Die verheerendste Sturmserie der letzten 40 Jahre zerstört ganze Städte und Dörfer. Obama macht sich auf den Weg in das Krisengebiet.

Pleasant Grove/Alabama. Im Südosten der USA sind bei der verheerendsten Tornado-Serie seit fast 40 Jahren mindestens 280 Menschen ums Leben gekommen. Die Unwetterfront zog am Mittwoch über sechs US-Staaten hinweg und richtete von Texas bis New York erhebliche Schäden an. In Alabama musste ein Atomkraftwerk vorübergehend mit Dieselgeneratoren betrieben werden, nachdem die externe Stromversorgung zusammengebrochen war.

US-Präsident Barack Obama kündigte an, er werde am (morgigen) Freitag in das Katastrophengebiet reisen und sich persönlich ein Bild vom Ausmaß der Schäden machen.

In dem am stärksten betroffenen Staat Alabama wurde die Zahl der Toten offiziell mit mindestens 194 angegeben. „Wir erwarten leider, dass die Zahl noch steigen wird“, sagte Gouverneur Robert Bentley dem Fernsehsender ABC.

„Es ging alles so schnell, es war unglaublich“, sagte der Feuerwehrmann Jerry Steward am Donnerstagmorgen bei den Aufräumarbeiten an dem zerstörten Haus seines Sohnes im benachbarten Birmingham. Der Wetterdienst habe gesagt, der Sturm werde die Stadt in 15 Minuten erreichen, doch bevor er sich versehen habe, sei das Unwetter schon da gewesen. Er habe sich mit seiner Familie gerade noch unter der Veranda seines Hauses in Sicherheit bringen können. Zwei seiner Nachbarn konnten sich nicht mehr retten, ihr Haus wurde aus dem Fundament gerissen.

Rund um Tuscaloosa stürzten Bäume und Strommasten auf die Straßen, zahlreiche Autofahrer ließen ihre Wagen stehen, um Schutz zu suchen.

Auch in anderen US-Staaten waren zahlreiche Opfer zu beklagen. In Mississippi und Tennessee wurden jeweils 33 Tote gemeldet. In Georgia kamen den Angaben zufolge 14 Menschen ums Leben. Virginia meldete fünf, Kentucky ein Todesopfer. Die Ausläufer der Sturmfront reichten bis nach New York, wo Dutzende Straßen überschwemmt wurden.

US-Präsident Barack Obama sagte dem Staat Alabama Bundesmittel zur Bewältigung der Naturkatastrophe zu. Rund 2.000 Soldaten der Nationalgarde kamen bereits zum Einsatz. „Wir sind mit dem Herzen bei jenen, die von dieser Verwüstung betroffen sind und wir preisen den heldenhaften Einsatz derer, die unermüdlich gegen das Unglück ankämpfen“, sagte Obama.

Nach Angaben von Gouverneur Bentley waren in Alabama rund eine Million Menschen ohne Strom. In der Nähe der Stadt Huntsville schnitt der Sturm auch das Atomkraftwerk Browns Ferry von der externen Stromversorgung ab. Das Sicherheitssystem mit sieben Dieselgeneratoren habe plangemäß funktioniert und der Vorfall sei auf dem niedrigsten Gefahrenniveau eingestuft worden, teilte die US-Atomsicherheitsbehörde mit.

In Huntsville mussten auch die Meteorologen des Nationalen Wetterdienstes vor Tornados in einen Schutzraum flüchten und ihre Überwachungsaufgaben auf die Kollegen in Mississippi übertragen. „Wir mussten Schutz suchen wie die anderen Menschen auch“, sagte Meteorologin Chelly Amin. In der gesamten Region seien 137 Tornados gemeldet worden, das Ausmaß der Schäden sei noch nicht abzuschätzen, sagte Amin. (dapd)