Bäume wurden entwurzelt, Straßen überflutet und ein Frachter ist auf Grund gelaufen. Das schwere Sturmtief “Joachim“ zieht über Europa hinweg.

Saarbrücken/Mainz. Mit orkanartigen Böen von bis zu 126 Stundenkilometern hat das Sturmtief Joachim am Freitag in Teilen Baden-Württembergs zahlreiche Bäume entwurzelt. In Karlsruhe streiften die Äste eines umfallenden Baumes ein siebenjähriges Mädchen, das vorsorglich ins Krankenhaus gebracht wurde, wie die Polizei mitteilte. Laut einem Sprecher des Wetterdienstes Meteomedia sollte der Sturm bis zum Nachmittag anhalten.

Besonders starke Sturmböen wurden nach Angaben des Sprechers auf den Bergen des Schwarzwaldes gemessen. Auf dem Belchen betrug die Windgeschwindigkeit 126 Stundenkilometer und damit Orkanstärke, auf der Bühlerhöhe wurden 120 Stundenkilometer gemessen. Aber auch in tieferen Lagen wie in Seelbach im Ortenaukreis erreichte der Sturm 113 Stundenkilometer.

Im Nordwesten des Landes entwurzelte der Sturm Bäume und riss Bauzäune um. Bei Malsch (Landkreis Karlsruhe) musste eine Landesstraße wegen mehrerer umgestürzter Bäume voll gesperrt werden.

Im Ortenaukreis und im Kreis Emmendingen stürzten wegen des Sturms nach Polizeiangaben Bäume um. In Friedrichshafen und Karlsruhe wurden aufgrund der Sturmwarnung vorsorglich die Weihnachtsmärkte geschlossen.

Begleitet wurde der Sturm von zum Teil starken Regenfällen. Der Deutsche Wetterdienst warnte vor Überschwemmungen und Erdrutschen. Insbesondere in den Staulagen des Schwarzwaldes wurde mit ergiebigem Regen gerechnet.

Gegen Nachmittag sollte sich der Sturm abschwächen. Eine nachfolgende Kaltfront könnte dann für Schneefall im Schwarzwald und auf der Schwäbischen Alb sorgen. Im Hochschwarzwald könnten nach Angaben des Meteomedia-Sprechers bis zu 30 Zentimeter Schnee fallen.

Orkantief fegt über Saarland hinweg

Das Orkantief „Joachim“ ist am Freitagmorgen auch über das Saarland hinweggefegt. Bäume seien umgestürzt, Straßen und Keller überflutet worden, sagte ein Polizeisprecher in Saarbrücken. Baustellenschilder und Verkehrszeichen wurden umgeworfen, eine Ampel wurde beschädigt. Einen lokalen Schwerpunkt gab es nicht: „Das ganze Saarland war betroffen“, sagte der Sprecher. Verletzt worden sei aber bisher niemand.

Der heftige Sturm brachte den Verkehr teils zum Erliegen. Die Bahnstrecken Saarbrücken-Kaiserslautern und Saarbrücken-Pirmasens wurden nach Angaben der Deutschen Bahn zunächst eingestellt. Am Flughafen Saarbrücken wurde ein Flug nach Berlin eingestellt, eine Maschine nach Luxemburg sollte verspätet starten.

Seit dem frühen Morgen zählte die Polizei im Saarland mehr als 100 Meldungen aus der Bevölkerung über Sturmschäden. Gegen 10.00 Uhr beruhigte sich die Situation dann schon etwas.

Autobahn 61 bei Alzey wegen Orkansturm gesperrt

Wegen heftiger Windböen ist die Autobahn 61 bei Alzey in Rheinland-Pfalz am Freitagvormittag gesperrt worden. Die dortige Brücke sei nicht passierbar, teilte die Polizei mit. Bereits am Morgen verursachte das Orkantief "Joachim" dort mehrere Unfälle. Zuerst riss der Sturm die leeren Anhänger eines Lastzugs um, die die Fahrbahn Richtung Süden komplett blockierten. Kurz danach wurde ein Lastzug von heftigen Böen gegen die Mittelleitplanke gedrückt. Eine Böe hob einen Anhänger hoch, der auf ein Auto stürzte. Verletzt wurde niemand.

+++ Sturm vor bretonischer Küste: Frachter läuft auf Grund +++

In Frankreich wütete „Joachim“ bereits in der Nacht. In dem Sturm strandete vor der Südküste der französischen Bretagne der unter Malta-Flagge fahrende Frachter „TK Bremen“. Die Behörden lösten Umweltalarm aus, da Öl ausläuft. „Im Rumpf gibt es ein Loch, der Ölfilm ist mittlerweile einen Kilometer lang und fünf Meter breit“, sagte die Bürgermeisterin des Ortes Erdeven, Marie-Françoise Le Jossec, dem Nachrichtensender BFM. Die Tanks des Schiffes sollen ausgepumpt werden. Der Frachter sei aber abgesehen von 220 Tonnen Treibstoff weitgehend leer.

In Westfrankreich fiel nach Regierungsangaben in rund 400.000 Haushalten der Strom aus, davon 100.000 in der Bretagne. Beeinträchtigungen wurden auch auf der Luftverkehrs-Drehscheibe in Paris erwartet, wo der Andrang der Reisenden im Vorfeld des Weihnachtsfestes bereits groß ist.