Unter den etwa 200 Toten vor Sansibar sind viele Frauen und Kinder

Daressalam. Der Tod kam kurz nach Mitternacht. Wenige Stunden zuvor hatte die Fähre "MV Spice Islander" mit deutlich mehr als 500 Menschen an Bord den Hafen von Sansibars Hauptinsel Unguja vor der Ostküste Afrikas verlassen. Aus zunächst ungeklärten Gründen sank das vermutlich überfüllte Schiff Sonnabendmorgen kurz vor der Küste der Nachbarinsel Pemba. Die Ferieninsel gilt als eines der schönsten Tauchreviere der Welt.

Das volle Ausmaß der Tragödie war auch einen Tag nach dem Untergang noch unbekannt. 200 Tote seien geborgen worden, sagte ein Rotkreuzmitarbeiter. "Die meisten der Opfer sind Frauen und Kinder", erklärte Joseph Kimaryo. Sansibars Minister für Notfälle. Laut Rotem Kreuz seien 400 Menschen gerettet worden. "Wir fanden Überlebende, die sich an Matratzen oder Kühlschränken festhielten, an allem, das irgendwie schwamm", berichtete der Hubschrauberpilot Neels van Eijk. Er habe etwa 200 Überlebende gesehen, allerdings auch viele Leichen.

Der 15-jährige Yahya Hussein berichtete, das Schiff habe sich merkwürdig bewegt, als ob es auf einem Zickzackkurs gewesen sei. Als er das bemerkt habe, sei er von Bord gesprungen. Wenige Minuten später habe die Fähre starke Schlagseite bekommen. Er habe überlebt, weil er sich mit drei weiteren Passagieren an einer Holzplanke festgeklammert habe.

Deutsche sind nicht unter den Opfern des Unglücks

Die etwa 60 Meter lange Fähre war für 45 Besatzungsmitglieder und 645 Passagiere zugelassen. Überlebende berichteten jedoch, das Schiff sei völlig überfüllt gewesen. Medien sprachen von 500 bis zu 800 Menschen an Bord. Ob auch ausländische Touristen unter ihnen waren, blieb zunächst offen. Deutsche sollen nicht betroffen sein, wie das Auswärtige Amt mitteilte. Zehntausende Deutsche sonnen sich jedes Jahr an den kilometerlangen Stränden der Gewürzinsel Sansibar.

Die Regierung hatte zunächst versucht, Informationen über das Unglück zurückzuhalten. Journalisten wurde nahegelegt, nicht darüber zu berichten.

Es war nicht das erste Mal, dass die 1967 in Griechenland gebaute Fähre in Seenot geriet. Im September 2007, auf dem Weg von Oman nach Tansania, fielen die Motoren aus. Ein Schiff der US-Marine half. Passagiere waren damals keine an Bord.