Neun Monate nach der Reaktorkatastrophe in Folge eines Tsunamis sei die Kaltabschaltung erreicht. Umweltschützer halten Ansage für Gerücht.

Tokio. Der Katastrophenreaktor von Fukushima ist nach Angaben der japanischen Regierung stabilisiert. Eine sogenannte Kaltabschaltung ("cold shutdown“) sei erzielt worden, erklärte Ministerpräsident Yoshihiko Nota am Freitag. Damit träten nicht länger beträchtliche Mengen an Radioaktivität in die Umgebung aus. Die Erklärung galt für Japan als Meilenstein neun Monate nach der Katastrophe, Experten gehen jedoch davon aus, dass das Kraftwerk Fukushima-Daiichi weiter anfällig ist und es Jahrzehnte dauert, bis es völlig stillgelegt ist.

Umweltschützer kritisieren die Erklärung als eine Irreführung der Bevölkerung. Nach Definition der Regierung und des Atombetreibers Tepco liegt eine Kaltabschaltung vor, wenn die Temperatur am Boden der Druckbehälter unter 100 Grad gehalten wird.

Experten und Umweltschützer werfen der Regierung einen falschen Gebrauch des technischen Begriffs der Kaltabschaltung vor. "Hier von Kaltabschaltung zu sprechen grenzt an eine bewusste Lüge“, erklärte Reinhard Uhrig, Atomexperte von Global 2000. Die geschmolzenen Brennelemente hätten sich durch den Boden der Reaktordruckbehälter durchgebrannt und lägen nun als Klumpen auf dem Boden der Umhüllung. Dort wiesen sie weiter Temperaturen von schätzungsweise 3000 Grad auf. Von einem sicheren Zustand seien die Reaktoren noch weit entfernt.

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In dem Akw war am 11. März durch ein Erdbeben der Stärke 9,0 und einem anschließenden Tsunami das Kühlsystem so schwer beschädigt worden, dass die Brennstäbe in den Reaktoren 1 bis 3 vollständig schmolzen. Um die Reaktorkammern zu kühlen, besprühen die Reparaturtrupps sie weiter mit Wasser. Dazu errichtete der Betreiber Tepco ein Zirkulationssystem, mit dessen Hilfe inzwischen eine stabile Kühlung der Reaktoren gewährleistet sei. Die Entsorgung des verseuchten Wassers stellt weiter eines der größten Probleme dar.

Mit Material von dpa und dapd