Kilts, Whisky, Spiele und Festumzug – im schottischen Edinburgh fand ein ganz spezielles Familientreffen statt.

Edinburgh. So viele Kilts waren selbst in Edinburgh noch nicht zu sehen: Mehr als 40.000 Schotten sind am Wochenende aus aller Welt zur größten Clan-Versammlung seit 200 Jahren zusammengekommen. Die schottische Hauptstadt war Gastgeber der größten Clan-Versammlung (Clan Gathering) der Geschichte und der Holyrood Park Schauplatz der großartigen Highland Games. Ein Clan ist so etwas wie ein Stamm oder eine Familie. Im 14. Jahrhundert zogen die Clans für die Freiheit Schottlands in den Kampf. Der Clan-Chef hatte die absolute Gewalt über Land und Leben seiner Mitglieder. 1745 wurden sie durch einen Beschluss des Parlaments verboten.

Die Clan-Versammlung umfasst die Weltmeisterschaften in der Schwerathletik und eine eindrucksvolle Parade über die Royal Mile sowie eine spektakuläre historische Aufführung auf der Esplanade der Burg von Edinburgh. „Zum Glück ist das Leben der Clan-Chefs und ihrer Clan-Leute im Jahr 2009 sowohl in Schottland als auch im Ausland etwas weniger blutig und unglücklich als das von Tausenden ihrer Vorfahren“, sagte Prinz Charles bei der Eröffnung von „The Gathering 2009“. Der britische Thronfolger erschien dazu in einem Kilt mit dem Schottenmuster des Stewart-Clans.

Charles erinnerte an die historischen Schlachten der Vergangenheit, darunter auch die jahrhundertealte Fehde zwischen dem Forbes- und dem Gordon-Clan. Beim Treffen der 85 Clan-Chefs in Edinburgh blieb zunächst alles friedlich. Insgesamt kamen Angehörige von 125 Clans nach Edinburgh – von weltweit etwa 500 registrierten Clans. Die Versammlung war Teil der Festlichkeiten zum 250. Geburtstag des schottischen Dichters Robert Burns. Höhepunkte der Versammlung waren ein Festumzug von 8000 Clan-Männern zum Schloss Edinburgh, traditionelle Hochlandspiele und eine unvermeidliche Whisky-Probe.

Eine der längsten Anfahrten hatte Pouroto Ngaropo (40) aus Neuseeland, der sowohl schottische als auch Maori-Wurzeln hat. „Maoris und Schotten sind sich sehr ähnlich. Auch wir haben ein Clan-System. Ich führe einen Hapu, also einen Unterstamm, mit 841 Menschen, und wir haben viele ähnliche Rituale.“ Danus Skene, der Chef des Skene-Clans, verspricht sich von der Versammlung in Edinburgh eine Erneuerung der Clans. „Was wir jetzt brauchen, ist eine Vernetzung der fünf Millionen Schotten, die hier leben, mit den 40 Millionen Schotten, die an anderen Orten der Welt leben.“

Ähnlich äußerte sich Professor Joe Goldblatt von der Queen Margaret University in Edinburgh: „Wir erwarten das Morgengrauen einer zweiten Aufklärung in Schottland. Es geht darum, dass sich die Diaspora mit dem neuen Schottland verbindet, das sich seit der Wiedereinberufung des schottischen Parlaments im Jahr 1999 herausbildet.“

Bei dem Südafrikaner Andrew Macgregor aus Durban, der seine Ahnenreihe auf den schottischen Volkshelden Rob Roy Macgregor zurückführt, ist die Botschaft schon angekommen.

Beim Dudelsack-Auftritt der Canadian Massed Pipes and Drums aus Ontorio sagt er: „Wir sind eine große Familie, hier gehöre ich dazu.“ (AP/HA)