Der Modedesigner erwägt mit seinem Label einen Umzug von Potsdam nach Berlin. Sein Domizil am Heiligen See war von Anfang an zu klein.

Potsdam. Modedesigner Wolfgang Joop, 67, will die Villa Rumpf in der Berliner Vorstadt verkaufen. Das Immobilienhandelshaus Berlin Sotheby's International Realty bietet den bisherigen exklusiven Firmensitz des Labels "Wunderkind" einer solventen internationalen Kundschaft im Internet an. Die Räume seien zu klein, heißt es. Künftig solle alles unter einem zentralen Dach laufen, sagt Joops Sprecher Edwin Lemberg. Er schließt auch einen Umzug nach Berlin nicht aus.

Ein Preis wird für das Objekt an der Ludwig-Richter-Straße in Potsdam nicht genannt. Dem Vernehmen nach soll Joop zwölf Millionen Euro für die im holländischen Neobarock errichtete Villa haben wollen. Diese Summe gilt auf dem Immobilienmarkt derzeit allerdings als kaum erzielbar.

Im Sommer 2000 hatte Joop das Anwesen für fast fünf Millionen Mark ersteigert. Er überbot damit das Topmodel Nadja Auermann, 40, als prominente Mitbieterin.

In den folgenden Jahren ließ der Designer die rote Klinkervilla aufwendig sanieren. Sie war 1895 auf einem herrschaftlichen Anwesen mit direktem Zugang zum Heiligen See errichtet worden. Der Frankfurter Maler Fritz Rumpf (1856-1927) hatte den Architekten Gustav Meyer einst mit dem Bau einer individuellen Villa beauftragt, in der sich bald die Künstlerszene treffen sollte. Dazu gehörten Maler wie Max Liebermann, Max Slevogt und Lovis Corinth, aber auch die Architekten Peter Behrend sowie Henri van der Velde.

Am Ende des Zweiten Weltkriegs brannte die Villa 1945 aus und wurde nicht wieder in der ursprünglichen Form aufgebaut. Der Architekt Otto von Estorff soll danach umfangreiche Änderungen an der Fassade und dem Dach vorgenommen haben. Zwei Jahre später wurde die Villa von einem Teil der französischen Militärverbindungsmission genutzt, bis die Franzosen ein Haus in der Seestraße 41 für sich entdeckten. Nach deren Auszug ließen sich dort Künstler und Filmschaffende nieder.

Bis zum Jahr 2000 wohnte der Potsdamer Künstler Peter Wilde in dem Gebäude. Er restaurierte die Villa Rumpf nach und nach. Von allen Gegenständen musste eine Rußschicht als Folge des Brandes von 1945 entfernt werden, heißt es. In dem Haus wohnten später auch die Potsdamer Maler Alfred Schmidt und Christian Heinze.

Durch mehrere Umbauten, jahrzehntelange Vernachlässigung und die Unterteilung in ein Mehrfamilienhaus war das ursprüngliche Erscheinungsbild des Klinkerbaus nur noch zu erahnen. Heute präsentiert sich die Villa Rumpf wieder in einem historisch stilsicheren Zustand, wie Berlin Sotheby's International Realty für Joops Luxusimmobilie wirbt.

Nachträglich wurden ein Aufzug in das Gebäude eingepasst und eine Klimaanlage im Dachgeschoss installiert. Wörtlich heißt es in dem Angebot: "Das Haus verfügt über mehrere Balkone sowie eine großzügige Dachterrasse, von welcher der Betrachter einen fantastischen Blick über das Grundstück auf den Heiligen See hat." Laut Exposé hat das Haus 16 Räume, die luxuriös ausgestattet seien.

Die Villa Rumpf ist Joops zweites Haus am Heiligen See. Als erstes kaufte er 1997 die Weiße Villa in seiner Heimatstadt Potsdam, einen klassizistischen Traum am Wasser. Hier wohnt Wolfgang Joop in direkter Nachbarschaft zu Günther Jauch. Der TV-Moderator und Journalist war mit seiner Familie 1998 von Zehlendorf an den Heiligen See gezogen. Neben dem Gebäude aus dem Jahr 1925 ließ Jauch eine moderne, dreistöckige Villa errichten - mit Blick über den Heiligen See direkt auf das Marmorpalais im Neuen Garten.

Laut Joop-Sprecher Lemberg: seien die Räumlichkeiten in der Villa Rumpf von Anfang an zu klein gewesen. "Wir wollten uns schon lange vergrößern. Wir haben immer improvisiert und das Unternehmen letztlich auf drei Gebäude verteilt." Wohin Wunderkind zieht, ist Lemberg zufolge offen. "Es kann erneut Potsdam sein, aber auch Berlin." Mit dem Verkauf solle es auch eine klarere Trennung zwischen Privat- und Firmenangelegenheiten geben.

Joop fühlt sich eng mit Potsdam verbunden. Er ist auf dem Gutshof seiner Großeltern am Park von Sanssouci aufgewachsen, bis die Familie 1954 nach Braunschweig übersiedelte. Ende der 90er-Jahre kehrte er von Hamburg nach Potsdam zurück. Voriges Jahr starb hier seine Mutter Charlotte Joop.