Sind ältere Boeing-Jets des Typs 737 eine Gefahr für die Passagiere? Ein klaffendes Loch im Dach einer Maschine löste Besorgnis aus.

Washington. Der beliebte Kurz- und Mittelstreckenjet Boeing 737 muss zur Überprüfung: Nachdem eine Maschine in den USA wegen eines Lochs im Dach notlanden musste, kündigte die nationale Luftfahrtbehörde FAA am späten Montag (Ortszeit) eine weitreichende Untersuchung an. Etwa 175 Jets weltweit sollen demnach auf Materialermüdung kontrolliert werden, 80 davon in den USA. Dabei handelt es sich um ältere Maschinen des Verkaufsschlagers von Boeing.

„Der Vorfall vom Freitag war sehr ernst“, sagte US-Verkehrsminister Ray LaHood in Washington. In mehr als zehn Kilometern Höhe hatte sich ein ungefähr 1,50 Meter langes Loch in der Flugzeughaut einer Maschine der Gesellschaft Southwest Airlines aufgetan. Die Piloten mussten notlanden. Wie durch ein Wunder wurde keiner der 123 Insassen ernsthaft verletzt. Am Wochenende wurden dann bei drei weiteren Southwest-Maschinen winzige Risse in der Außenhülle entdeckt.

Es war nicht der erste Vorfall bei Southwest. Bereits im Juli 2009 hatte ein etwa 30 Zentimeter langes Loch im Rumpf eine Maschine zur Notlandung gezwungen. Southwest betreibt nach Angaben der Luftfahrtbehörde in den USA die größte Flotte an älteren Boeing 737. Alleine am Montag fielen etwa 70 Flüge bei der Gesellschaft aus, weil die Maschinen zur Kontrolle am Boden blieben.

Die US-Luftfahrtbehörde will nun jene Boeing-Jets anderer Gesellschaften ebenfalls genauer unter die Lupe nehmen, die eine bestimmte Zahl an Flügen hinter sich haben. Betroffen sind demnach Boeing 737-300, -400 und -500 mit mehr als 30 000 Flugzyklen. Ein Zyklus besteht aus einem Start und einer Landung. Auch Hersteller Boeing selbst empfahl am Montag verstärkte Inspektionen.

Die 737 fliegt seit den 1960-er Jahren und ist der meistverkaufte Flugzeugtyp der Welt mit 6687 ausgelieferten Maschinen. Boeing hat das Modell seit dieser Zeit regelmäßig auf den neuesten technischen Stand gebracht. Viele Maschinen sind aber seit Jahren im Einsatz, weil sie als robust und zuverlässig gelten. Die Unglücksmaschine war nach Angaben von US-Medien 15 Jahre alt. Auch die Deutsche Lufthansa fliegt die 737 in zwei Ausführungen und nennt die Jets ihre „Arbeitspferde“.

Sollten sich die Befürchtungen bewahrheiten und weitere Risse entdeckt werden, drohte US-Verkehrsminister LaHood bereits mit Konsequenzen, ohne dies genauer zu spezifizieren. „Die Sicherheit steht bei uns an erster Stelle.“ Die Boeing 737 ist das direkte Konkurrenzmodell zur ebenfalls höchst erfolgreichen A320-Familie des europäischen Flugzeugherstellers Airbus. (dpa)