Zwei junge Hacker aus NRW haben die Computer von Stars wie Lady Gaga und Justin Timberlake mit einem Trojaner ausspioniert.

Duisburg. Mehrere internationale Strs waren Opfer: Zwei Hacker aus der Nähe von Duisburg haben übers Internet neue Songs der Popgrößen aufgespürt und als Raubkopien verkauft. Zu den Opfern gehören Justin Timberlake, Lady Gaga, Kesha und Kelly Clarkson. Der Duisburger Oberstaatsanwalt Rolf Haferkamp bestätigte am Mittwoch einen Bericht der „Neuen Ruhr/Neuen Rhein Zeitung“. Musiker hätten unter dem Druck, der durch die Raubkopien entstanden sei, eilig ihre neuen Alben auf den Markt gebracht und seien früher auf Tournee gegangen, sagte er. In einem Fall hätten die Männer ein Opfer mit einem Sexfoto erpresst. Dabei sei es aber nicht um Geld gegangen. Die Hacker hätten weitgehend gestanden.

“Im Wesentlichen geht es um illegale Raubkopie-Veröffentlichungen und Ausspionieren von Daten über Trojaner“, sagte der Behördensprecher. Beschuldigt werden ein 17-jähriger Discjockey aus Duisburg und ein 23-jähriger Mann aus Wesel. Sie wohnen nach Angaben der Staatsanwaltschaft noch bei ihren Eltern. Bis auf das Sexfoto hätten sie ausschließlich Musik heruntergeladen. „Das waren in großer Zahl unveröffentlichte Musikstücke“, sagte Haferkamp.

Für ihre Aktion benutzten die beiden jungen Männer Trojaner, also getarnte Software-Programme. „Die Masche als solche ist nichts besonderes. Es erfordert nur ein gewisses Know-how und Beharrlichkeit, um zum kriminellen Erfolg zu kommen“, sagte Haferkamp. Das Sexfoto sei wohl eher ein Zufallsfund gewesen, den der junge DJ für seine Zwecke nutzen wollte.

Das darauf abgebildete Opfer sollte ein „shoutout“ auf einen Tonträger aufsprechen, eine Art Empfehlung für den Discjockey aus berufenem Promi-Mund, wie Haferkamp sagte. Auf seiner Internet-Seite zeigt der DJ ein anzügliches Foto der Sängerin Kesha mit dem Kommentar: Die Veröffentlichung sei die Rache dafür, dass die Sängerin ihm kein „shoutout“ geben wollte.

Die von Fans heiß erwarteten Songs boten die Hacker nach Erkenntnissen der Ermittler auf einer Plattform zum Verkauf an. „Selbst wenn sie im fünfstelligen Bereich verdient haben, ist das vom Schaden her eine echte Nummer“, sagte der Oberstaatsanwalt. Beim Verkauf unter der Ladentheke werde eben nicht so viel erzielt, wie beim Verkauf über die Ladentheke. Deshalb liegt der Schaden, der den Musikern entstand, weit über dem Gewinn der Hacker.

Aber offensichtlich wollten einige Fans die brandneuen Songs nicht aus dunklen Quellen. Über diese Fehleinschätzung stolperten die beiden Hacker schließlich, als sie sich mit ihrer Beute an einen Kelly Clarkson Fan-Club wandten. Dort wurde man misstrauisch, wandte sich an die Künstleragentur, und die ging zur Polizei. Daneben gab es eine weitere Anzeige von einer „Rechte-Inhaberin“.

Seit einigen Jahren passiere es immer wieder mal, dass Songs auch von großen Künstlern vor der offiziellen Erscheinung im Netz auftauchen, hieß es bei einem Tonträger-Unternehmen. „Dadurch, dass Informationen digital verfügbar sind und mehrere Leute darauf Zugriff haben, kann das immer passieren, dass so was rauskommt“, sagte ein Insider der dpa. Das sei immer auch mit einem wirtschaftlichen Schaden verbunden. Kriminelle Machenschaften seien in dem Zusammenhang aber eher selten.