Dammbrüchen überflutet worden, 1800 Menschen starben.

Dennoch warnte der Bürgermeister ebenso wie die Gouverneure der betroffenen Staaten sowie der Katastrophenschutz davor, „Isaac“ zu unterschätzen.

Insbesondere in östlichen Küstenregionen gelten Flutwellen von über drei Metern und Überschwemmungen als möglich. Befürchtet wurden außerdem weit verbreitete Stromausfälle wegen heftigen Windes und sintflutartigen Regens.

„Es ist ein sehr großer Sturm“, betonte Alabamas Katastrophenschutz-Direktor Art Faulkner. „Sogar in 200 Meilen von seinem Zentrum entfernt kann es sehr gefährlich sein.“ 200 Meilen sind etwa 320 Kilometer.

In Washington ließ sich US-Präsident Barack Obama ständig auf dem Laufenden halten. Er unterzeichnete vorsorglich eine Notstandserklärung für Louisiana. Damit können Bundeshilfen schon bei den Vorbereitungen auf den Sturm in den Staat fließen.

Die US-Behörde für Katastrophenmanagement (FEMA) koordinierte mit anderen Stellen Hilfsaktionen. Nach „Katrina“ war die Behörde wegen zu langsamer Reaktion und schlechter Koordination unter schweren Beschuss geraten. (dpa)