Der sechste Fall in Sachsen-Anhalt in diesem Jahr: Mutter hatte Kind seit Mai tiefgefroren.

Magdeburg. Es ist schon die sechste Babyleiche in diesem Jahr in Sachsen-Anhalt: Die Polizei hat in Gräfenhainichen (Kreis Wittenberg) in der Wohnung einer 27 Jahre alten Frau ein totes Baby in einer Tiefkühltruhe entdeckt. Wie es zu Tode kam, ist offen. Die Mutter behauptet, das Kind im Mai tot geboren und in der Kühltruhe abgelegt zu haben. Eine Obduktion soll heute klären, ob diese Angaben stimmen oder ob das Kind nach seiner Geburt getötet wurde. Das Baby war von dem ehemaligen Lebensgefährten (23) der Frau entdeckt und der Polizei gemeldet worden. Er war im Mai, zum angeblichen Geburtstermin, noch mit der Frau zusammen. Ob er der Vater des Babys ist, war unklar.

Die Beamten fanden den Säugling in ein Handtuch gewickelt in einer Plastiktüte in der Kühltruhe, die im Waschhaus des Mehrfamilienhauses steht. In der Nachbarschaft herrscht Fassungslosigkeit: Anwohner der gepflegten Gegend nahe dem Stadtzentrum berichten, dass die Mutter bereits zwei Kinder habe. In ihrer Erdgeschosswohnung sind alle Jalousien an den Fenstern heruntergelassen. Die Mutter des Kindes ist auf freiem Fuß und wird psychologisch betreut. Sie wurde wegen Selbstmordgefahr stationär in ein Krankenhaus aufgenommen.

Die Gerichtsmediziner konnten den gefrorenen Körper gestern noch nicht aus dem vereisten Handtuch wickeln. Die Obduktion wurde verschoben, damit keine Spuren vernichtet wurden.

Schon im März entdeckten Ermittler in Sachsen-Anhalt drei skelettierte Säuglingsleichen auf dem Dachboden eines Einfamilienhauses in Neuendorf am Damm (Altmarkkreis Salzwedel). Gegen die Mutter wird wegen des Verdachts des dreifachen Totschlags ermittelt. Einen Monat später wurde in Teutschenthal ein neugeborenes Baby tot an einem Weg entdeckt. In diesem Fall wurde die Mutter von der Anklage des Totschlags freigesprochen. Vor einem Monat fanden Beamte in Sangerhausen in einer Wohnung eine weitere Babyleiche. Die Umstände sind unklar.