Joop will sich auf die Rettung seines Modelabels Wunderkind konzentrieren. Dem Modeschöpfer gehören wieder 100 Prozent der Anteile.

Potsdam. Der Designer Wolfgang Joop, 66, gibt beim angeschlagenen Modelabel Wunderkind wieder den Ton an. Wie bereits von ihm angekündigt, hat der Modeschöpfer jetzt die Anteile der bisherigen Mehrheitsgesellschafter übernommen. "Ich habe die 65 Prozent des Ehepaars Sander mit meinem Privatvermögen zurückgekauft", sagte Joop am Freitag der "Financial Times Deutschland". Damit hält der Designer wieder 100 Prozent des Potsdamer Luxuslabels.

Offiziell soll der Deal allerdings erst am kommenden Montag verkündet werden. "Bislang gibt es noch keinen unterschriebenen Kaufvertrag", betonte Ex-Investor Hans-Joachim Sander. Nach heftigem Streit über die Unternehmensstrategie waren er und seine Ehefrau Gisa Sander aus der Luxusfirma ausgestiegen. Anfang des Jahres veräußerten die Sanders, Kunstsammler und Wella-Erben, ihre Anteile an den Finanzinvestor Clemens Vedder.

Dieser hat jedoch zunächst keinen Zugriff auf die Anteile, weil Joop ein Vorkaufsrecht hält - weswegen Vedder dem Designer eine Rückkauffrist bis zum 21. März gesetzt hatte. Daran hat sich Joop eigenen Angaben zufolge nun gehalten. Als Preis hatte Vedder 2,95 Millionen Euro genannt. Dazu sagte Joop: "Ich habe nicht verhandelt, der gezahlte Preis ist also der genannte."

Parallel dazu platzte die Zusammenarbeit des Modemachers mit dem Wäschehersteller Schiesser ("Feinripp"). Nach Schilderung von Joop trennte er sich zugunsten seines eigenen Unternehmens. "Um sich voll auf diese Aufgaben konzentrieren zu können, hat sich Wolfgang Joop bei Schiesser zurückgezogen", sagte sein persönlicher Sprecher Edwin Lemberg.

Der aktualisierte Markenauftritt und die Entwicklung der neuen Kollektion seien bereits so weit abgeschlossen, dass es wenig Spielräume für das Engagement des Designers gebe, erklärte dagegen Schiesser-Vorstandssprecher Rudolf Bündgen die Absage. Die Entscheidung sei im Einverständnis mit Joop getroffen worden. Vor Kurzem hatte der Designer noch von einem mehrjährigen Engagement als Berater und Kreativdirektor gesprochen.

Das Traditionsunternehmen vom Bodensee hatte Ende 2010 seine Insolvenz offiziell beendet und ist seitdem vollkommen eigenständig. Mittlerweile werden auch wieder schwarze Zahlen geschrieben. Geplant ist, dass Schiesser im zweiten Quartal 2011 an die Börse geht. Wegen der Turbulenzen in Japan könne sich der Start aber noch verschieben, sagte eine Sprecherin. Insgesamt gibt es bei Schiesser rund 1700 Beschäftigte, davon arbeiten 500 in Radolfzell. Die 1875 gegründete Firma, Spezialist für Unterwäsche sowie Bademoden und Sportwäsche, hatte im Februar 2009 Insolvenz angemeldet.