Die Ermittler in Berlin freuen sich über ihren Fahndungserfolg. Doch die Autobrandstiftungen hören nicht auf. Können weitere Täter gefasst werden?

Berlin. Nach der Festnahme eines Berliner Serien-Autobrandstifters ist nicht mit einer schnellen Anklage zu rechnen. Zunächst müsse jede gestandene Brandstiftung mit Beweisen und den Tatorten abgeglichen werden, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Martin Steltner, am Montag. „Das dauert. Für eine Anklage muss jede Tat belegt sein. Wir stützen uns nicht allein auf die Angaben des Beschuldigten“, sagte der Sprecher mit Blick auf einen späteren Prozess. Der Mann solle auch weiter vernommen werden. Geprüft werde, ob er für weitere Brandstiftungen verantwortlich ist.

Der Polizei hatte im Kampf gegen Auto-Brandstifter den 27-Jährigen am Freitag gestellt. Er gestand, zwischen Juni und August dieses Jahres 67 Autos der Marken Audi, BMW und Mercedes direkt angezündet zu haben. 35 weitere Autos wurden durch die Flammen oder die Hitze beschädigt. Gegen ihn wurde Haftbefehl wegen schwerer Brandstiftung erlassen. Der Chef des Landeskriminalamtes (LKA), Christian Steiof, sprach am Sonntag von einem sensationellen Erfolg der Ermittler.

Der gelernte Maler und Lackierer, der bei seiner Mutter wohnte, gab laut Polizei persönlichen Frust, soziale Unzufriedenheit und Geldnöte wegen seiner Arbeitslosigkeit als Motiv für die Brandstiftungen an. Verbindungen zur linksextremistischen Szene soll der Einzeltäter nicht haben. „Er hat nicht Buch geführt über die Taten“, sagte Polizeisprecher Thomas Neuendorf am Montag. Die hohe Zahl der Taten sei auch dadurch ermittelt worden, dass eine immer gleiche „Begehungsweise“ vorlag. Einzelheiten wurden aber nicht genannt.

Indes wurde in der Nacht zum Montag erneut ein Auto angezündet. In der Straße Fuchsbau in Lichtenberg brannte ein Fahrzeug laut Polizei vollständig aus. Ein daneben parkendes Auto wurde beschädigt. Bisher wird ein politisches Motiv für die Brandstiftung ausgeschlossen.

Die Polizei betonte, die nächtlichen Streifen von Berliner Beamten und Bundespolizisten würden nicht eingestellt, sondern gingen weiter. Über die Stärke werde aktuell entschieden. Die amtierende Polizeipräsidentin Margarete Koppers zeigte sich in der RBB-Abendschau vom Sonntag zuversichtlich, dass weitere Serientäter gefasst werden. „Wir werden nicht jeden Einzelnen kriegen, aber die Serientäter, die kriegen wir, davon bin ich überzeugt.“

In diesem Jahr wurden in Berlin nach Angaben der Polizei bereits 471 Fahrzeuge direkt angegriffen sowie weitere 183 Wagen durch Feuer mitbeschädigt. Dabei werden von den direkten Angriffen 171 als politisch motivierte Taten eingeschätzt. Die Täter werden im linksextremistischen Spektrum vermutet.

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) forderte, der Verfolgungsdruck müsse auf gleich hohem Niveau aufrechterhalten werden. Es gebe die Hoffnung, dass der Fahndungserfolg in Berlin Nachahmer in anderen Städten abschrecke, sagte der Bundesvorsitzende Bernhard Witthaut. Autobrandstiftungen ließen sich nur erfolgreich bekämpfen, wenn für die Polizei genügend Personal und Mittel bereitgestellt werden.

Die Polizei war dem 27-Jährigen auch durch die gezielte Auswertung von Bildern aus Videokameras an einem U-Bahnhof auf die Spur gekommen. Eine flächendeckende Überprüfung von Bürgern drohe nicht, hieß es bei der Polizei. Es seien nur Bilder in einem engen zeitlichen Rahmen ausgewertet worden - solche, die vor und nach den Brandstiftungen aufgenommen wurden. SPD und CDU hatten sich bei ihren Koalitionsverhandlungen darauf geeinigt, Videoaufnahmen von U-Bahnhöfen künftig 48 Stunden zu speichern - statt wie bisher 24 Stunden.