Unter dem Motto „Ozean statt Gefängnis – Freiheit für Delfine“ forderten die Demonstranten vor dem Zoo die Freilassung der Meeressäuger.

Nürnberg. Delfinarien sind heftig umstritten. Viele Menschen lieben die Vorführungen mit Delfinen, die durch Reifen springen oder Bälle auf der Nase balancieren. Tierschützer jedoch kritisieren die Haltung der intelligenten Säugetiere in Gefangenschaft seit Jahren. Hauptargument ist, dass Wale und Delfine in künstlichen Becken nicht artgerecht leben können und erheblich früher als in Freiheit sterben.

Mit einem Festakt vor rund 600 geladenen Gästen ist nun die umstrittene Delfinlagune im Nürnberger Tiergarten eröffnet worden. Vor dem Eingang protestierten mehrere Dutzend Tierschützer verschiedener gegen die neue Anlage. Unter dem Motto „Ozean statt Gefängnis – Freiheit für Delfine“ forderten die Kritiker des Zoos die Freilassung der Meeressäuger.

Nürnbergs Oberbürgermeister Ulrich Maly (SPD) nannte die Delfinlagune jedoch eine Bereicherung für die Stadt und für den Zoo. Bayerns Umweltminister Markus Söder (CSU) betonte, die Lagune sei ein wichtiger Beitrag zum Artenschutz. Sie solle dazu beitragen, das Bewusstsein für den Wert von Natur zu schärfen.

Die Delfinlagune sei eine „naturnahe Wasserwelt“, die den Tieren einen weitaus abwechslungsreicheren Lebensraum biete als das bisherige Delfinarium, so Zoodirektor Dag Encke. In der neuen Anlage könnten die Delfine und die dort ebenfalls untergebrachten Seelöwen erstmals Sonne, Wind und Regen erleben. Das 24-Millionen-Euro-Projekt sollte am Mittag offiziell eröffnet werden.

In rund 60 Staaten der Welt leben Delfine und kleine Wale wie Orcas in Zoos und Delfinarien. Allein in der Europäischen Union gibt es nach einem Bericht der Wal- und Delfinschutzorganisatin Whale and Dolphin Conservation Society 34 Delfinarien in 14 Ländern.

Spanien liegt mit elf Anlagen liegt Spanien an der Spitze, dann folgt Italien mit fünf. In deutschen Zoos gibt es drei Anlagen – in Münster, Duisburg und Nürnberg. Münster will sein Delfinarium bald schließen. Sechs Anlagen in deutschen Freizeitparks sind in den vergangenen Jahren bereits aufgegeben worden.

Wale und Delfine sind in allen Weltmeeren zu Hause, von den Tropen bis zu den Polen. Der Gesamtbestand der Delfinart Großer Tümmler, die am häufigsten in Delfinarien zu sehen ist, wird weltweit auf rund fünf Millionen Tiere geschätzt. Große Tümmler schwimmen in Freiheit tausende Kilometer und können sehr tief tauchen. Mit ihrer Sonarortung, ähnlich dem Echolot-System der Fledermäuse, verfügen sie über eine der erstaunlichsten Sinnesleistungen im Tierreich.

Es gibt auch Hinweise darauf, dass Delfine ihr Spiegelbild erkennen können. Forscher gehen deshalb von einem „Ich-Bewusstsein“ der Tiere aus. In vielen Ländern stehen Delfine unter Schutz. Die größte Bedrohung für sie sind in der Regel Fischernetze. (dpa/dapd)