Sinnloser Gewalt-Exzess in München: Eine Gruppe Jugendlicher prügelt grundlos einen Geschäftsmann nieder. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen versuchten Mordes.

München. Sie wollten "ein paar Leute wegklatschen" und Spaß haben: Schweizer Jugendliche auf Klassenfahrt haben mitten in München einen Geschäftsmann auf der Straße brutal zusammengeschlagen. Anschließend prügelten sie ohne erkennbares Motiv einen bulgarischen Studenten nieder, wie die Polizei am Donnerstag mitteilte. Fünf Teenager aus der Schweiz wurden als Tatverdächtige festgenommen. Gegen drei 16-Jährige erging Haftbefehl. Ein 15-Jähriger und ein 17-Jähriger sind inzwischen wieder auf freiem Fuß, sie sollen nicht unmittelbar beteiligt gewesen sein. Die Staatsanwaltschaft ermittelt unter anderem wegen versuchten Mordes. Die mutmaßlichen Täter waren angetrunken.

Der 46-jährige Versicherungskaufmann aus Ratingen in Nordrhein-Westfalen wurde nach dem Überfall am späten Mittwochabend in der Innenstadt mit mehreren Brüchen im Gesicht und einem Schleudertrauma schwer verletzt in eine Klinik gebracht. Er konnte bisher nicht vernommen werden. Der Student erlitt Hämatome im Gesicht und am Hals.

Die Jugendlichen kamen aus Zürich und gehörten zu einer Schülergruppe auf Abschlussfahrt. Einer der verhafteten 16-Jährigen ist Slowene, der 15-Jährige ist Portugiese. Ob auch der 17-Jährige einen Migrationshintergrund hat, war zunächst unklar.

Die brutalen Angriffe erinnern an den Fall der Münchner U-Bahn- Schläger, der bundesweit für Schlagzeilen sorgte. Die Jugendlichen hätten ihr Opfer nicht gekannt und es habe vorher keinen Kontakt oder Wortwechsel gegeben, sagte Polizeisprecherin Sabine Allertseder. "Sie kannten ihn nicht, sie haben ihn wahllos ausgesucht, es gab keinerlei Anlass – und er hatte keine Chance, sich zu wehren." Die Jugendlichen hätten in ihrer Vernehmung angegeben, sie wollten "ein paar Leute wegklatschen". Sie seien angetrunken gewesen, sagte Allertseder.

Der 46 Jahre alte Versicherungskaufmann war am Mittwoch gegen 23.35 Uhr nach einem Geschäftsessen auf dem Weg zu seinem Hotel. Die Jugendlichen hätten aus heiterem Himmel auf ihn eingeschlagen. Obwohl er bereits am Boden lag, traten sie weiter auf ihn ein. Danach flüchteten sie. Zeugen riefen die Polizei und gaben erste Beschreibungen. Auf dem Weg zu ihrer Unterkunft trafen die jungen Schweizer wohl zufällig auf den Studenten, den sie ebenfalls ohne erkennbares Motiv niederschlugen.

Im Fall der U-Bahn-Schläger hatten zwei Jugendliche kurz vor Weihnachten 2007 einen Rentner an einer U-Bahnstation niedergeprügelt und schwer verletzt liegengelassen. Der Mann hatte sie zuvor in der U-Bahn aufgefordert, die Zigarette auszumachen. Die Täter wurden im vergangenen Sommer wegen versuchten Mordes zu langen Haftstrafen verurteilt.