Tolle Mode, Schauen, Showrooms, Partys, Cocktails Offside und Inside - die Fashion Week in Berlin hat ihre Identität gefunden.

Berlin. Natürlich bin ich gegen Voldemort und für Harry Potter. Aber das mit den Horkruxen, die der böse Zauberer von sich selbst zu reproduzieren versteht, scheint nicht uninteressant. Man ist dann quasi ganz viele, auch - fast - unsterblich, allerdings auf Kosten des Seelenheils. Da verzichte ich dann wohl doch lieber auf Doppelgänger und nehme die Herausforderung an: zu selektieren. Anders ist die Welt eh nicht zu bewältigen und die Mode auch nicht. Das Angebot gleicht dem Sternenhimmel im Sommer, je länger man hinsieht, desto mehr erkennt man und muss aufpassen, nicht die Orientierung zu verlieren zwischen Großem Bären und Kleinem Wagen. In Berlin zum Beispiel war gerade Modewoche mit mehreren Messen gleichzeitig, und man hätte Tag und Nacht unterwegs sein können und trotzdem nicht alles wahrnehmen. Schauen, Showrooms, Partys, Cocktails Offside, Inside und dazu noch das, was ohnehin in der Hauptstadt geboten wird. Ein Filmproduzentenfest, zum Beispiel.

Dass der Taxifahrer erzählt, dass es einen Mangel an Wagen gibt, weil viele Kollegen eben jetzt in Sommerferien mit den Kindern seien, das gehört zum Berlin-Gefühl einfach dazu. Aber so wie der nächtliche Sommerhimmel eine Freude ist, macht auch die Mode in Berlin inzwischen tatsächlich Vergnügen. Denn das Bemühen, längst vergangene Zeiten im vergangenen Jahrhundert heraufzubeschwören, hat aufgehört.

Es geht nicht mehr um den Vergleich zu sein wie New York oder wie Paris. Das war immer falsch. Es geht um die eigene Identität, das eigene Sternenfeld im Himmel. Die Hauptstadt hat's gefunden.

Berlin ist eben nicht Haute Couture, warum auch, sondern wie die Bread&Butter, die so erfolgreiche Streetwear-Messe, die in diesen Tagen ihr zehnjähriges Bestehen feiert. Berlin ist wie die Mercedes-Benz Fashion Week, die mit der Straße des 17. Juni gleich hinter dem Brandenburger Tor einen so guten neuen Standort gefunden hat und gute Schauen zeigt, gute Marken, alles solide. Was kein Schimpfwort ist. Sie ist wie die Premium, die so ist, wie sie heißt. Berlin ist so grün wie die kleinen Aussteller Offside. Und Berlin ist so wie der Vogue Salon für Nachwuchs-Designer. Oder wie die Super-Show für 1000 Gäste von Hugo Boss auf der Museumsinsel in einem Gebäude, das am Tag danach abgerissen wird, obwohl das Dach noch mal repariert wurde, falls es regnet.

Die Stadt ist nicht vornehm, aber in Bewegung, der Kreativität zugewandt, an manchen Ecken sogar fein. Die Weltstars der Mode sind anderswo.

In Paris sprach ich bei Armani Privé mit der Schauspielerin Cate Blanchett eigentlich darüber, wie schwer es für Models sein kann, auf den überhohen Schuhen zu laufen. Wie schrecklich es sei, vor all den Kameras zu stürzen. Deswegen liebe sie das Theater so sehr: "Weil man jeden Abend die Möglichkeit hat, es besser zu machen." So ist das auch mit der Mode in Berlin.