Der vor knapp einer Woche in Tschechien entführte Säugling ist in Neuwied gefunden worden - gesund und wohlauf. Vier Verdächtige festgenommen.

Dresden/Neuwied/Usti. Knapp eine Woche nach der Entführung eines Babys aus Tschechien haben deutsche Fahnder die mutmaßlichen Täter und das Kleinkind in Rheinland-Pfalz aufgespürt. Die Polizei nahm in Neuwied vier Verdächtige vorläufig fest, wie die Staatsanwaltschaft Dresden am Dienstag mitteilte. Gegen einen Mann und eine Frau aus Deutschland seien Haftbefehle wegen des Verdachts der Kindesentziehung erlassen worden. Zwei weitere Frauen wurden auf freien Fuß gesetzt. Das Baby befindet sich wohlbehalten in Obhut von Ärzten. Der Hintergrund der Tat blieb unklar.

Das Mädchen war am vergangenen Mittwoch in Usti nad Labem (Aussig) nahe der sächsisch-tschechischen Grenze vor den Augen seiner Mutter aus dem Kinderwagen gerissen worden. Der Entführer war anschließend mit einer weiteren Person in einem Auto Richtung Deutschland gerast. Nach Angaben der Mutter soll der Mann einige Sätze auf Tschechisch mit starkem deutschen Akzent gesprochen haben, bevor er das Baby packte und verschleppte.

+++ Entführtes Baby aus Tschechien in Deutschland gefunden +++

Ein Sprecher des sächsischen Landeskriminalamts (LKA) sagte, das Kind habe am Montagabend „gesund und wohlbehalten“ in Obhut genommen werden können. Es handele sich „mit hoher Wahrscheinlichkeit“ um das gesuchte Baby. Der Aufenthaltsort sei in Zusammenarbeit mit der Polizei mehrerer Bundesländer ermittelt worden. Das Mädchen soll sich nach bislang unbestätigten Berichten in einem Krankenhaus in Neuwied befinden.

Verlorenes Kennzeichen auf der Flucht?

Zum Fahndungserfolg führten den Angaben zufolge umfangreiche Ermittlungen zum Fluchtfahrzeug. Eine Überwachungskamera hatte den Wagen mit gestohlenem tschechischen Kennzeichen zuerst auf der Autobahn Prag – Dresden in Grenznähe erfasst. Laut „Bild.de“ soll der Fahrer später ein Kennzeichen verloren haben, sodass das deutsche Nummernschild zum Vorschein kam. Die Nummer habe letztlich zu einer Autovermietung und schließlich zu den Festnahmen geführt, hieß es.

Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft sagte, die Haftbefehle seien vom zuständigen Amtsgericht Pirna nahe Dresden in Abwesenheit der Beschuldigten erlassen worden. Die beiden mutmaßlichen Haupttäter würden in Kürze in Neuwied noch einem Richter vorgeführt. Sie sollen dann in den nächsten Tagen in ein Gefängnis nach Sachsen gebracht werden.

+++ Mädchen in Tschechien entführt - Ermittlungen in Sachsen +++

Im Visier der Ermittler sind weiterhin auch zwei Frauen. Der Sprecher sagte, gegen sie seien mangels dringenden Tatverdachts keine Haftbefehle erlassen worden. „Sie sind aber nach wie vor Beschuldigte.“

Soko „Globus“ ermittelte von Dresden aus

Zu den Umständen der Festnahme und zu den Festgenommenen selbst machten die Ermittler keine weiteren Angaben. Offen blieb auch, ob die Beschuldigten direkt aus Neuwied stammen. Der LKA-Sprecher sagte, Einzelheiten könnten aus ermittlungstaktischen Gründen zunächst nicht veröffentlicht werden. Es gehe nun vor allem darum, die Hintergründe der Tat aufzuklären.

Die Behörden in Sachsen sind in dem Fall zuständig, weil das Fluchtfahrzeug auf deutscher Seite zuerst in dem Bundesland beobachtet worden war. Das LKA in Dresden richtete zudem eine Sonderkommission mit dem Namen „Globus“ ein. Der Tatort liegt nur knapp 30 Kilometer hinter der deutschen Grenze.

(dapd/abendblatt.de)