Ist er in der Hansestadt untergetaucht? Hier überfiel er vor Jahren eine Bank, und hier hat er auch mehrere Verwandte.

Frankfurt/Main. Er steht beim Bundeskriminalamt (BKA) auf der Liste der zehn meistgesuchten Verbrecher Deutschlands, ist vorbestraft wegen mehrerer Banküberfälle und Geiselnahme. Jetzt hat Thomas Wolf (56) in Wiesbaden die Ehefrau eines Bankiers entführt und von ihrem Mann 1,8 Millionen Euro Lösegeld erpresst. Er ist auf der Flucht in einem silbernen VW Golf-Variant mit dem Hamburger Kennzeichen HH - FU 7109.

Der Verbrecher, der zuletzt unter dem Namen David van Dyk acht Jahre unerkannt in Frankfurt am Main lebte, hatte die 44-Jährige am Freitagvormittag im Wiesbadener Stadtteil Sonneberg gekidnappt. Nach den bisherigen Ermittlungen klingelte Wolf an der Tür der Bankiersvilla. Als die Ehefrau öffnete, fiel er über sie her, fesselte sie und verschleppte sie in seinem Wagen. Wenig später ging bei dem Bankdirektor telefonisch eine Lösegeldforderung in Höhe von zwei Millionen Euro ein. Der Mann alarmierte sofort die Polizei. Am Abend fuhr er mit 1,8 Millionen nach Hofheim-Diedenbergen in Hessen. Dort legte er an einer Brücke der A 66 die Tasche mit dem Geld ab, wie es ihm der Entführer per Handy befohlen hatte. Ein Mobiles Einsatzkommando der Polizei überwachte die Umgebung, ließ den Täter aber entkommen. "Wir wollten das Leben der Geisel nicht gefährden", sagte ein Sprecher. Der Gangster hatte die Frau an einen Baum gefesselt. Etwa 20 Minuten nach der Geldübergabe konnte sie sich selbst befreien. In Diedenbergen klingelte sie an einer Haustür und holte Hilfe. Gegen Mitternacht meldete sich dann auch Thomas Wolf bei der Polizei, um den vermeintlichen Aufenthaltsort des Entführungsopfers mitzuteilen.

Bei der Vernehmung der Frau konnte die Polizei das für die Entführung benutzte Fahrzeug identifizieren. Es gehört Wolfs Freundin, die aber offenbar nichts von seinem Doppelleben wusste. Der Gewaltverbrecher war zum Jahreswechsel 1999/2000 während eines Hafturlaubs aus der JVA Moers/Kapellen geflohen. Danach stahl er mindestens zehn Autos, bevor er im April 2000 in Hamburg die Commerzbank am Paul-Nevermann-Platz in Altona überfiel. Wolf hatte einen Kassierer als Geisel genommen und mit einer Bombenattrappe gedroht. Er entkam mit 500 000 Mark. Mit der gleichen Masche erbeutete er in Holland und Belgien ebenfalls mehrere Hunderttausend Euro.

Der Gewalttäter hat Verwandte in Hamburg. Er nennt sich oft "Tom" oder "Tommy", spricht akzentfrei Englisch und gibt sich häufig als Brite aus. Er trinkt am liebsten Gin Tonic und Jack Daniels. In Szene-Bars setzt er sich immer neben die Tür, um schnell flüchten zu können. Er gilt als eitel, besucht regelmäßig Bodybuilding-Studios. Das BKA warnt auf seiner Homepage: "Vorsicht! Dieser Mann ist bewaffnet." Die Polizei setzte eine Belohnung von 40 000 Euro aus. Hinweise unter Telefon 0800-110 33 33.