Bäume wurden entwurzelt, Straßen überflutet und ein Frachter ist auf Grund gelaufen. Das schwere Sturmtief “Joachim“ zieht über Europa hinweg.

Offenbach. Eine Unwetterfront hat am Freitag in weiten Teilen Süd- und Mitteldeutschlands zu Behinderungen geführt. Neben Stürmen und Orkanböen würden auch starke Niederschläge beobachtet, sagte Meteorologin Dorothea Petzold vom Deutschen Wetterdienst (DWD). Vom Sauerland bis zum Fichtelgebirge seien bis zu 25 Zentimeter Schnee zu erwarten. „In den Mittelgebirgen in Mitteldeutschland bekommen wir einen richtigen Wintereinbruch“, fügte Petzold hinzu. Lediglich der Norden bleibe von den Unwettern voraussichtlich ausgenommen.

Auf dem Brocken im Harz war laut DWD mit Orkanböen von mehr als 120 Stundenkilometern zu rechnen. Die Harzer Schmalspurbahnen (HSB) mussten ihren Verkehr einstellen. Auch über den Schwarzwald fegte das Tief Joachim mit Orkanstärke hinweg. Auf dem Belchen wurden nach Angaben des Wetterdienstes Meteomedia 126 Stundenkilometer gemessen, auf der Bühlerhöhe 120 Stundenkilometer. Aber auch in tieferen Lagen wie in Seelbach im Ortenaukreis erreichte der Sturm 113 Stundenkilometer.

Im Nordwesten Baden-Württembergs entwurzelte der Sturm Bäume und riss Bauzäune um. In Karlsruhe stürzte ein Baum vor einer Grundschule um und streifte mit den Ästen ein siebenjähriges Mädchen. In Friedrichshafen wurden aufgrund der Orkanwarnung vorsorglich der Weihnachts- und der Wochenmarkt abgesagt.

S-Bahn-Gleise in Kaiserslautern blockiert

In den Höhenlagen Thüringens könnten laut DWD bis Sonnabend bis zu 25 Zentimeter Neuschnee fallen. Im Süden des Bundeslandes könnten Straßen unpassierbar werden. Zudem sind starke Schneeverwehungen möglich. Auch in Hessen gab es ergiebige Schneefälle. Die Region um den Feldberg im Taunus wurde am frühen Morgen für den Verkehr gesperrt. Im Tagesverlauf sollte es in den Gipfellagen auch Orkanböen mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 100 Stundenkilometern geben, im Flachland wurde stürmischer Wind erwartet. Landesweit sind laut DWD zudem Gewitter möglich.

In der Pfalz knickten die Windböen mehrere Strommasten um. In Kaiserslautern wurden S-Bahn-Gleise durch umgestürzte Bäume blockiert. In Landstuhl fegte der Sturm Ziegel von einer Kirche, die auf den Gehweg und vorbeifahrende Autos fielen. In Buchholz wurde das Dach einer Tankstelle stark beschädigt. Verletzt wurde bislang niemand.

In Nordrhein-Westfalen wurden Teile der A 4 wegen Schnee und Glatteis vorübergehend gesperrt. Mehrere Lkw fuhren sich zwischen Wenden und Krombach fest oder standen quer, wie die Polizei mitteilte. Auf der A 45 gab es mehrere Unfälle mit Blechschäden. Wer könne, solle die Autobahnen meiden, empfahl ein Polizeisprecher.

+++ Sturm vor bretonischer Küste: Frachter läuft auf Grund +++

In der Nacht zu Freitag hatte das Sturmtief die französische Küste erreicht. Vor der Bretagne strandete ein 109 Meter langer Frachter aus Malta, wie der Radiosender „France Info“ berichtete. Ein Hubschrauber rettete die 19 Männer von Bord. Bei rund 400.000 Haushalten im Westen des Landes fiel der Strom aus. Zudem sei der Auto- und Bahnverkehr stark gestört, hieß es.