Die Autobahn A9 ist nach der Massenkarambolage bei Klein Marzehns mit zwei Toten und neun Verletzten für den Verkehr wieder freigegeben worden.

Niemegk/Berlin. Die Tragödie hat eine orange-grüne Farbspur hinterlassen. Zitrusfrüchte und unzählige Trümmer grüner Gemüsekisten verteilen sich über die Autobahn 9 hinter der Anschlussstelle Klein Marzehns 80 Kilometer südlich von Berlin. Die Wucht des Aufpralls, mit der ein mit Obst beladener Laster am Dienstagabend bei einer Massenkarambolage zunächst gegen ein anderes Fahrzeug stieß und dann selbst von hinten zusammengestaucht wurde, hat die Ladung bis auf die Gegenfahrbahn geschleudert.

Es ist ein Bild der Zerstörung, das sich Polizisten, Feuerwehrleuten und Notärzten bietet, die am Abend am Unfallort eintreffen. Acht Lkw und 16 Pkw sind ineinander gerast. Zwei Menschen sterben noch am Unfallort, neun Schwerverletzte werden in Krankenhäuser gebracht. Manche Fahrzeuge sind zerdrückt wie eine Ziehharmonika. Die Rettungskräfte erschaudern bei der Vorstellung, dass da Menschen drin saßen. Die Rückwand der Fahrerkabine eines Lasters ist fast bis an Lenkrad geschoben worden. Autos stehen quer auf der Fahrbahn, Planen von Lastern sind aufgeschlitzt, einige Kleinwagen sind kaum mehr zu erkennen.

Es riecht nach Rauch, der von einer brennenden Lagerhalle in unmittelbarer Nähe herüberzieht. Ob der Qualm und der starke Nebel bei der Unfallursache eine Rolle spielten, war zunächst unklar. "Unfallsachverständige und die Kriminalpolizei sind vor Ort und ermitteln zum Unfallhergang", sagte Polizeisprecher Torsten Ringel.

Die Autobahn ist auf einer Strecke von mehreren Kilometern gesperrt, sodass sich eine gespenstische Stille ausbreitet. Lediglich die Kolonnen der Rettungsfahrzeuge rauschen auf der einsamen Autobahn Richtung Berlin - vorbei am Rasthof Fläming, dessen Tankwart wegen der ausbleibenden Kundschaft ahnt, 2dass etwas Schlimmes passiert sein muss".

An der Unfallstelle nahe der Landesgrenze zu Sachsen-Anhalt erstreckt sich auf 500 Meter Länge eine dramatische Szenerie. Einsatzkräfte der freiwilligen Feuerwehren aus den umliegenden Ortschaften lehnen erschöpft an der Mittelplanke der Autobahn. Notfallseelsorger kümmern sich um die Helfer. "Manch einen haut das um", sagt ein Polizist. "Und manchmal kommt das Gesehene erst Jahre später hoch."

Die Unfallermittler beginnen noch vor Ort, die Lkw-Fahrtenschreiber zu sichern und auszuwerten. Die Unfallstelle wird vermessen, fotografiert und dokumentiert. Um Mitternacht rücken die ersten Bergungskräne und Tieflader für den Abtransport der zerstörten Fahrzeuge an.

Es ist ein langer und ermüdender Einsatz bei kalten Temperaturen und schlechter Sicht. Die Bergung gestaltet sich schwierig, denn teilweise sind die Fahrzeuge ineinander verkeilt. Mehrere verunglückte Laster blockieren noch am Mittwochmittag die Fahrbahn, während ADAC-Mitarbeiter Trümmerreste vom Asphalt fegen und in einen Container kippen. Erst am Nachmittag konnte die A 9 in Richtung Berlin wieder freigegeben werden.