Der ehemalige Onkelz-Sänger Kevin Russell will nicht ins Gefängnis. Er fühlt sich zu krank. Der Anwalt fürchtet, dass sein Mandant die Haft nicht übersteht.

Hünfeld/Frankfurt/Main. Der frühere Böhse Onkelz-Rocksänger Kevin Russell (47) wehrt sich vehement, seine Haftstrafe von 27 Monaten anzutreten. Der gesundheitlich stark angeschlagene Ex-Musiker fühle sich haftunfähig und wolle nach seiner rechtskräftigen Verurteilung wegen einer spektakulären Unfallfahrt nicht ins Gefängnis, sagte Oberstaatsanwältin Nadja Niesen am Freitag in Frankfurt/Main.Eigentlich hätte sich der von Alkohol, Drogen und einer Hepatitis-Erkrankung gezeichnete Russell bereits in der JVA im osthessischen Hünfeld einfinden sollen. Doch sein Anwalt habe - nicht überraschend - Rechtsmittel eingelegt, sagte Niesen und bestätigte einen Bericht der „Bild“-Zeitung (Freitag). Damit wehrt er sich gegen eine - noch nicht rechtskräftige - Entscheidung des Landgerichts.

Dieses hat nach einem Antrag der Staatsanwaltschaft verfügt, dass Russell nun doch hinter Gitter muss. Der Gesundheitszustand und die Haftfähigkeit Russells soll nach dem Willen des Landgerichts nun in der JVA überprüft werden.

Russells Anwalt sagte zu „Bild“: „Er würde in Hünfeld nicht überleben. Die medizinische Versorgung dort ist nicht entsprechend. Deswegen haben wir vorm Oberlandesgericht Beschwerde eingelegt.“ Selbst die Oberstaatsanwältin räumte ein: „Er sieht wirklich sehr, sehr krank aus.“ Einen schnellen Haftantritt hat Russell bereits abgewendet. Im Mai hatte er seine Ladung zum Haftantritt bekommen. Binnen zwei Wochen hätte er einrücken müssen, wie Niesen sagte.

Das Urteil vom Oktober 2010 war im März rechtskräftig geworden. Der Bundesgerichtshof hatte die Revision des unter anderem wegen gefährlicher Körperverletzung verurteilten Rockmusikers verworfen. Russell hatte nach Überzeugung des Gerichts auf der A66 am Silvesterabend 2009 mit Tempo 232 und unter Drogeneinfluss einen Auffahrunfall verursacht. Dabei waren auf der Autobahn Wiesbaden-Frankfurt zwei Männer lebensgefährlich verletzt worden.

Zwei Vertraute des früheren Sängers der aufgelösten Gruppe sind kürzlich vom Amtsgericht Frankfurt/Main wegen versuchter Strafvereitelung zu Bewährungsstrafen verurteilt worden . Der frühere Manager (45) des Sängers erhielt am Mittwoch zehn Monate, ein 48 Jahre alter Mitangeklagter acht Monate auf Bewährung.