Wind, Schnee und Regenfluten: Nach einer unruhigen Nacht über Frankreich hat das Sturmtief “Joachim“ Deutschland erreicht. Es wird kälter.

Berlin/Offenbach. Sturmtief „Joachim“ hat auf seinem Weg durch Deutschland Verkehrs-Chaos ausgelöst. Wind, Schneefall, Starkregen - vor allem im Süden Deutschlands ließ „Joachim“ mit verschiedenen Naturgewalten die Muskeln spielen. Bei Neuschnee und glatten Straßen waren die Staus im Sauer- und Siegerland bis zu 20 Kilometer lang, auch in Thüringen häuften sich nach heftigen Schneefällen Verkehrsprobleme. Im Hunsrück standen zahlreiche Straßen unter Wasser und in der Südwestpfalz musste der Regionalverkehr der Bahn wegen umgestürzter Bäume gestoppt werden.

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) gab Unwetterwarnungen vor heftigen Schneefällen, Dauerregen und schwerem Sturm heraus. Der Kern des Tiefs, in dem vergleichsweise moderate Böen der Stärke 7 wehten, zog vom Rheinland über das südliche Niedersachsen weiter zum Oderbruch. Wenn „Joachim“ durchgezogen ist, soll es stürmisch bleiben und gleichzeitig deutlich kälter werden. Am Wochenende sinkt die Schneefallgrenze vor allem im Süden und Südosten bis ins Flachland.

In der Nacht fegte der Sturm bereits durch Frankreich. Vor der bretonischen Küste lief ein Frachter auf Grund und verlor Öl. Die Behörden befürchteten nach einem ersten Ölteppich Umweltschäden.

Auf dem Feldberg im Schwarzwald erreichten die Orkanböen eine Geschwindigkeit von mehr als 150 Kilometern pro Stunde. In Baden-Württemberg wurden Bäume entwurzelt und blockierten Bahnstrecken und Straßen, im Südwesten des Schwarzwaldes wurden Regenfälle von bis zu 40 Litern pro Quadratmeter erwartet. Der Wetterdienst warnte vor Erdrutschen, Überschwemmungen von Straßen und Schneefällen. Bei Dauchingen entgleiste ein Nahverkehrszug, weil er auf einen umgestürzten Baum fuhr. Verletzt wurde nach Polizeiangaben niemand.

In Südthüringen ereigneten sich auf den winterlich weißen Straßen zahlreiche Unfälle. In Mönchsberg rutschte ein mit 15 Kindern besetzter Schulbus auf dem Weg zur Schule gegen eine Mauer. Kinder und Fahrer blieben unverletzt.

Für Rhein und Mosel gab es - nur wenige Wochen nach der November-Dürre - eine Hochwasserwarnung der rheinland-pfälzischen Behörden. Am Freitag standen in Rheinland-Pfalz wegen Starkregens zahlreiche Straßen unter Wasser. „Die Bäche neben den Straßen laufen einfach über“, sagte ein Polizeisprecher. In der Südwestpfalz war nach dem Ausfall der Regionalzüge auch kein Notverkehr mit Bussen möglich, weil umgestürzte Bäume Straßen blockierten.

In Saarbrücken wurden Bäume entwurzelt und Straßen sowie Keller überflutet. Baustellenschilder und Verkehrszeichen wurden umgeworfen, eine Ampel wurde beschädigt. Am größten deutschen Flughafen in Frankfurt gab es einzelne Verspätungen, aber keine Ausfälle. In Berlin fiel bei starkem Wind der erste Schnee.

In Frankreich tobte sich „Joachim“ bereits in der Nacht aus. In dem Sturm strandete vor der Südküste der französischen Bretagne der unter Malta-Flagge fahrende Frachter „TK Bremen“. Die Behörden lösten Umweltalarm aus, da Öl ausläuft. „Im Rumpf gibt es ein Loch, der Ölfilm ist mittlerweile einen Kilometer lang und fünf Meter breit“, sagte die Bürgermeisterin des Ortes Erdeven, Marie-Françoise Le Jossec, dem Nachrichtensender BFM. Die Tanks des Schiffes sollen ausgepumpt werden. Der Frachter sei aber abgesehen von 220 Tonnen Treibstoff weitgehend leer.

+++ Sturm vor bretonischer Küste: Frachter läuft auf Grund +++

In Westfrankreich fiel nach Regierungsangaben in rund 400.000 Haushalten der Strom aus, davon 100.000 in der Bretagne. Beeinträchtigungen wurden auch auf der Luftverkehrs-Drehscheibe in Paris erwartet, wo der Andrang der Reisenden im Vorfeld des Weihnachtsfestes bereits groß ist.

Auch in Großbritannien kehrte am Freitag der Winter ein. Im schottischen Glasgow wurden sechs Zentimeter Schnee gemessen, in Nordirland vier Zentimeter. Auch im Südosten in der Region um London schneite es bei Temperaturen um den Gefrierpunkt leicht.